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Mein Leben als Superagent

Mein Leben als Superagent

Titel: Mein Leben als Superagent
Autoren: Janet Tashjian
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weiter. »Susan war total überdreht, nachdem Tim weg war. Wir haben beide versucht, eineSandburg mit dir zu bauen, aber du wolltest die ganze Zeit nur herumrennen.«
    Kenne ich.
    »Die Wellen waren riesig, aber Susan wollte trotzdem unbedingt noch mal ins Wasser. Sie hat das Meer schon immer geliebt. Wir waren ganz am rechten Rand des Strands, weit hinter dem Rettungsschwimmerturm. Susan war noch nicht mal eine Minute im Wasser, da wurde sie plötzlich von einer Unterströmung erfasst. Ich kann nicht besonders gut schwimmen, also hab ich dich auf den Arm genommen und bin losgerannt, um Hilfe zu holen.«
    Mom sieht genauso geschockt aus wie ich. »Susan ist also gar nicht ertrunken, als sie Derek zu retten versuchte?«
    Lauren schüttelt den Kopf. »Er isterst ins Wasser gegangen, als der Krankenwagen schon da war. Wir waren alle so mit Susan beschäftigt, dass keiner mitgekriegt hat, wie er reinging.« Sie zerzaust mir die Haare. »Du hattest echt Glück – dein Hund hat nach deiner Windel geschnappt und dich wieder an Land gezogen.«
    zerzausen
    Ich kann mich nicht erinnern, dass meine Familie je etwas im Chor gesagt hätte, aber jetzt tun wir’s: »Bodi?!«
    Als sich plötzlich alle Leute in der Verkaufsscheune nach uns umdrehen, fängt Lauren an zu lachen, dann beugt sie sich zu Bodi runter und knuddelt ihn noch mal. »Er muss noch ziemlich jung gewesen sein, aber ein mutiger Kerl war er schon damals.«
    Meine Mutter sieht aus, als würde sie gleich umkippen. »Die Frau vom Babysitterservice hat uns damals erzählt, Susan hätte versucht, Derekzu retten. Und Susans Mutter hat das auch gesagt.«
    »Zuschauen zu müssen, wie die beste Freundin stirbt, gehört zu den schlimmsten Sachen im Leben«, sagt Lauren. »Aber hinterher auch noch über die Umstände lügen zu müssen macht alles nur noch schlimmer.«
    Mom bittet sie, das näher zu erklären.
    »Als ich Susan im Wasser nicht mehr sehen konnte, hab ich angefangen zu schreien, mir Derek geschnappt und bin losgerannt. Zwei Typen sind ins Wasser gesprungen, während ich zum Parkplatz gelaufen bin, um Susans Mutter anzurufen – damals hatten wir noch keine Handys. Mrs James war superschnell da. Sie war komplett hysterisch. Als Krankenwagen und Polizei kamen und fragten, was passiert sei, hat sie die Sache in die Handgenommen und allen gesagt, Susan habe versucht, das Kleinkind zu retten, auf das sie aufpassen sollte.«
    hysterisch
    Krankenwagen
    Lauren holt einmal tief Luft und fängt dann an zu weinen. »Ich weiß bis heute nicht, ob sie mich nur falsch verstanden hat oder einfach davon ausgegangen ist, dass Susan sich heldenhaft verhalten hat, aber sie war so außer sich vor Angst, dass ich sie in ihrem Glauben lassen wollte. Ich hätte der Polizei gern die Wahrheit gesagt, aber ich war noch so jung und Mrs James so schrecklich durcheinander … Als die Polizei mich dann später befragte, kam es mir leichter vor, einfach Mrs James’ Geschichte zu wiederholen.«
    Eine Welle der Erleichterung schwappt über meine Mutter hinweg. Sie hat sich nicht schuldig gemacht, indem sie eine Babysitterin engagierte,ihr Sohn hat keine Schuld an Susans Tod – es gibt nichts, wofür sich einer von uns entschuldigen müsste. Ich finde es zwar immer noch schlimm, dass Susan gestorben ist, aber jetzt fühle ich mich nicht mehr ganz so verantwortlich.
    »Im Laufe der Zeit wollte ich den Leuten immer wieder die Wahrheit sagen«, erzählt Lauren weiter. »Aber irgendwie konnte ich einfach nicht. Es ist so traurig, dass Susans Mutter sich an eine Wunschvorstellung von Susans Verhalten klammert, die so nie stimmte. Hier auf der Insel denkt jeder, Susan sei als Heldin gestorben.«
    Mom setzt sich auf den Hocker und schweigt. Als sie schließlich meinem Vater etwas zuflüstert, ist es gerade so laut, dass ich es auch hören kann.
    »All die Jahre! Madeline hat mich immer in dem Glauben belassen, ihreTochter wäre bei dem Versuch ums Leben gekommen, Derek zu retten! Ich bin furchtbar empört!«
    empört
    Ich schiebe mich ganz nah an meine Mutter heran. »Es war nicht meine Schuld – sei froh, das sind doch immerhin gute Neuigkeiten!«
    Dad stimmt mir zu und sagt, wir könnten ja später über alles reden. Und obwohl sie immer noch total neben sich steht, bedankt sich Mom bei Lauren und kauft ihr ein bisschen Schmuck ab, fast so, als wollte sie sie dafür bezahlen, dass sie endlich die Wahrheit erfahren hat.
    Dann umarmt Mom Lauren weinend zum Abschied. Als wir gerade gehen wollen,
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