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Meckerfritz - 3: Bissige und ironische Betrachtungen des Alltags. (German Edition)

Meckerfritz - 3: Bissige und ironische Betrachtungen des Alltags. (German Edition)

Titel: Meckerfritz - 3: Bissige und ironische Betrachtungen des Alltags. (German Edition)
Autoren: Lutz Spilker
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unverrichteter Dinge zum Fahrstuhl, fuhr zum Ausgang und erinnerte mich währenddessen an die rustikale Idylle eines Baumarktes, in dem der Reklame nach ein gewisser Preis sprechen sollte. Schon vom Eingang her sah ich die aufgestapelten Türme unterschiedlicher Stühle. Einer davon ist gleich meiner. Die Farbe ist eh wurscht und Plastik lässt sich gut reinigen. Und meiner Katze macht es sicher nichts aus, dass ihr Terrassenstuhl ein „Schnäppchen“ war.

Eine Zugfahrt die ist lustig, eine Zugfahrt die ist schön
     
    Ohne Fahrkarte läuft gar nichts. Also hin zum Schalter und eine kaufen. Mist, der Schalter ist nicht besetzt, dafür pappt ein Hinweis an der Scheibe, dass der Automat benutzt werden soll. Der Automat weist mehr Knöpfe auf, als ein PC-Keyboard Tasten besitzt. Welche ist jetzt die Richtige? Tageskarte, Monatskarte, Schülerkarte, Gruppenkarte, Minigruppenkarte…. ohne Abitur steht man blöd da.
     
    Am Schalter würde man fragen können, bekäme eine fundierte Antwort und sicherlich auch das richtige Ticket. Aber so ein Automat verweigert den Dialog. Schwarzfahren wäre eine Alternative und man sperrt sich während der Fahrt auf dem Klo ein. Was bleibt, man löst beim Schaffner im Zug eine Karte, genau. Noch 3 Minuten, dann sollte „Der auf der Schiene fährt“ hier eintrudeln. Da hinten kommt ja was, das muss er sein.
     
    Und quietsch und brems, schon steht er da. Eilig verlassen einige Leute den Zug und andere, so wie ich, huschen hinein. Man hat es eilig, will nicht unpünktlich sein und ist bestrebt den eigenen Zeitplan einzuhalten. Hui, noch ein Sitzplatz am Fenster erwischt, ich Glückspilz. Kaum 2 Minuten später geht’s schon wieder los, die Karawane zieht weiter, in diesem Fall das Stahlross.
     
    Jetzt wird erst einmal der Sitzplatz signiert. Unauffällig hole ich das Taschenmesser heraus und bohre mit der Klinge tief in das Polster. Zwischen meinen Beinen passiert das ganze, da kann es niemand sehen. Und hier noch ein Schnitt und da noch einmal nachbessern, fertig. Kommunikation ist wichtig. Dementsprechend wird das Fenster nach unten gerissen, sich hinausgelehnt und kräftig umher gebrüllt. Verstehen muss es niemand, denn antworten wird auch niemand. Die kurzberockten Langhaarigen mit dem engen Pullover existieren scheinbar nur im Film, hier auf dem Bahnsteig ist gähnende Leere angesagt.
     
    Das Kaugummi muss noch entsorgt werden. Klar, man hätte es zur Freude anderer Fußgänger auf den Bahnsteig spucken können und darauf hoffen, dass ein Passant ihn zuhause in den teuren Teppich tritt. Das wäre ein Highlight des Tages gewesen, aber man hat nicht daran gedacht. Auf den Sitz gegenüber wird man ihn später drapieren. So ein durchgekauter Kaugummi im Kleid oder in der Hose macht viel Freude. Bequem muss so eine Reise schon sein. Jetzt werden erstmal die müden Beine ausgestreckt und samt der Schuhe auf einen Sitz gestemmt. So kann es bleiben, so ist’s auszuhalten.
     
    Da vorne trabt der Schaffner an. Endlich kann ich mich des Gefühls, schwarz zu fahren, entledigen und ordere beim Uniformierten die benötigte Fahrkarte. Zupf, knips, klimper und schon ist der Vorgang passiert. Wahnsinn, ich besitze eine gültige Fahrkarte.
    Ich werde sie wahrscheinlich in ein Album kleben oder sie in einem goldenen Rahmen auf das Sideboard im Wohnzimmer platzieren. Oder ich werde sie im Internet versteigern, schließlich wurde sie bloß ein Mal benutzt und macht optisch den Eindruck, als sei sie nagelneu.
     
    Ungeachtet dessen geht die Fahrt weiter und nur noch wenige Stationen trennen mich von meinem Ziel. Sicher, ich hätte auch den Wagen nehmen können. Aber diese ewige Parkplatzsucherei ist nervtötend, besonders in Gegenden, in denen man sich nicht auskennt. Da fährt man lieber mit der Bahn und kommt entspannt und sicher ans Ziel.

Ein Tisch für zwei
     
    Die Zeiten ändern sich? Die Zeiten ändern sich dauernd. Selbst vier Wochen absolvierten Urlaub fordern einen gewaltigen Anlauf, um wieder auf seiner gewohnten Spur zu landen. Und dann die Technik. Vergleiche mit schon Dagewesenem, um das Wort „früher“ nicht strapazieren zu müssen, zeigen deutlich, dass man nicht ständig auf der Höhe der Dinge ist.
     
    Also fangen die Trommelfelle an zu vibrieren und hören die tollsten Kreationen in Sachen Wortschöpfung: von „Technik-Zombie“ über „Edisons Großvater“ bis „Dino-Züchter“ und „Monte Christos Zellennachbar“ ist alles dabei. Dabei drängt es bloß zum
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