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Mein Leben als Superagent

Mein Leben als Superagent

Titel: Mein Leben als Superagent
Autoren: Janet Tashjian
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Hilfe!
    »ICH WILL DAS BUCH ABER NICHT LESEN!«
    Seit meine Lehrerin gesagt hat, ich sei ein »Ungern-Leser«, muss ich quasi jede Minute meines Lebens damit verbringen, die neuen Pläne meiner Mutter zum »sinnvollen Umgang« mit meiner Zeit abzuwehren. Für mich klingt das nämlich mehr nach »sinnloser Vergeudung« meiner Zeit.
    Ungern-Leser
    »Die Frau in der Bücherei hat gesagt, das Buch würde dir bestimmt gefallen.« Mom hechtet mit den Füßen voran über einen vollen Wäschesack hinweg,aber ich bin schneller und springe durch mein Zimmerfenster aufs Garagendach hinaus. »Ein Schokokeks pro Seite!«, ruft sie mir hinterher.
    Hechtsprung mit den Füßen voran
    »Das war mal. Inzwischen ist der Preis gestiegen.« Als meine Mutter mir nach draußen nachklettert, schwinge ich mich durch das offen stehende Dachfenster ins Haus. Wenige Minuten später höre ich sie am Fuß der Treppe, die zum Dachboden führt.
    »Okay, zwei Schokokekse pro Seite, aber höher gehe ich nicht, Derek.«
    Während meine Mutter mich noch mit Keksen vom Dachboden herunterzubestechen versucht, wühle ich ein paar Pappkartons auf der Suche nach einem Stock durch, den ich als Waffe nehmen kann, um mir den Weg nach draußen freizuschießen. Stattdessen finde ich einen Stapel Briefe, die mein Vater meiner Mutter geschrieben hat, als sie sich gerade kennengelernt hatten – bäh! –, und ein paar alte Zeitungen. Ich schlage eine auf, und eine Schlagzeile springt mir entgegen: Einheimisches Mädchen tot am Strand aufgefunden. Die Zeitung stammt von Martha’s Vineyard in Massachussetts und ist zehn Jahre alt (was ich mit dem Finger im Staub ausrechne).
    durchwühlen
    Ich mache die Dachbodenluke auf und hänge mich mit dem Kopf nach unten raus. Die Füße über die Kante eingehakt, schaue ich Mom kopfüber an, wie Peter Parker und Mary Jane im ersten Spiderman-Film, nur dass meine Mutter und ich uns nicht küssen – LOGISCHERWEISE. Ich frage Mom nach dem toten siebzehnjährigen Mädchen von einer Insel, auf der wir noch nie waren, aber sie hat keine Ahnung, wovon ich rede. Also schmeiße ich ihr die Zeitung vor die Füße. Siehebt sie auf und ihr Gesichtsausdruck schlägt um.
    logisch
    »Das hat nichts mit dir zu tun«, sagt sie.
    »Ach nee«, sage ich. »Aber was macht dann die Zeitung bei uns auf dem Dachboden?«
    Mom zerrt mich am Jeansbund runter und fängt mich auf, bevor ich auf den Boden knalle.
    »Du sollst dir keine Geschichten ausdenken, sondern eine lesen.« Sie stopft sich die Zeitung in die Gesäßtasche und drückt mir das Buch aus der Bücherei in die Hand.
    Die Wahrheit ist: Ich bin gar kein Ungern-Leser, ich lese gern. Wenn man mich mit Calvin, Hobbes, Garfield, Bucky und Satchel zusammen in Ruhe lassen würde, könnte ich den ganzen Tag lesen. Aber wieso muss man ein Kind zu einer so persönlichen Sachewie Lesen zwingen? Meine Lehrerin, meine Mutter und die Lese-Tutorin – eine nette Frau namens SATAN! – haben sich dieses Jahr ein neues Leseprogramm für mich ausgedacht. Ich soll eine Liste mit allen Wörtern führen, die ich nicht kenne. Weil ich gerne zeichne – mein Vater ist von Beruf Illustrator –, habe ich ihre Idee in etwas Eigenes verwandelt. Statt die Wörter aufzuschreiben, zeichne ich sie. Alles besser als Lesen.
    Wortschatzliste
    Meine Eltern bestehen darauf, dass ich dieses Programm Tag und Nacht durchziehe. Deswegen stelle ich mir manchmal vor, ich wäre ein Spion, der von Super-Bösewichten gefoltert und mit der Drohung zum »aktiven Lesen« gezwungen wird, sonst als ausländischer Attentäter umgelegt zu werden. Aber wenn die meinen, ich verbringe den ganzen Sommer mit diesemWörterzeug, dann haben sie sich SO WAS VON GEIRRT.
    Attentäter
    Wenn mein Leben ein Buch wäre, dann würde ich meine eigenen coolen Abenteuer erleben, statt von denen anderer Leute zu lesen. Wäre ich die Hauptfigur in einer spannenden Geschichte und nicht ein normaler Junge, der den ganzen Tag nur rumsitzen und LESEN muss, würde ich den Sommer damit verbringen, rauszufinden, was es mit dem toten Mädchen aus der Zeitung auf sich hat.
    Abenteuer

Klassenzimmer-Qualen
    Am nächsten Morgen macht Ms Williams da weiter, wo meine Mutter aufgehört hat. Sie verteilt die Leseliste für die Sommerferien, wobei sie total dement grinst und so tut, als würde sie Bonbons verteilen. Ich tue so, als würde ich mir den Schädel am Pult zerschmettern.
    dement
    Ms Williams ignoriert mich. »Jeder von euch muss drei der Bücher auf der Liste
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