Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Meckerfritz - 3: Bissige und ironische Betrachtungen des Alltags. (German Edition)

Meckerfritz - 3: Bissige und ironische Betrachtungen des Alltags. (German Edition)

Titel: Meckerfritz - 3: Bissige und ironische Betrachtungen des Alltags. (German Edition)
Autoren: Lutz Spilker
Vom Netzwerk:
in Bälde gesucht werden, wenn es aus Branchenverzeichnissen und der Neonwelt verbannt wurde. Der gutgemeinte Vorschlag, mal ein Buch zu lesen, verschwindet aus dem allgemeinen Sprachgebrauch und wird durch seltsam anmutende Handzeichen ersetzt, die dem Blättern eines Fingers auf einer Platte ähneln. Diese Platte wird final aus kratz- und stoßfestem Kunststoff gefertigt und exakt hier schließt sich der Kreis.

Navigationsgeräte sind allemal aktueller und letztendlich günstiger, als Land- und Stadtkarten, deren Neukauf, um aktuell zu bleiben, kostenintensiv und in gewisser Form auch altmodisch erscheint. Überdies kippt das Zusammenfalten eines Stadtplans in die Geduldskategorie eines Sudoku-Freaks, und damit kann nicht zu jeder Zeit aufgewartet werden. Den am Puls der Zeit Beheimateten, erfreut eine Navi-App auf dem Smartphone und das wird in einem speziellen Halter per Saugnapf an die Frontscheibe des Autos gepappt.
     
    Die aufblasbare Lady Vinyl aus Flensburg kann plötzlich sprechen und gibt sogar Kochtipps mit den Worten „bitte wenden“, wenn das in der Pfanne liegende Schnitzel anzubrennen droht.

Dreitagebart
     
    Manchmal sitze ich einfach da oder laufe umher und versuche mich zu konzentrieren. Natürlich gibt es unzählige Dinge, über die noch niemand berichtete. Umstände eben, die evtl. noch in einiger Zeit aktuell sein könnten, so wie der Start einer Rakete. Sich über Benzinpreise auszulassen widerstrebt mir, da ich persönlich davon ausgehe, dass sich der Mensch der Zukunft mit alternativen Energien begnügen und befassen muss.
     
    Wen würde also – sagen wir mal in 500 Jahren – meine Meinung zu diesem Thema interessieren? Eben. Das ist der Punkt. Das stimmt mich nachdenklich und das hält mich wach. Über alles Mögliche kann man irgendetwas lesen oder in Erfahrung bringen, und sei es bloß die Meinung meines Frisörs. Vielleicht hat Reinhard Mey schon ein Lied zu einem dieser Themen besungen und es ist mir nicht bekannt.
     
    Eventuell liegen in irgendwelchen Schubladen schon längst in Vergessenheit geratene und unbeachtete Manuskripte mir völlig unbekannter Autoren herum. Auf Dachböden vermoderte und mit einer Schnur zusammen gezurrte Blätter, die einst als Tagebuch einer Person dienten und diese ihre Seele täglich darin ausschüttete. Sich zeilenweise ergoss, um sich einem Dialog mit einer imaginären Person zu übereignen.
     
    Vielleicht wurde noch nie über den Dreitagebart gesprochen. Mag auch sein, dass das Thema „Bart“ eher stachelig und daher vermeidbar wirkt. Eine Frau zu diesem Thema zu befragen, bringt nicht viel Beute mit sich. Manche mögen Bärte und manche nicht. Das ist überschaubar und von daher eher reizlos. Was sagen denn die Bartträger selbst? Macht sich ein solcher 3-Tagebart-Besitzer eigentlich klar, was er im Gesicht spazieren trägt?
     
    Auch die Frage, wann das mit dem Dreitagebart begann, interessiert mich immer wieder. War es die Bequemlichkeit, die zu diesem Entschluss führte? Allein die Tatsache, dass man es einem Dreitagebart nicht auf Anhieb ansieht, ob er nun 3 oder gar 4 Tage alt ist, führt zu unerwünschten Verquickungen. Führt ein solcher Barteigner Buch über diese Dinge und dokumentiert es akribisch? Ist er sich permanent darüber im Klaren, wann-zum-Geier er sich zuletzt rasierte?
     
    Ist der Dreitagebart sogar völlig zeitlos und eine Art „natürlich gewachsene Gesichts-Jeans“, mit der man immer korrekt angezogen daherkommt und er sich jedem Anlass anzupassen vermag? Besonders auffällig mussten doch die ersten 2 Tage gewesen sein, als der Chef evtl. fragte, was da so alles im Gesicht sprießt. Passierte das ganze Unterfangen mit einer schriftlichen, gar verbalen Vorankündigung? „Chef, falls ich Ihnen in den nächsten Tagen unrasiert erscheinen sollte, liegt es an meinem Vorhaben, mir einen Dreitagebart wachsen zu lassen…“ „Aha…weitermachen…“
     
    Wurden auch Familienmitglieder gefragt, eine demokratische Abstimmung initiiert und das künftige Erscheinungsbild des Familienvorstandes diskutiert? Oder entschied der Reputationsignorant über alle Köpfe hinweg? Wäre hier nicht eine Art Diktatur erkennbar? Bestimmt! Vielleicht besaß das Gesicht den Bart schon zum Zeitpunkt des Kennenlernens und frau beugte sich ihrer hormonbedingten Entscheidung?!
     
    Das wahre Aussehen eines Gatten / Lebensabschnittgefährten / Partners oder Erblassers ist somit nur auf Bildern vergangener Epochen zu erkennen und nur dort.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher