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Mein Mann, der Liebhaber und der Tote im Garten

Mein Mann, der Liebhaber und der Tote im Garten

Titel: Mein Mann, der Liebhaber und der Tote im Garten
Autoren: Angelika Buscha
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ein paar Eiswürfel zum Kühlen bringen - oder geht‘s?«
    »Geht schon«, stammelte er zwischen zwei Keuchern.
    »Lass mal sehen.«
    Ich griff nach Gregors Handgelenken, um seine Hände von der Unterhose wegzuziehen, doch Gregor presste seine Oberschenkel mit einer Kraft zusammen, gegen die ich nicht ankam.
    »Jetzt stell dich nicht so an und lass mich nachsehen. Vielleicht habe ich ja irgendetwas verletzt.«
    »Dazu muss man nicht nachsehen. Das weiß ich auch so.« Sein stoßhafter Atem zerhackte die Sätze.
    »Ja, aber ich nicht. Vielleicht musst du ja zum Arzt.«
    »Bist du bescheuert? Was soll ich denn beim Arzt?«
    Mein zielbewusstes Knie hatte hervorragende Arbeit geleistet. Gesteuert von einem Selbsterhaltungstrieb, der sich mitleidlos gegen eine gute Erziehung und zu viel Emotionen durchgesetzt hatte, konnte ich mir nach vollbrachter Tat durchaus etwas Mitgefühl gönnen, ohne das Gesicht zu verlieren.
    »Na ja, vielleicht gibt er dir eine Spritze, damit die Schwellung schneller zurückgeht.«
    In dem Moment hörte ich, wie sich ein Schlüssel in der Haustür drehte. Ich lauschte gebannt, während sich das Mitgefühl in Lichtgeschwindigkeit davonstahl. Dafür wogte eine Welle der Hysterie über mich hinweg.
    Das konnte nur Lisa sein. Ich hatte völlig vergessen, dass ich sie gestern Nachmittag gebeten hatte, heute etwas früher zu kommen, da wir die Adresskartei auf Vordermann bringen wollten, bevor wir gegen zehn Uhr wieder für Hinz und Kunz erreichbar zu sein hatten.
    Irritiert schaute ich auf meine Armbanduhr. Es war zehn nach acht.
    »Hallo, Lisa, wir sind in der Küche!«, rief ich mit einer Stimme, die kurz davor stand, sich zu überschlagen. Das fehlte mir gerade noch, dass Lisa mitbekam, wie ich Gregor hatte zu Boden gehen lassen.
    Doch bevor Lisa uns erreichte, hatte Gregor sich schon aufgerichtet und war unter einem gepresst hervorgestoßenen »Scheiße« quer durch die Küche zum Tresen hinübergerutscht. Dort lehnte er sich erschöpft an. Seine Arme hingen herunter, die Knie ragten leicht geöffnet in die Höhe. Von der Stirn perlten Schweißtröpfchen in Richtung Augenbrauen. Vor ihm lag seine Brille, ein Glas war zersplittert, ein Bügel verbogen.
    Seine Coolness hatte sich für heute Morgen erledigt. Auch nicht schlecht.
    Lisa öffnete die Küchentür und blieb wie angewurzelt im Türrahmen stehen.
    »Guten Morgen ... Ah ... Was ist denn hier los?«
    »Äh ... hm ... ja, wir reden gerade nur so«, stotterte Gregor und wischte sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht.
    »Ach so. Klar, Mann. Und weshalb sitzen Sie dabei auf dem Fußboden und gucken, als sei Ihnen gerade die Heilige Mutter Gottes erschienen?«
    »Na, ist sie ja auch irgendwie.« Gregor versuchte sich in einem Grinsen, das gründlich missriet.
    »Kann mir mal einer sagen, was hier gerade abgeht, oder soll ich lieber ins Büro gehen und so tun, als hätte ich nichts bemerkt?«
    »Das ist eine tolle Idee«, sagte ich und schob Lisa aus der Küche.
    »Was haben Sie denn mit dem gemacht?«, flüsterte sie mir zu, als ich sie durch die Eingangshalle weiter Richtung Büro drängte.
    »Nichts. Na ja, um ehrlich zu sein« - ich suchte nach einer Ausflucht, entschied mich dann jedoch, es bei der Wahrheit zu belassen »ich hab ihm in sein Heiligtum getreten.«
    Lisa sah mich überrascht an, stutzte und riss die Augen auf.
    »In die Eier? Ah, und weshalb ... Ich meine, das macht man doch nicht eben mal so.« Sie kniff die Augen zusammen, als sehe sie mich unscharf. »Ich meine, ist der Ihnen zu nahe getreten? Soll ich Ihnen vielleicht behilflich sein?«
    »Bei was denn?«
    »Ich weiß nicht. Vielleicht beim Rausschmeißen.«
    Ich lachte. »Nein, nein, Lisa, das krieg ich schon hin.«
    »Lachen Sie nicht. Ich will ja nur helfen.«
    »Sei nicht so empfindlich. Ich lach dich nicht aus. Ich stell mir nur vor, wie wir zwei ihn an den Armen durch die Halle zerren, und das kommt mir eben albern vor.«
    »Hm ... Und warum haben Sie das nun gemacht?«
    »Er hat sich wie ein Arschloch aufgeführt und mich mit seinen Armen umklammert.«
    »Ach so. Sie haben sich gewehrt. Ist ja echt cool, Mensch.« Ich registrierte die Erleichterung, mit der sie zur Kenntnis nahm, dass ich aus Notwehr zugetreten hatte, womit ihre Welt wieder in Ordnung war.
    Ich nahm Lisa bei den Schultern und führte sie ins Büro, das über einen in Champagnerfarbe gehaltenen Korridor zu erreichen war, der links vom Hauseingang abging. »Lisa, tust du mir einen Gefallen?«
    »Klar
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