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Meckerfritz - 3: Bissige und ironische Betrachtungen des Alltags. (German Edition)

Meckerfritz - 3: Bissige und ironische Betrachtungen des Alltags. (German Edition)

Titel: Meckerfritz - 3: Bissige und ironische Betrachtungen des Alltags. (German Edition)
Autoren: Lutz Spilker
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anderen Geschlecht, mehr nicht. Aber allein das kann zur Falle werden und nachrüsten ist angesagt.
     
    Sprach man vor vielen Jahren noch mit gedämpfter Stimme säuselnde Laute in das lockenverdeckte Ohr seiner Auserkorenen, so schaut man neuerdings auf das Display seines Smartphones um zu realisieren, wer sich als williger Partner mit gleicher Absicht in der Nähe aufhält und dies durch eine aktivierte Gratis-Software dem Rest der Welt zu verstehen gibt.
     
    Ebenso, wie die aus Tausend Phantasieteilen zusammengelöteten und von allen Ecken des Planeten samt Konterfei herbei geklaubten Profile der Social-Portale, entstehen die Erkennungsmerkmale in den Apps und lassen einen Fremden wissen, wie man aussieht, bzw. was ihn erwartet. Saß man seinerzeit mit Sehsucht in den Knochen allein an einem Tisch für zwei und wartete ungeduldig, so existiert dieses Gefühl nicht mehr und auch der Tisch bezieht schon Rente.
     
    Provokante und eindeutige Sprüche geben Auskunft über den Absender und sein Ansinnen. Je dunkler die Laterne, desto größer ist der Mut, manches scheint sich nicht ändern zu wollen. Die Weitergabe der Handy-Nummer kommt dem Erstehen der Anschrift der damaligen Holden gleich, auch in dieser Hinsicht scheint alles beim Alten geblieben zu sein. Früher wusste man nicht, wer die Türe öffnet und heute weiß man nicht, wer am anderen Ende spricht.
     
    Ist es einfacher geworden, jemanden kennenzulernen? Ist die Romantik abhandengekommen? Ist das Händchenhalten bei Liebesfilmen im Kino noch vorhanden? Blumen, Gedichte schreiben kleine Steine gegen ihr Fenster werfen? Das alles ist altmodisch? Die unnachahmlichen Songs der 60er und der 70er Jahre spielt man auch heute noch oder wieder. Seltsamerweise kennen nicht nur Oma und Opa den Text, sondern auch die „Jungfüchse“ grölen fleißig mit.

Ein Prosit der Gemütlichkeit

Verchromte Stahlrohre gepaart mit Acrylglas strahlen die kuschelige Gemütlichkeit einer Polarexpedition aus. Seine Wohnung so einzurichten braucht Format, Entschlusskraft und Individualität. Es muss nicht jeder mögen und es wird nicht jeder mögen. Holz und Leder, Stoffe und Pflanzen strahlen dagegen erheblich mehr Wohligkeit aus und geben einem Besucher irgendwie das Gefühl willkommen zu sein.

Nicht selten stehen einer vermeintlich realisierten Zweckmäßigkeit aus Lötzinn und Kunststoff die tatsächlichen Emotionen der Anwesenden gegenüber. Wirkten alteingesessene Herrenclubs so einladend wie eine Tracht Prügel, läge die Bereitschaft zur Entrichtung des Jahresbeitrags in der Kostenhöhe eines Mittelklassewagens auf Limboweltmeister-Niveau, nach dem 3. Fehlversuch, allerdings. Mit Golf- Yacht- und Jagdclubs soll es ähnlich sein.
     
    Die konsequente Einhaltung einer einrichtungstechnischen Nüchternheit kann zum Verfolgungswahn führen. Eine gewisse Schizophrenie wird allerdings erkennbar, wenn ein solcher selbsternannter Innenarchitekt in sein benzinangetriebenes Fortbewegungsmittel steigt und kaum wahrnimmt, dass gewisse Autohersteller auf natürliche Materialien beim Design des Enterieurs greifen.
     
    Auch ist in vielen Einrichtungshäusern noch nichts von dieser pseudo-futuristischen Umgebungssterilität auf Ratenkaufbasis erkennbar.
     
    Regalwände wie in Bibliotheken, angereichert mit Büchern. In manchen Wohnungen fände man anstatt der Bücher einen USB-Stick, der die Daten der E-Books enthält, welche ansonsten den Buchdruck dokumentieren. Begriffe wie Erstausgabe und Bucheinband fielen aus der Sprache und würden durch Kilobyte und Suchbegriff ersetzt.
     
    Auf Fingerdruck reagierende und mauslose Befehle entgegennehmende Oberflächen ersetzen die Gewohnheit, ein Buch in die Hand zu nehmen, sich in ein bequemes Sitzmöbel zu begeben und nach Lust und Laune in den Seiten zu schmökern, welche man in den Händen hält. Besuche von Buchmessen und Antiquariaten auf der Suche nach Besonderheiten, verpuffen ersatzlos und besitzen keinerlei Bedeutung mehr.
     
    Aus Bestsellern werden Downloadrekordhalter.

Die mit viel Liebe und Leidenschaft erstellten Einbände, die zum Teil noch als Original erhaltenen Illustrationen, die nicht selten handsignierten Ausgaben eines Werkes, mutieren zu geschmacksneutralen Daten auf den Festplatten der Nutzer. Vorteile bringt es auch mit sich. Ein PC mit 5000 Bänden als einzelne E-Books auf HD’s sind erheblich leichter zu transportieren, als ein Bücherregal. Da freut sich die Bandscheibe.
     
    Vergeblich wird das Wort Buchdruck
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