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Mein Leben als Superagent

Mein Leben als Superagent

Titel: Mein Leben als Superagent
Autoren: Janet Tashjian
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Salzbrezeln im Magenhabe, sage ich Ja. Der Mann meint, ich soll mir Ketchup, Senf und Majo aus der Kühlbox holen.
    »Ups!« Der Mann tut so, als wäre ihm eine Frikadelle versehentlich in den Sand gefallen, und gibt sie Bodi. Ich überlege, ob ich einen meiner Sketch-Klassiker aufführen soll, wo ich mir Ketchup auf die Hand spritze und meinen Eltern erzähle, ich hätte mich an einem Angelhaken aufgeschlitzt, aber die sehen gerade so glücklich aus, dass ich es lieber bleiben lasse.
    spritzen
    Mag sein, dass ich als Kleinkind auch schon einen Ostküsten-Sonnenuntergang erlebt habe, aber ich kann mich eindeutig nicht an diese Orange- und Pink-Explosionen erinnern, die jetzt den Himmel erfüllen. Minutenlang stehe ich nur still da und genieße. Dann vergeht der Augenblick – wie alle perfekten Augenblicke – und dieunperfekten schwappen wie Wellen heran. Ein Moskito pikst mir in den Fußknöchel und der Stich schwillt nussdick an. Das letzte Stück Frikadelle fällt mir in den Sand und eine Frau schreit mich an, ich solle Bodi wieder an die Leine nehmen. Aber trotzdem, irgendwie ist insgesamt alles okay, nur Idioten erwarten, dass Perfektion ewig anhält.
    Wir setzen uns zu viert in den Sand, starren den Himmel an und bleiben da sitzen, noch lange nachdem die Sonne weg ist. Ich sammle Bodis Hinterlassenschaft mit einer Plastiktüte auf, kann auf dem Parkplatz aber überraschenderweise keinen Mülleimer entdecken. Mom sagt, hier gelte »Alles mitnehmen, was man mitgebracht hat«. Ich finde ein Eckchen im Kofferraum, wo die Tüte hoffentlich nicht zerquetscht wird.
    Wir waren so lange am Strand, dass wir uns jetzt beeilen müssen, um die Fähre noch zu kriegen. Mom sitzt am Steuer, da sie sich auf der Insel besser auskennt als Dad. Als wir schließlich auf die Fähre rollen, schreit ein Arbeiter Mom etwas zu, und zwar mit einem Bostoner Akzent, den ich nur aus dem Fernsehen kenne.
    Akzent
    »Hey, Lady! Passen Sie doch auf! Hier lang!«
    Ich finde es großartig, wenn sich Moms Zorn ausnahmsweise mal nicht gegen mich richtet. »Hat der mich gerade ›Lady‹ genannt?«, fragt Mom. »Oder hab ich mich verhört?«
    Mein Vater sagt, da sei doch nichts dabei, aber ich kann sehen, wie der Wutpegel in Moms Augen steigt. Der Typ gestikuliert ihr wild zu, vorzufahren, bis unser Auto fast den Wagen vor uns anstippt.
    »Hallo?«, sagt Mom. »Sie sollten mal auf Ihren Ton achten.«
    »Lady, ich muss hier in ein paar Minuten Dutzende Autos reinkriegen. Ist nix gegen Ihnen persönlich.«
    »Gegen Sie«, verbessert ihn Mom.
    Der Typ tut mir fast schon leid, aber nur fast.
    Wir beschließen uns während der Überfahrt aufs obere Deck zu setzen und uns Vorräte aus dem Auto mitzunehmen.
    »Hast du nicht was vergessen?«, fragt Dad.
    Ich hole die Tüte mit Bodis Häufchen aus dem Kofferraum. Als der Fährarbeiter wegschaut, lasse ich es in dem kleinen Arbeitsraum, in dem er sich während der Fahrt aufhalten wird, auf den Boden fallen. Meine Eltern sehen das, aber statt zu schimpfen, lachen sie nur. Auf dem Weg nach oben meineich schon zu riechen, wie der Duft aus der Tüte ausströmt.
    Schon wieder so ein fast perfekter Augenblick.

Wieder zu Hause
    Keine zehn Minuten nach unserer Ankunft kommt Matt mit seinem Skateboard rüber. Jetzt, wo ich Lauren Hutchins’ Geschichte über den Verlust ihrer besten Freundin kenne, bin ich noch froher als eh schon, Matt gesund und munter reinkommen zu sehen.
    Ankunft
    Während wir mit den Skateboards den Bürgersteig runterrollen, erzähle ich Matt alles über Lauren, Mrs James und South Beach. Als ich ihm sage, dass Bodi mich gerettet hat und nicht Susan, schlägt er vor, zum Bürgermeister zu gehen und einen offiziellen Bodi-Feiertagzu beantragen, an dem wir dann schulfrei haben. Er erzählt mir auch, dass Jamie einen ganzen Wochenlohn an eine Reinigungsfirma abdrücken musste, weil er so ein Chaos im Haus veranstaltet hat, während sie weg waren. Wir kaufen uns zwei Erdbeer-Shakes, setzen uns an den Strand und schauen zu, wie ein paar High-School-Jungs um die Felsen herumsurfen. Echt Wahnsinn, wie unterschiedlich zwei Ozeane sein können.
    Auf dem Heimweg schlage ich vor, dass wir eine Pause einlegen und Superhelden spielen, indem wir jemandem Beistand leisten. Das findet Matt in Ordnung – bis er rausfindet, welcher Name an der Tür steht, vor der wir stehen geblieben sind: RODRIQUEZ.
    Beistand
    »Ist das etwa Carlys Haus?«, raunt er mir zu. »Mann, was willst du denn ausgerechnet
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