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Internat und ploetzlich Freundinnen

Internat und ploetzlich Freundinnen

Titel: Internat und ploetzlich Freundinnen
Autoren: Dagmar Hoßfeld
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„Mann, dass du eines Tages mal freiwillig auf ein Internat gehen würdest …“, Katie stopft sich eine Handvoll Lakritz in den Mund, während sie in die Sonne blinzelt und behaglich seufzt, „hätte ich nie gedacht“, beendet sie ihren Satz mit vollen Backen.
    Wie ein Mops im Feinkostladen, denkt Carlotta. Sie angelt sich eine Lakritzschnecke aus der Tüte und grinst. Im Gegensatz zu ihrer besten Freundin rollt sie die Schnur allerdings fein säuberlich ab und wickelt sie um ihren Zeigefinger, bevor sie sie abknabbert.
    „Ich auch nicht“, gibt sie zu. „Das ist schließlich eher dein Spezialgebiet.“
    Katie nickt ernst. Sie liebt Bücher, die in Internaten spielen.
    Die Naschtüte zwischen den beiden Freundinnen ist fast leer. Sie genießen ihren letzten gemeinsamen Ferientag im Garten. Carlotta hat die Sommerferien bei ihrer Mutter verbracht und durfte Katie für ein paar Tage einladen. Bei dem schönen Wetter waren sie fast jeden Tag im Freibad oder im Park. Einmal sind sie ins Kino gegangen und anschließend durch die Stadt gebummelt. Abends haben sie zusammen Spaghetti gekocht, eine DVD nach der anderen geguckt und die halbe Nacht gequatscht, bis sie irgendwann eingeschlafen sind. Oder bis Carlottas Stiefvater an die Tür geklopft hat, weil ihm das nächtliche Gekicher zu viel wurde.
    Die Zeit ist viel zu schnell vergangen, denkt Carlotta. Immer nur telefonieren, simsen oder mailen und sich ab und zu mal gegenseitig für ein paar Tage zu besuchen reicht echt nicht aus, um sich gegenseitig auf den neuesten Stand der Dinge zu bringen.
    Der letzte gemeinsame Nachmittag wäre richtig gemütlich gewesen, wenn ihr Stiefvater nicht urplötzlich beschlossen hätte, ausgerechnet jetzt den Rasen zu mähen.
    Katie springt erschrocken auf und bringt sich mit einem Satz in Sicherheit, als das Brummen näher kommt. Carlotta rafft die Picknickdecke zusammen und wirft sie mitsamt der Naschtüte in den Korb des Zwillingsbuggys, der auf der Terrasse steht. Lennart und Lorenz schlafen seelenruhig weiter.
    Steffen Mohr – der Vater der Zwillinge und gleichzeitig der neue Mann an der Seite von Carlottas Mutter – winkt fröhlich, während er mit seinem Rasenmäher um die kunstvoll beschnittenen Büsche und Bäume herumkurvt.
    Carlotta winkt halbherzig zurück. In ihren Augen sieht er mehr denn je wie ein übergewichtiges Nilpferd aus. Echt peinlich! In den karierten Shorts und dem hellblauen Poloshirt, das sich über seinen Kugelbauch spannt, ist er das krasse Gegenteil ihres richtigen Vaters. Der ist groß, attraktiv und sportlich und hält von Gartenarbeit und gestutzten Bäumen ungefähr so viel wie ein Meerschweinchen von Trigonometrie.
    Carlotta seufzt. Sie wird wohl nie verstehen, warum Mama sich ausgerechnet in dieses kugelrunde Nilpferd verlieben musste und sie und Papa verlassen hat. Seit fast drei Jahren sind ihre Eltern nun schon geschieden, und sie hat sich immer noch nicht daran gewöhnt.
    „Warum wohnst du eigentlich nicht hier, solange dein Vater unterwegs ist?“ Katie hat sich auf einen Liegestuhl geworfen und lässt eine Hand in den Swimmingpool baumeln. „Ist doch voll cool hier. Also, mir gefällt’s jedenfalls.“
    „Dann frag Mama und Steffen doch, ob sie dich adoptieren“, schlägt Carlotta vor.
    Katie runzelt die Stirn. „Meine Güte, bist du allergisch auf das Thema, oder was?“, erkundigt sie sich. „Wann kommt dein Vater denn von seiner Weltreise zurück? Sollte die nicht schon längst zu Ende sein?“
    „Ja, eigentlich schon.“ Carlotta beugt sich über Lennart, der seinen Mittagsschlaf beendet hat und sie verschlafen anblinzelt. Sie hebt ihn vorsichtig aus dem Buggy, um Lorenz nicht zu wecken, und schnüffelt an seinem Po. „Puh! Ich glaub, da ist was in die Hose gegangen. Meine Mutter macht Töpfchentraining mit den beiden, aber so ganz klappt das noch nicht.“
    „Darf ich dir helfen?“ Katie springt auf. Sie ist ganz verrückt nach den Kleinen.
    „Na klar“, nickt Carlotta. „Schnapp dir den anderen Zwerg. Ich glaub, der wird auch gerade wach.“
    Lorenz streckt sich und gähnt. Katie ist entzückt.
    „Die sind sooo süß!“, schwärmt sie. „Ich hätte auch gerne ein kleines Geschwisterchen oder zwei, aber meine Mutter hat gesagt, das kommt gar nicht in die Tüte. Noch mal würde sie sich den Stress mit dem Kinderkriegen und den schlaflosen Nächten nicht antun.“
    „Schlau von deiner Mutter“, meint Carlotta. „Babys machen echt nur Ärger und bringen alles
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