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Mein Mann, der Liebhaber und der Tote im Garten

Mein Mann, der Liebhaber und der Tote im Garten

Titel: Mein Mann, der Liebhaber und der Tote im Garten
Autoren: Angelika Buscha
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Baerenbaum. Ich rief Eule zu mir.
    Sarah Baerenbaum erschrak sichtbar, als sie sich umdrehte und den Hund sah.
    »Mein Gott!«, entfuhr es ihn »Was ist das denn?«
    »Ein Königspudel. Vielmehr eine Hündin«, korrigierte ich mich und überreichte ihr den Drink. »Sie ist harmlos.«
    Ich nahm Sarah Baerenbaum gegenüber Platz, wunderte mich aufs Neue über die Metamorphose beziehungsweise die Schauspielkunst der Frau und kraulte Eule, die sich jedoch nur eine kurze Streicheleinheit abholte und sich anschließend sofort wieder zu einem Nickerchen hinter den Strandkorb verkroch.
    Nach dem Austausch von ein paar Belanglosigkeiten über den wunderbaren Ausblick und den gepflegten Garten, kam Sarah Baerenbaum auf ihre Mutter zu sprechen.
    »Meine Mutter ist vor drei Tagen gestorben.«
    »Oh, das tut mir Leid für Sie.«
    Mein Beileid war aufrichtig gemeint.
    »Das muss es nicht. Sie kam als Pflegefall aus dem Krankenhaus. Sauerstoffmangel. Und außerdem wissen Sie doch, dass wir uns nicht mochten. Darüber hinaus hat es den großen Vorteil, dass ich jetzt nicht mehr so eine Unmenge fremden Personals in meinem Haus habe und tun und lassen kann, was ich will.«
    »Tut es Ihnen nicht ein bisschen Leid?«
    »Nein. Sie war meine Mutter, okay. Aber ich habe sie mir nicht ausgesucht. Sie hatte ein gewisses Alter erreicht und ein paar Schlaganfälle überstanden und nun ist sie tot.« Sarah Baerenbaums Stimme klang bestimmt. »Aber ich bin aus einem anderen Grund hier. Es geht um Ihren Mann.«
    Ich lachte auf. Ich warf den Kopf in den Nacken und lachte hell und viel zu laut.
    »Über Martin wollen Sie reden? Mit mir?«, gluckste ich übermütig und wusste mich kaum zu beherrschen. »Da sind Sie aber an der ganz falschen Adresse. Der wohnt nicht mehr hier.«
    »Das weiß ich. Immerhin war ich dabei, als Sie ihn rausgeworfen haben.«
    »Und was wollen Sie dann?«
    »Erklären Sie mir, wie Sie ihn für sich gewonnen haben.«
    Ich schaute sie ungläubig an.
    »Wie bitte?« Ich wollte mich vergewissern, dass ich die Frage richtig verstanden hatte.
    »Ich möchte wissen, wie Sie ihn dazu bekommen haben, Sie zu heiraten.«
    Ich dachte, ich sitze im falschen Film. Ich sollte der Geliebten meines Mannes Nachhilfeuntenicht geben? War die Frau noch normal?
    Gut. Der Mann, um den es ging, war quasi mein Exmann. Mein zukünftiger Exmann, um genau zu sein. Dennoch fand ich das Ansinnen abenteuerlich, ja geradezu pervers und absolut niederträchtig.
    »Meinen Sie nicht, Sie sind bei mir an der falschen Adresse?«, fragte ich und hatte Mühe, nicht gemein zu werden. »Immerhin sind Sie eine von zwei Frauen, mit denen mein Gatte ein Verhältnis hatte. Und zwar nicht nur mal eben so, sondern gleich über Jahre.«
    Sarah Baerenbaum nippte an ihrem Wodka Lemon und sah mir ins Gesicht. Eine Attitüde, die sie zu der Zeit, als sie meine Klientin gewesen war, niemals draufgehabt hatte. Diese Dame, die mir jetzt gegenüber saß und mir so ungeniert in die Augen schaute, kannte ich nicht.
    »Sie meinen, ich bin schuld am Scheitern Ihrer Ehe?«, fragte Sarah Baerenbaum.
    »Das habe ich nicht gesagt. Das denke ich auch nicht. Sie und Laura Hesselbach, Sie beide waren lediglich ein Indiz für das Scheitern.« In meiner Stimme schwang Arroganz mit: »Und nur mal so ganz unter uns, alles andere würde Ihre Rolle für unsere Ehe auch erheblich überbewerten.«
    Sarah Baerenbaum setzte sich kerzengerade hin.
    »Was soll das denn heißen?«
    Ich geriet in Erklärungsnot. »Ich meine, vielleicht hat mein Mann mich geliebt. Und vielleicht kann man dreizehn Jahre Ehe nicht einfach so wegwerfen für eine von zwei Geliebten, mit denen man noch nie den Alltag geteilt hat?«
    »Hören Sie auf, mich zu beleidigen«, unterbrach mich Sarah Baerenbaum und fuhr fort: »Ich mag Sie nicht. Ich mag Ihr Haus nicht, Ihre Art zu leben ...«
    »Das ist auch nicht notwendig, oder?«, unterbrach ich die beginnende Tirade der Frau gereizt.
    »Woher wollen Sie das denn wissen? Vielleicht liebe ich den Mann ja auch und würde gerne seine Art des Lebens mit ihm teilen. Nur muss ich es dazu kennen.«
    Ich starrte die Frau vor mir an. Sie war unlogisch und hatte einen Knall. Definitiv.
    »Wissen Sie was? Gehen Sie nach Hause, werfen Sie eine Valium ein oder nehmen Sie gleich zwei oder drei. Beruhigen Sie Ihre Nerven und dann denken Sie vielleicht mal logisch über das nach, was Sie hier veranstalten.«
    Vielleicht hatte die Ironie in meiner Stimme das Fass zum Überlaufen gebracht.
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