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Meckerfritz - 3: Bissige und ironische Betrachtungen des Alltags. (German Edition)

Meckerfritz - 3: Bissige und ironische Betrachtungen des Alltags. (German Edition)

Titel: Meckerfritz - 3: Bissige und ironische Betrachtungen des Alltags. (German Edition)
Autoren: Lutz Spilker
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Planeten, wie der Merkur zum Beispiel, benötigen lediglich 88 Tage, um die Sonne einmal zu umkreisen.
     
    Nun könnte man sagen: Ein Glück, dass wir auf der Erde sind und nicht auf dem Merkur. Schon allein vom Platzangebot gäbe es ein fürchterliches Gedränge, auf den Parkplätzen. Aber auch in der Vergabe der Tage, müsste Einiges korrigiert werden. Begonnen hatte es mit regionalen Tagen, dann folgten die bundesweiten, die internationalen und mittlerweile existieren sie weltweit – diese Tage.
     
    Erinnern werden sich manche vielleicht noch an den Weltspartag. Die ganze Welt sparte an diesem Tag. Was machten bloß jene, die nichts zu sparen hatten? Liehen die sich evtl. was, um wenigstens dabei zu sein? Auch kennen alle den Muttertag, den weniger bekannten Vatertag, den Aschermittwoch, Karfreitag und Ostersonntag, vergessen wir bitte nicht den Volkstrauertag, den es schon vor der Geburt von Angela Merkel gab. Dann folgten sie in Scharen und nun besitzt man kaum noch einen Überblick.
     
    Weltnichtrauchertag, Weltfrauentag, Welthungerhilfentag, Welterwerbslosentag und der Weltkreuzworträtseltag. Auch gerne gesehen ist der Weltwasserspartag, der Weltsonnenscheintariftag, der Weltseniorentag, der Weltstützstrumpftag und der Weltüberstundentag. Ja, man wähnt sich in einem Labyrinth und findet ohne die Hilfe Dritter kaum hinaus.
     
    Ein Jahr auf dem Mars lässt im Durchschnitt 687 Tage hinter sich. Es macht demnach eine Menge Sinn, sich dort genauer umzuschauen, denn da findet nicht nur der gemeine Kalender seinen Stammplatz, sondern viele bisher völlig unbekannte Tage von Welt können geschaffen werden.

Langeweile
     
    Manche Menschen haben keine Hobbys. Manche Menschen haben keine Familie. Entweder sind sie verwitwet, geschieden, oder man kann diese Leute generell nicht ertragen. Manche Menschen planen nichts voraus, fahren nie in den Urlaub, zum Camping, oder mähen zumindest den Rasen. Treffen all diese Momente unerwartet und geballt zu, entsteht eine sehr kreativfreie Zone, genannt Langeweile.

Manche Menschen gehen dann – und sie können es weder sich noch anderen erklären – in den Keller, setzen sich irgendwo hin, verweilen dort drei oder vier Stunden und schauen sich die Sachen an, die sich im Laufe der Zeit dort ansammelten. Während ihres Aufenthalts im Keller bewegen sie sich nicht, kaum, oder extrem langsam, sodass es nur im Zeitraffer wahrnehmbar wäre. Auch schalten sie kein Licht ein. Sie atmen. Mehr nicht.

Manche Menschen vollführen eine ähnliche Übung, ohne dazu in den Keller zu marschieren. Sie verschränken die Arme vor der Brust und stützen sich nun mit den Ellbogen ins offene Fenster. Das auf der Fensterbank deponierte Kissen lässt darauf schließen, dass diese Person dort öfter verweilt und das Kissen der allgemeinen Bequemlichkeit dient. Dass diese Leute selbst im Winter bei Minustemperaturen dort anzutreffen sind, sei nur am Rande erwähnt.
     
    Auch weiß man nie, ob diese Menschen überhaupt noch leben. Sie schauen immer gleich aus, ignorieren jedwede Modetrends und selbst die Mimik des Gesichts ist eher statisch. Nein, das sind nicht die Sorte Personen, die Falschparker per Standleitung an die örtlichen Sheriffs weitergeben; die stehen hinter der Gardine.

Vergessen darf man keinesfalls die Spaziergänger. Diese unterteilen sich zunächst und grob sortiert in zwei Lager. Zum einen gibt es die militanten, im olivgrünen Zwirn erkennbar und festes, knöchelumschließendes Schuhwerk, als auch Knickerbocker tragend und Gehstock schwingend, mit dieser zwanghaften Fröhlichkeit auf den Lippen. Und dann existieren noch die anderen, welche man zum Spazierengehen überreden oder foltern musste.
     
    Man spaziert durch Wiesen und Wälder, schließt Freundschaften mit völlig unbekannten Gleichgesinnten, die während der Naturbesichtigung ebenfalls völlig unmotiviert daherlatschen. Manche Zeitgenossen wagen einen forschen Blick in die Zukunft und schlendern über den Friedhof. Ja, Ruhe herrscht dort, man könnte Flöhe pupsen hören.

Manche Menschen erforschen sich selbst und bohren in der Nase, oder in anderen Körperöffnungen. Manche Menschen greifen zum Telefon und fragen ihr gesamtes Adressverzeichnis ab, was man mal machen könnte. Ins Kino gehen, Radfahren, einen Jazz-Tanzkurs belegen oder sich von einer Brücke stürzen, mit einem Gummiband an den Füßen.
     
    Manche Menschen sitzen gerne vor ihrem PC und besuchen das Internet. Auch langweilig, genau wie
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