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Mein Mann, der Liebhaber und der Tote im Garten

Mein Mann, der Liebhaber und der Tote im Garten

Titel: Mein Mann, der Liebhaber und der Tote im Garten
Autoren: Angelika Buscha
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hatte mir durch meine verschiedenen Liebhaber jedoch andererseits eine Toleranz angeeignet, die diese Art Macken hinnahm, ohne dass ich gleich spitze Bemerkungen losließ. Bescheuert fand ich es trotzdem.
    Sah man von dieser Masche jedoch ab, sah Gregor einfach umwerfend aus. Ende zwanzig, zirka eins fünfundachtzig, schlank, mit dunkelbraunen Haaren und graugrünen Augen, die häufig blinzelten, da er kurzsichtig, aber zu eitel war, Kontaktlinsen oder eine Brille zu tragen. Brillen stünden ihm nicht, lediglich Sonnenbrillen, hatte er mir schon am ersten Abend offenbart, und durch Kontaktlinsen tränten die Augen. Also blinzelte er, was ihm den Charme eines unsicheren Halbwüchsigen verlieh.
    Bei seinem Anblick schmolzen selbst hartgesottene Feministinnen schneller als jedes Eis am Stiel. Nun bin ich zwar keine Emanze, dennoch hatte es bei Gregors erstem Besuch in meiner Agentur nur etwa dreieinhalb Minuten gedauert, bis ich wusste, dass ich den Mann in meinem Bett haben wollte. Unbedingt. Und dass ich auf Ärger gefasst sein musste. Er hatte jene undefinierbare Ausstrahlung, die hinter allem Charme exakt das prophezeite.
    »Hallo, Gregor! Auch schon auf?«
    »Sei mal nicht so vorlaut. Schließlich muss nicht jeder zu nachtschlafender Zeit seinen ersten Kaffee trinken und meditieren.«
    »Ich meditiere nicht.«
    »Ist wohl auch zu anstrengend für deinen hübschen Kopf.« Er grinste unverschämt zu mir herüber.
    »Ich denke, du solltest dir keine Gedanken darüber machen, was mein hübscher Kopf kann oder nicht.«
    »Du meinst, es reicht, wenn ich weiß, was dein hübscher Körper so alles draufhat?«
    Während er auf mich zukam und mir einen seiner standardisierten Morgenküsse auf die Stirn kleben wollte, beschloss ich, ihm klar zu machen, wer hier das Sagen hat.
    Ich setzte mein verführerischstes Lächeln auf - so die Nummer, Augenaufschlag von unten, leicht anzüglich lächelnder Mund - und packte ihn mit der linken Hand bei den Eiern, während ihn meine rechte in Brusthöhe auf Abstand hielt. Er griff überrascht nach meinem Handgelenk, den Mund zusammengepresst, so dass die Kieferknochen aus dem Gesicht hervortraten, und wollte nach vorne einknicken, was meine rechte Hand an seiner Brust verhinderte. Seine Brille rutschte ihm über die Nase bis vor den Mund. Gregor hing fest wie der Fuchs in der Falle.
    Wir starrten uns an. Auf seiner Stirn schwoll die vertikale Ader zwischen den üppigen Brauen zu beträchtlichem Format an.
    »Weißt du was, Gregor? Ich höre mir deine Scheiße seit knapp sechs Wochen an. Und ich habe keine Lust mehr dazu. Definitiv nicht. Du bist draußen.«
    Ich ließ sein Heiligtum los und trat vorsichtshalber zwei Schritte zurück, während sich Gregor mit schmerzverzerrtem Gesicht keuchend nach vom beugte und instinktiv die Hände vor seine Weichteile hielt. Die Brille machte endgültig einen Abgang und landete auf den Küchenfliesen.
    Den Griff ins männlich sensible Heiligtum hatte mir meine erste große Liebe beigebracht. Der Mann erklärte mir damals, der Griff sei zur Selbstverteidigung optimal, da Männer gemeinhin nicht damit rechneten, von Frauen frontal zwischen den strammen Oberschenkeln gepackt zu werden. Schon gar nicht von Frauen wie mir, die gut erzogen, wohlhabend und gebildet waren. Und Recht hatte er. Bislang hatte diese Aktion noch immer für eine Überraschung gesorgt.
    »Wie meinst du das, ich bin draußen?« Gregors Hände glitten in seine Unterhose, während ich mich bückte, seine kostbare Ray Ban vom Fußboden aufhob und ihm auf den Kopf setzte.
    »Nur damit du die nicht vergisst. Und wie ich‘s sagte«, fuhr ich fort, »Ende der Brücke, aus, vorbei. Ganz, wie du willst.«
    »Du willst sagen, du servierst mich gerade ab?«
    »Wenn du es so formulieren möchtest, von mir aus.«
    »Mann, Claire, nicht schon wieder am frühen Morgen eine dieser Szenen. Da kann ich jetzt überhaupt nicht drauf.« Gregor richtete sich mühsam auf, nahm die Hand aus der Unterhose, rückte die Sonnenbrille vom Kopf zurück auf die Stirn und fuhr fort, bevor ich etwas erwidern konnte: »Sag mal, wo sind eigentlich meine Socken von gestern Abend?«
    »Woher soll ich das wissen?«
    Ich sah ihn verdutzt an. Mit einem derart abrupten Themenwechsel hatte ich nicht gerechnet und er überforderte mein Reaktionsvermögen beträchtlich.
    »Du warst ja schließlich dabei, als ich sie auszog, oder?«
    »Zeitweilig.«
    »Hör auf, dich ahnungslos zu stellen, du weißt doch genau, wo die Dinger
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