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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey
Autoren: Der perfekte Dreh
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Der perfekte Mord
    Hätte ich mich an jenem Abend nicht anders besonnen, ich wäre der Wahrheit nie auf die Spur gekommen.
    Ich konnte einfach nicht glauben, daß Carla mit einem anderen Mann geschlafen hatte, daß ihre Liebe zu mir eine Lüge war – und daß ich als Objekt ihrer Zuneigung bei ihr vielleicht nur an zweiter oder gar an dritter Stelle fungierte.
    Carla hatte mich tagsüber im Büro angerufen, etwas, was ich ihr verboten hatte, aber da ich ihr auch ausdrücklich untersagt hatte, mich je zu Hause anzurufen, war ihr nichts anderes übriggeblieben. Wie sich herausstellte, wollte sie mich lediglich wissen lassen, daß sie es heute nicht schaffte, mich für ein »cinq à sept«, wie die Franzosen es züchtig nennen, zu empfangen. Sie müsse ihre Schwester in Fulham besuchen, die erkrankt sei, erklärte sie.
    Ich war enttäuscht. Es war wieder einmal ein deprimierender Tag gewesen, und nun sollte ich auf die einzige Sache verzichten, die ihn erträglich machen würde.
    »Ich dachte, du verstehst dich nicht gut mit deiner Schwester«, sagte ich scharf.
Am anderen Ende der Leitung herrschte Stille. Schließlich sagte Carla: »Sehen wir uns also nächsten Dienstag zur gewohnten Zeit?«
»Ich weiß nicht, ob es mir dann paßt«, antwortete ich. »Ich rufe dich am Montag an, sobald ich mehr weiß.« Ich legte auf.
Verdrossen rief ich meine Frau an, um ihr Bescheid zu sagen, daß ich auf dem Heimweg sei – etwas, was ich gewöhnlich von der Telefonzelle aus tat, die vor Carlas Haus stand. Es war ein Trick, den ich oft anwandte, um Elizabeth das Gefühl zu geben, sie wisse, wo ich mich zu jeder Sekunde des Tages aufhielt.
Die meisten Büroangestellten hatten schon Feierabend gemacht und waren gegangen, also suchte ich mir einige Akten zusammen, an denen ich noch zu Hause arbeiten könnte. Seit unserer Übernahme durch die neue Firma vor über sechs Monaten hatte die Geschäftsleitung nicht nur meine Nummer Zwei in der Rechnungsabteilung gefeuert, sondern erwartete auch von mir, daß ich zusätzlich zu meiner auch noch seine Arbeit erledige. Ich konnte es mir schwerlich leisten, mich zu beschweren, da mein neuer Boß mir in aller Deutlichkeit klargemacht hatte, falls diese Regelung mir nicht zusage, stünde es mir ja frei, mir woanders eine Anstellung zu suchen. Vielleicht hätte ich das auch getan, aber mir fielen nicht eben viele Firmen ein, die ohne weiteres einen Mann einstellten, der jenes magische Alter irgendwo zwischen Gefragtsein und Verfügbarkeit erreicht hatte.
Als ich aus dem Firmenparkplatz herausfuhr und mich in den abendlichen Stoßverkehr einfädelte, begann es mir leid zu tun, daß ich so schroff mit Carla umgegangen war. Schließlich konnte ihr die Rolle der »Anderen« wohl kaum behagen. Ich fing an, mich schuldig zu fühlen, also sprang ich, als ich die Ecke vom Sloane Square erreichte, aus meinem Wagen und rannte hinüber auf die andere Straßenseite.
»Ein Dutzend Rosen«, sagte ich und fummelte an meiner Brieftasche herum.
Ein Mann, der seinen Lebensunterhalt mit Liebenden verdient haben mußte, suchte kommentarlos zwölf Rosen mit noch geschlossenen Knospen aus. Meine Wahl bewies nicht gerade viel Phantasie, aber wenigstens würde Carla wissen, daß ich mir Mühe gab.
Ich fuhr in Richtung ihrer Wohnung weiter, voller Hoffnung, daß sie noch nicht unterwegs zu ihrer Schwester war und wir vielleicht sogar noch Zeit für einen schnellen Drink haben würden.
Dann fiel mir ein, daß ich meiner Frau gesagt hatte, ich sei auf dem Heimweg. Ein paar Minuten Verspätung ließen sich mit einem Verkehrsstau erklären, aber diese Entschuldigung würde kaum ausreichen, falls ich noch auf einen Drink blieb.
Als ich bei Carlas Wohnung ankam, hatte ich die üblichen Schwierigkeiten, einen Parkplatz zu finden, bis ich gegenüber dem Zeitungsladen eine Lücke entdeckte, in die ein Rover eben noch hineinpassen würde. Ich hielt an und wollte gerade rückwärts einparken, als ich einen Mann bemerkte, der aus der Tür zu ihrem Wohnblock trat. Ich hätte dem keine weitere Beachtung geschenkt, wäre Carla nicht einen Moment später hinter ihm aufgetaucht. Sie stand im Eingang und hatte einen weiten blauen Morgenrock an. Sie beugte sich vor und gab dem sich Verabschiedenden einen Kuß, den man kaum schwesterlich nennen konnte. Als sie die Tür schloß, fuhr ich meinen Wagen um die Ecke und parkte dort in zweiter Spur.
Im Rückspiegel beobachtete ich, wie der Mann die Straße überquerte, in den Zeitungsladen
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