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Mein Leben als Superagent

Mein Leben als Superagent

Titel: Mein Leben als Superagent
Autoren: Janet Tashjian
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rauszubringen – und das alles nur, weil ihre Tochter vor vielen Jahren eine falsche Entscheidung getroffen hat. Ich bin ganz sicher nicht scharf drauf, die Zeit bis zu jenem Tag zurückzudrehen, auf dass anders entschieden würde. Aber zum Glück reißt mich Moms Paulchen-Panter-Handy-Klingelton aus meinen Gedanken.
    Sie dreht sich vom Wasser weg, um besser hören zu können, und ich sehe ihr sofort an, dass irgendwas nicht stimmt. Ist Bodi etwa was passiert? Oder Grandma oder Matt oder Michael oder Pedro?
    Ich tanze wie ein Derwisch um sie herum, als Mom sagt: »Das tut mir so leid.«
    Sie streckt eine Hand nach mir aus, weil ich so laut störe, dass sie kaum was hören kann. Ich wende mich dem Wasser zu, das mir jetzt wieder unheilverkündend erscheint.
    stören
    unheilverkündend
    »Was ist denn passiert?«, frage ich, nachdem Mom endlich aufgelegt hat.
    »Das war Carlys Mutter. Sie haben Ginger heute Morgen tot im Käfig gefunden. Carly geht’s gar nicht gut.«
    Ich bin erleichtert, dass nur der Schuligel tot ist und nicht jemand, an dem ich hänge. Dann wird mir klar, wie schlecht sich Carly sicher fühlt, auch wenn sie Ginger nur über den Sommer in Pflege hatte. Als eine große Welle ans Ufer schwappt, klatscht sie mir um die Beine, und ich spüre die Strömung, genau die Unterströmung, die Susan James aus dem Leben gerissen hat. Ich bitte Mom um ihr Handy undwähle die Nummer des zuletzt eingegangenen Anrufs.
    Als Mrs Rodriquez drangeht, bitte ich sie, mich mit Carly sprechen zu lassen. Als die schließlich ans Telefon kommt, kann ich deutlich hören, dass sie geweint hat.
    »Du kannst nichts dafür«, sage ich. »Du hast nichts falsch gemacht.«
    Ich setze mich in den Sand und höre zu, eingeklemmt zwischen der Brandung und Carlys Schluchzern.

Besser geht’s nicht
    Wenn wir als Familie in Urlaub fahren, haben wir meistens einen vollen Terminplan: Bergwandern, Freunde besuchen, ins Museum gehen. Aber diesmal unternehmen wir an den verbleibenden Tagen gar nichts, und das fühlt sich hundertmal besser an. Als ich das zu meinen Eltern sage, geben sie mir recht.
    Für Mom steht die Gleichung fest:
    SUSAN JAMES’ TOD SELBSTVERSCHULDET + ICH AM LEBEN = WENIGER SEELISCHE BELASTUNG FÜR ALLE BETEILIGTEN
    Sie hat nichts dagegen, dass ich Fish & Chips aus der Papiertüte esse, und wischt mir nicht mal die Soße vom Kinn. Und als ich frage, ob ich nächste Nacht in Unterhosen über den Golfplatz rennen darf, lacht sie nur. Es ist, als hätte der Zeitungsartikel damals in einer Ecke von Moms Gehirn Wurzeln geschlagen und als hätten die jetzigen Entdeckungen das kleine Unkrautpflänzchen endlich aufgelöst und wieder Platz gemacht für schönere Sachen.
    aufgelöst
    Am letzten Tag möchte Mom nach Lambert Cove fahren, um sich den Sonnenuntergang anzuschauen. Lambert Cove ist eigentlich ein Strand nur für die Anwohner, aber nach achtzehn Uhr darf da jeder hin. Wir stellen das Auto ab und lassen unsere Schuhe neben denen der anderen Leute zurück, dann gehen wir überden sandigen Holzsteg zum Strand hinunter. Dad versucht unterwegs alle möglichen Pflanzen zu bestimmen, und ab und zu notiert er sich etwas in seinem Büchlein. Ich weiß, dass Bodi zu gern ohne Leine herumrennen würde, aber ich weiß auch, dass Mom gerade total entspannt ist, und ich will ihr (ausnahmsweise mal) nicht den Spaß verderben, indem ich ihre Regeln missachte.
    Anwohner
    Ich beuge mich zu einem Spinnennetz hinunter, das zwischen zwei Büschen aufgespannt ist. Wassertröpfchen glitzern darin. Ich muss Mom recht geben – dieser Ort ist wirklich magisch. Als wir schließlich zum Wasser kommen, verstehe ich endgültig, warum sie früher so gern hier war. Das ist einer der schönsten Strände, die ich je gesehen habe, ganz anders als die bei uns zu Hause.
    »Lass Bodi ruhig von der Leine«, sagt Mom. »Er will bestimmt gern frei herumtollen.«
    Das lasse ich mir nicht zweimal sagen. Bodi ist zwar langsamer als früher, kann aber immer noch halbwegs mit mir mithalten. Als ich mich zwischendurch nach meinen Eltern umdrehe, spazieren sie Arm in Arm am Strand entlang.
    Ein paar jüngere Kinder spielen Frisbee bei den Dünen, während ihr Großvater auf einem kleinen Grill Frikadellen brät. Der Geruch lockt Bodi an und er schnüffelt an der Kühlbox des Mannes herum.
    anlocken
    »Möchtest du auch was?«, fragt mich der Mann. »Es ist mehr als genug da.«
    Obwohl ich schon Fish & Chips, zwei Schokokekse, einen Erdbeer-Smoothie und eine Tüte
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