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Mein Mann, der Liebhaber und der Tote im Garten

Mein Mann, der Liebhaber und der Tote im Garten

Titel: Mein Mann, der Liebhaber und der Tote im Garten
Autoren: Angelika Buscha
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auch gut aussehende Mittzwanziger oder- dreißiger in meine Kundenkartei auf. Sie waren zwar in der Mehrzahl nicht ganz so betucht, durch ihre Jugend jedoch blendend vermittelbar.
    Gerhard Meinhard hatte mich zwei Wochen zuvor angerufen und um einen Termin gebeten. Da ich die ungezwungene Atmosphäre und Anonymität kleiner Cafés als ideale Voraussetzungen für ein erstes Treffen empfinde, hatten wir uns am Dienstag darauf in einem kleinen Bistro getroffen, um zu prüfen, ob er meinem Anforderungskatalog entsprach und ich meinerseits seinen Vorstellungen von einer professionellen Eheanbahnerin.
    Die Zusammenkunft verlief angenehm. Über seine altersbedingte Leibesfülle tröstete sein Vermögen hinweg, so dass ich ihn bat, mich in meinem Büro aufzusuchen, um einen offiziellen Vertrag abschließen und seine Daten in die Kartei aufnehmen zu können.
    Tja, und da hatte er es vorgezogen zu sterben.
    So grottendämlich kann auch nur ein Mann sein. Oder hat schon mal jemand von einer Frau gehört, die in einem Eheanbahnungsinstitut verschied? Na, ich jedenfalls nicht.
    Wobei mir scheint, dass es typisch für Männer ist, an unliebsamen Orten dahinzuscheiden. Der eine oder andere stirbt gar im Hotel, während er mit seiner Geliebten dem Höhepunkt zustrebt. Hat man inzwischen so oft gehört, dass es einem wie ein albernes Klischee vorkommt. Passiert aber dennoch immer wieder. Nicht weniger üblich scheint Herzversagen hinterm Lenkrad zu sein. Da fahren gestandene Mannsbilder zu dicht auf, drängeln, was das Zeug hält, und sind so genervt von dummdreisten Linksfahrern, dass die zu hohe Adrenalinausschüttung kurze Zeit später den Herzanfall einleitet. Alles schon vorgekommen und durch Zeitungsberichte dokumentiert. Den Tod einer Fahrerin hat dagegen noch nie eine Tageszeitung vermeldet.
    Eigenartig, nicht wahr?
    Gerhard Meinhard halste mir mit seinem Tod ein Problem auf, verstarb aber erst - der Fairness halber sei es erwähnt - nachdem er mir die erste Rate mit einem entschuldigenden, gleichsam spitzbübischen Lächeln bar auf den Tisch gelegt hatte. Er wollte vermeiden, dass seine Buchhalterin durch Zufall sein Bemühen entdeckte, auf diesem Wege eine neue Frau zu finden. Das wäre ihm peinlich gewesen. Hochnotpeinlich.
    Ich konnte seine Skrupel bestens verstehen. Sie waren für die meisten meiner Kunden typisch. Selbst mir, so muss ich gestehen, käme vielleicht noch in den Sinn, mich über eine professionelle Vermittlung nach einem potentiellen Ehepartner umzusehen. Darüber reden würde ich niemals.
    Allerdings hatte ich eine Vermittlung bei meinem Aussehen auch nicht nötig. Aber das nur nebenbei und mal unabhängig davon, dass ich seit dreizehn Jahren verheiratet war und mir bei Bedarf den einen oder anderen Liebhaber zulegte. Im Moment war gerade Gregor dran.
    Während ich an diesem Morgen in der Küche saß und den Ereignissen des vergangenen Abends nachhing, lagen vor mir auf dem Küchentisch ein zerlesenes »Men‘s Health«, ein Handy und zwei winzige Pfeifen mit abgekautem Mundstück. Zwischen einer Art-déco-Blumenvase in klassischem Schwarzweiß, die mit dreißig weißen Tulpen gefüllt war, und einem fünfarmigem Art-déco-Kerzenhalter, in dem halb heruntergebrannte, weiße Kerzen steckten, stand eine zierliche, grüngelbe Tabakdose. Ihre aufgerissene Banderole ragte wie abgefressen in die Luft und störte das feinsinnige Arrangement erheblich. Ein braun geflecktes Haushaltstuch zum Abtupfen der braunen Tabakbrühe, die früher oder später aus jeder Pfeife rann, lag zusammengeknüllt neben einem benutzten Pfeifenreiniger, der selbst noch an diesem Morgen bittere Dämpfe absonderte. Dopedämpfe.
    Dope riecht allen anders lautenden Gerüchten zum Trotz ziemlich widerwärtig. Zumindest für meine Nase. Dagegen ist der Gestank, der einem vollen Aschenbecher entweicht, ein sinnliches Labsal.
    Mein Küchentisch jedenfalls glich einem Grabbeltisch und ich war ziemlich stinkig.
    Gregor lag schlafend im Bett, während ich angewidert auf das Desaster blickte, hin- und hergerissen zwischen »Scheiße, lass ihn doch, hat sich eh erledigt« und »Gleich hau ich ihm eine rein«.
    Genervt ging ich zum gemauerten Tresen hinüber, der meine Küche vom Wohnzimmer trennte, und bereitete mir den zweiten Milchkaffee zu. Meine Augen waren nicht mehr ganz so verquollen wie noch zwanzig Minuten zuvor.
    Ich hoffte inständig, mir bliebe noch diese eine Tasse, bevor Gregor durch lautes Türenschlagen in der oberen Etage anzeigte,
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