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Mein Mann, der Liebhaber und der Tote im Garten

Mein Mann, der Liebhaber und der Tote im Garten

Titel: Mein Mann, der Liebhaber und der Tote im Garten
Autoren: Angelika Buscha
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sind.«
    »An deiner Stelle würde ich im Wohnzimmer nachsehen. Ich glaube, da hast du sie gelassen.«
    »Im Wohnzimmer? Da war ich doch gestern gar nicht.«
    »Doch, da hast du nach ›Men‘s Health‹ gesucht. Und wahrscheinlich hast du dir da drin die Socken ausgezogen, weil du schon die ganze Zeit gejammert hast, es sei viel zu heiß in der Bude.«
    »Ich hab doch nicht Bude gesagt.«
    »Hast du doch.«
    »Das würde mir nicht im Traum einfallen.«
    »Ist dir aber.«
    »Wie käme ich dazu, diesen Palast als Bude zu bezeichnen?«
    »Gregor, hör jetzt auf, das nervt. Und lenk nicht immer ab. Wir müssen eine Pause einlegen.«
    »Was für eine Pause denn nun schon wieder?«
    Während des Dialogs hatte Gregor sich von mir abgewandt und suchte nun seine Socken im angrenzenden Wohnzimmer.
    Ich behielt ihn fest im Blick.
    »Na, eine Pause eben.«
    »Und wozu soll die gut sein?«
    Gregor, der sämtliche Kissen meiner Couch aufgenommen hatte und nach seinen Socken fahndete, drehte sich jetzt zu mir um.
    »Ich versteh das nicht, Claire «, fuhr er fort, während er die weinroten Samtkissen an seine durchtrainierte Brust drückte. »Mache ich irgendetwas falsch? Ich meine, mal abgesehen von dem, was alle Männer im Umgang mit Frauen falsch machen.«
    Er hielt das wohl für einen genialen Geistesblitz, denn er grinste mich selbstsicher an. Ich lächelte nicht zurück.
    »Mein Mann kommt zurück.«
    »Was für ein Mann denn?«
    »Na meiner.«
    »Willst du mich verarschen?«
    »Nein.« Meine Stimme kam direkt aus der Eiszeit.
    Ich war ungehalten ob seiner Begriffsstutzigkeit. Behaupte noch mal jemand, Männer denken logischer als Frauen oder gar schneller. Mitnichten. Gregor lieferte gerade den Beweis.
    Jede halbwegs intelligente Frau hätte gewusst, dass sie abserviert wurde und es sich nicht um ein Machtspiel oder ähnliche Albernheiten handelte. Bei Männern von Gregors Zuschnitt lief das jedoch anders.
    Gregor war besessen von dem Wahn, den Größten zu besitzen, ist ja klar, und der Größte unter der Sonne, wenn nicht gar ein Gottesgeschenk ans weibliche Geschlecht zu sein. Gemeinhin nennt man so viel Größe Größenwahn. Gemeinhin sucht er in dieser Form nur Männer heim. Und gemeinhin ist er ein Zeichen von Dummheit. Und Gregor war dumm.
    Mit Gregor konnte ich oberflächlich über die neuesten Kinofilme, etwas ausgiebiger über die besten Vitaminpräparate, den Aufbau seiner Muskulatur und endlos lange über die neuesten Disco- und Modetrends reden. Natürlich auch darüber, ob roter Afghane besser war als schwarzer und sein Dealer in Hamburg oder nicht. Ein Thema allerdings, das ich vermied, da es mich jedes Mal auf die Palme brachte. Ich hielt nichts von Drogen, nichts von Dealern und nichts von künstlich initiierten Kicks.
    Jedenfalls war Gregors thematische Brandbreite damit erschöpft, was mich naturgemäß nicht weiter interessierte oder störte, da ich mit Gregor keine intellektuellen Diskussionen über das neueste Theaterstück oder das Elend dieser Welt zu führen gedachte.
    Gregor hatte eine einzige Funktion: Er war meine Tagesdosis Prozac, mein Johanniskraut, mein Stimmungsaufheller gegen zu schnelles Altern oder einsame Abende, an denen niemand anrief, nicht einmal mein eigener Mann, und an denen ich mir von Zeit zu Zeit so entsetzlich überflüssig vorkam.
    Gregor glänzte also an diesem Morgen durch Begriffsstutzigkeit, die mich nicht sonderlich überraschte, durch das Wiederholen seiner Frage jedoch überdeutlich zutage trat.
    »Wieso dein Mann? Du hast doch gar keinen.«
    Er schaute mich an wie ein Schwein ein Uhrwerk. Komplett überfordert.
    »Wer hat denn das gesagt? Ich bestimmt nicht.«
    »Sicher hast du es gesagt.« Seine Stimme bekam einen gereizten Unterton, während er sich von mir wegdrehte, die Kissen zurück auf die Couch pfefferte und nach einer kleinen Pause fortfuhr: »Ich meine, am ersten Abend. Als wir uns kennen lernten.«
    »Du meinst an dem Abend, als du in die Agentur geschneit kamst, um dich in die Kartei aufnehmen zu lassen?«
    »Ja. Da hast du mir doch erzählt, dass dein Mann gestorben ist und ich mich nicht wundern soll, dass noch überall seine Klamotten rumhängen.«
    »Na und?«
    »Du hast mich angelogen.« Fassungslos schüttelte er den Kopf, ein unkontrolliertes Augenblinzeln zeugte von seiner Irritation. Das war nun wiederum einfach unwiderstehlich und ich ertappte mich bei dem Gedanken, den Typen ins Bett zerren zu wollen, um das Gespräch danach fortzusetzen.
    Leider
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