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Killer im Kopf

Killer im Kopf

Titel: Killer im Kopf
Autoren: Jason Dark
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Der Machetenmann bereitete das Blutbad sorgfältig vor!
    Er wartete, bis die Dämmerung über das Land gefallen war, denn die Graue erinnerte ihn an sein eigenes Leben, das ebenfalls im Grau der Vergangenheit verschwunden war. Aber sie war trotzdem vorhanden, sie drängte sich vor und tiefer in ihn hinein. Sie ließ sich nicht unterdrücken, sie war immer präsent, egal wie.
    Er strich mit zwei Fingern durch sein Gesicht, bevor er sich an den kleinen Tisch setzte. Dort faßte er mit beiden Händen nach dem Wasserglas, leerte es.
    Er war zufrieden, seinen Durst gestillt zu haben. Aber er spürte noch den Hunger, der in seinen Eingeweiden wühlte, als wäre er ein Tier. Ein böses, wildes Tier. Die Gier übermannte ihn. Er brauchte Fleisch, viel Fleisch, das wußte er. Am Morgen hatte er schon etwas zu sich genommen, am Mittag weniger, jetzt war sein Magen ein ausgebrannter Ofen, der nach Nachschub verlangte.
    Neben ihm auf dem Tisch stand der Teller. Er hatte beinahe schon die Größe einer Platte. Das Porzellan auf der Oberseite war nicht mehr zu sehen. Es wurde von den dünn geschnittenen Fleichscheiben verdeckt.
    Roastbeef, englisch gebraten, sehr kurz nur hatte es in der Pfanne gelegen. Dementsprechend rosig oder blutig war es.
    Er griff mit den Fingern zu. Gewürze brauchte er nicht. Er stopfte sich die Scheiben so zwischen die Zähne, kaute lange und genüßlich durch.
    Dabei grinste er und schaute auf den Teller. Seine Augen leuchteten, die Nasenflügel blähten sich beim Einatmen auf.
    Es tat ihm gut, so zu essen. Schlingen, kauen, schmatzen. Der Geschmack des rohen Fleisches war für ihn das Leben. Sattes, pralles Leben. Er liebte alles, was roh war. Für ihn war es mehr als nur ein Stück Fleisch.
    Ruhig aß er weiter.
    Mit jeder Scheibe nahm seine Kraft zu. Der Saft, den er beim Kauen produzierte, lief ihm sogar aus den Mundwinkeln.
    Niemand störte ihn bei dieser Mahlzeit, die nicht einfach nur ein Essen war oder eine Aufnahme von Nahrung. Dieses abendliche Mahl glich bei ihm einem Ritual, das einzig und allein für ihn bestimmt zu sein schien.
    Es tat ihm unwahrscheinlich gut.
    Schweiß ließ sein rundes Gesicht ölig erscheinen. Der Mund des Mannes war breit, und die Kaubewegungen glichen ebenfalls rituellen Gesten. Immer gleich, nicht zu schnell und auch nicht zu langsam, nur so kam er voran. Das brauchte er auch. Der Machetenmann wollte nicht, daß ihn die Kraft verließ.
    Irgendwo trafen sich Mensch und Tier. Es gab einen bestimmten Punkt, da waren sie gleich. Da verwischten dann die Unterschiede, und auch er wußte nicht mehr so recht, ob er sich weiterhin als Mensch oder als Tier fühlen sollte.
    Es ging ihm gut, wenn er aß. Als er nach der letzten Scheibe faßte, sie kurz anschaute, bevor er sie in den Mund schob, da ließ er sie für einen langen Augenblick sichtbar zwischen seinen Zähnen stecken, als wollte er einem anderen, der nicht in der Nähe war, zeigen, wie gut es ihm ging.
    Langsam verschwand die Scheibe in seinem Mund. Der Mann kaute wieder genüßlich. Das rohe Fleisch wurde von seinen Zähnen zermalmt, und noch einmal genoß er den absoluten Geschmack.
    Dann war der Teller leer!
    Der Machetenmann lehnte sich zurück. Er spürte in seinem Rücken die harte Stuhllehne, streckte die Beine aus, nickte vor sich hin und war zufrieden.
    Relativ zufrieden. Die große Zufriedenheit würde noch folgen. Dazu brauchte er die Nacht, ihren Schutz, ihren Schatten. Er würde in sie eintauchen und ebenfalls zu einem Schatten werden. Von keinem gesehen, unsichtbar durch die Finsternis schreitend, um dann um so schneller zuschlagen zu können.
    Er strich mit seinen flachen Händen über den Leib hinweg. Dabei hatte er das Gefühl, keine Kleidung zu tragen. In der Tat war das Seidenhemd sehr dünn. Es lag eng an. Der Machetenmann liebte es. Für ihn war es sein Kampfhemd, und als er lächelte, hatte er noch immer den Blutgeschmack im Mund. Es ging ihm gut, und es würde ihm auch weiterhin gutgehen.
    Mit einer ruckartigen Bewegung stand er auf. Mit keiner Geste hatte er sie zuvor angekündigt. Ein Zuschauer hätte sich über die Geschmeidigkeit und Kraft dieser Bewegung gewundert. Der Mann nicht.
    Er nahm es als gegeben hin, denn er kannte sich.
    Es ging ihm gut.
    Nein, nicht nur das. Es ging ihm sogar glänzend. Er war einfach super in Form, und er wußte, daß seine Waffe in dieser Nacht wieder reiche Beute finden würde.
    Im Halbdunkel durchschritt er den Raum, bis er vor dem schmalen Fenster
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