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Meckerfritz - 3: Bissige und ironische Betrachtungen des Alltags. (German Edition)

Meckerfritz - 3: Bissige und ironische Betrachtungen des Alltags. (German Edition)

Titel: Meckerfritz - 3: Bissige und ironische Betrachtungen des Alltags. (German Edition)
Autoren: Lutz Spilker
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früh mit dem Verkauf von Schatten. Sich im Schatten zu wissen, zu begeben oder alleine einen Schatten aufsuchen zu können, war für die meisten »Menschen 2.0« eine Oase. Schatten konnte man kaufen oder mieten. Nur Superreiche leisteten sich den Luxus, dauerhaft einen eigenen Schatten genießen zu können, denn nur sie besaßen Eigene. Sonnenstrahlen drangen Tag und Nacht fast ungefiltert auf die Erde und verbrannten jede Form des Lebens. Tiere wurden durch Comic-Figuren ersetzt und Musik hielten einige ohnehin für bedrohlich, warum sie auch ersatzlos abgeschafft wurde.
     
    Das Wetter ersetzten man durch gigantische Fototapeten und Partnerschaften durch Hologramme.
     
    Sich mit Wasser zu erfrischen, abzukühlen oder in den Fluten der Meere ein Bad zu nehmen, war nicht machbar. Das Betreten der Meere war offiziell in jeder Form untersagt. Die durchschnittliche Temperatur des Wassers der Ozeane lag bei ca. 52° und eine Erquickung wäre es somit für niemanden gewesen. Selbst in 200 Meter Tiefe konnten noch 35° Wärme gemessen werden. Pole gab es nur noch geografisch, das ewige Eis war schon lange geschmolzen und unwiederbringlich verdunstet.
    Irgendwie herrschte eine Art Frieden und dennoch traute man dieser Situation nicht. Es lag so ein gewisses Knistern in der Luft, als ob sie leicht entzündbar wäre und jeden Moment zu explodieren droht. Fast jeder war im Schattengeschäft tätig. Wer Schatten anzubieten hatte, war sozial und kulturell integriert. Hatte man keinen Schatten, so bot man Energie an, Sonnenenergie. Alles funktionierte elektrisch und alles wurde mit Sonnenenergie gespeist. Der Strom vom Himmel war kostenlos und mit wenig Aufwand sofort nutzbar. Areale so weit das Auge reicht, waren mit leistungsstarken Kollektoren bestückt worden.
     
    Man besaß keine Lagerhaltung, benötigte keinen Warenvorrat, keinen Warenvorkauf, Verpackungen waren nicht erforderlich und die Nachfrage war ungebrochen riesig. Jeder verkaufte Energie an Jeden oder verlieh Schatten. Die kaufmännische und zwischenmenschliche Zufriedenheit stieg, und mit ihr auch der Wohlstand. Schon bald konnte sich jeder seinen eigenen Schatten kaufen und sorgte auch selbst für das permanente Vorhandensein von erforderlichen Energien. Plötzlich entstanden die ersten Lager und Energie wurde bevorratet. Riesige Schatten wurden herbeigeholt, die Lager mussten Kühlung erfahren, um die Energie nicht zu erhitzen. Auch wurden die Lager von unkorrumpierbaren Robotern bewacht.

Kleine Dealer mit ihren Sonnencremes huschten immer wieder aus dem gleißenden Licht in Richtung Schatten. Sie taten sich von Tag zu Tag schwerer und der Absatz ihrer nicht selten überalterten Ware verlief schleppend. Anfänglich griffen die Leute noch beherzt zu und die Dealer machten gute Kasse, doch die Wirkung der Produkte hielt nicht dauerhaft, die Qualität war miserabel und die Preise torpedierten sich ins Unerschwingliche.

Kriege gab es schon lange nicht mehr in konventioneller Form, zumal jede Art von Munition hoch explosiv war und sich selbst entzündet hätte. Differenzen in Form von Meinungsverschiedenheiten sah man den Betroffenen an den energischen Blicken an, die dem Gegner zugeworfen wurden. Gehapert hätte es schon beim Truppentransport, wegen des, auch für alle Militäreinheiten, geltenden Nutzungsverbots, von Wasser, Luft und Erde. Auch existierten keine Gesinnungskonflikte in bekannter Form mehr.
     
    Die Gesamtzahl der Bewohner des Planeten Erde schrumpfte zunehmend und man zählte gerade noch 144 Tausend Lebende der Gattung »Mensch 2.0«. Lebensmittel waren knapp. Wasser und Getreide standen höher im Kurs, als Gold und Diamanten. Geld spielte schon lange keine Rolle mehr. Reich war der, der riesige Felder mit Solaranlagen betrieb und somit Energie zu verkaufen hatte, regelmäßig essen konnte und einen riesigen Schatten besaß.

Meine Tage - deine Tage
     
    Es hat sich so eingebürgert, gewisse Zyklen als „Tage“ zu bezeichnen. Insbesondere sind Frauen davon betroffen, „ihre Tage“ zu haben. Männer hätten zwar auch „ihre Tage“, aber wissenschaftlich belegbar ist diese vermeintliche Solidarität nicht. Tage zu haben ist also nicht die Errungenschaft einer Person oder einer Gruppe, sondern ein Teil des Zeitabschnitts, den die Erde benötigt, 1 Mal um die Sonne zu wandern.
     
    Reiht man die Zeit in Tagen hintereinander, so benötigt der blaue Planet im Durchschnitt 365 Tage, um seine Umlaufbahn ein einziges Mal zu beschreiten. Andere
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