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Meckerfritz - 3: Bissige und ironische Betrachtungen des Alltags. (German Edition)

Meckerfritz - 3: Bissige und ironische Betrachtungen des Alltags. (German Edition)

Titel: Meckerfritz - 3: Bissige und ironische Betrachtungen des Alltags. (German Edition)
Autoren: Lutz Spilker
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herzliche Bitte damit verbunden war.
     
    Man kann mit diesem Kopfschmuck, wenn er gestärkt wurde, werfen und einen Büffel zur Strecke bringen, als ob man einen Boomerang einsetzte. Mutter bekam dieses Häubchen hübsch verpackt zu ihrem 60. Geburtstag und gleichsam wurde gebeten, es auch zu benutzen. Es ist keine Maßanfertigung, allein der Kosten wegen, aber tragen könnte sie es auf jeden Fall. Es ist zeitlos, unauffällig und dennoch komfortabel. Wenn man das Haus verlässt um beispielsweise Einkaufen zu gehen, könnte man es selbstverständlich absetzen.
     
    Man muss zu Konzessionen bereit sein, auch wenn es ein sehr persönliches Geschenk war und es sich letzten Endes um die eigene Familie dreht. Je älter Söhne werden und immer noch zuhause wohnen, desto größer wird der Anspruch auf den Rang, der dem Familienoberhaupt vorbehalten bleiben sollte. Hier klaffen Theorie und Praxis in der Größe des Grand Canyon auseinander.
     
    Allein die pure Überlegung, es einmal mit Arbeit zu versuchen, wirkt stellenweise wie Insubordination der hinterhältigsten Sorte. Wahrscheinlich wird sogar dauerhafte Arbeit, im Sinne eines Angestelltenverhältnisses gemeint.
     
    In aller Herrgottsfrühe aufstehen, sich in eine vollgestopfte U-Bahn drängeln, weil der eigene Wagen mal wieder nicht anspringt, um dann den lieben langen Tag irgendeiner langweiligen Beschäftigung nachzugehen, die sich dieser Knecht vom Arbeitsamt als Wiedereingliederungs-Maßnahme ausgedacht hat. Und wofür? Glaubt wirklich jemand an den Osterhasen, oder den Klapperstorch? Glaubt wirklich jemand daran, dass bloß einem einzigen Menschen daran gelegen sei, sein ganzes Leben mit stupider Arbeit zu vergeuden?
     
    Das stets auf Hochglanz polierte Zimmer zum lebenslänglichen Nulltarif im elterlichen Haus, ist gegen Nichts einzutauschen. Die nach bestimmten Uhrzeiten servierten Mahlzeiten, ähneln ein wenig den Sitten und Gebräuchen eines Sanatoriums und das kann nicht verkehrt sein. Schließlich weilt man dort der Gesundung wegen. Auch darf man nie in Vergessenheit geraten lassen, dass die irgendwann als Schmarotzer titulierten, sekundenlanges Motiv vollendeter Glückseligkeit bei der Zeugung verkörperten.

Und jetzt will man sie nicht mehr haben? Ausziehen und auf eigenen Beinen stehen? Parolen wider die Natur, die eher auf Unverständnis, denn auf Gegenliebe treffen. Die wöchentlichen Partys mit Gleichgelagerten bis zum Morgengrauen, können kaum der Stein des Anstoßes sein. Die Eltern werden stets mit eingebunden und dürfen tags darauf die leeren Flaschen beseitigen, die Pappteller entsorgen und die Aschenbecher leeren.
     
    Also paart sich hier umweltbewusstes Verhalten mit dem Drang, den vorherigen Zustand wieder herzustellen. Es wird doch nicht so sein, dass der nicht flügge werden wollende Nachwuchs als Behinderung, den vorherigen Zustand wieder herzustellen zu können, betrachtet wird. Unzählige Träume gingen ersatzlos dahin und Klischees, an die man sich gewöhnte wie an den ersten Teddy, würden verdorren.
     
    Plakataufschriften verlören ihre Botschaft und aus „Futtern wie bei Muttern“ entstünde „Kochen mit Jochen“ oder „Würgen bei Jürgen“. Das Aufreißen einer Instandsuppentüte und das telefonische Bestellen einer Pizza, etablierten sich als olympische Disziplin, zumindest jedoch als Thema einer Casting-Show. Miserabel gebügelte Hemden und schlampig erscheinende Beinkleider ließen ahnen, dass der Träger nicht mehr zu Hause weilen darf.

Moderne Barbaren
     
    Zugegeben, es sind schon einige Jahre her, als ich im Buch der Rekorde vom größten oder umfangreichsten Menu las. Ich meine mich an „gefülltes Kamel“ erinnern zu können und es rief in mir die Erinnerung an den Film „der große Blonde mit dem schwarzen Schuh“ hervor. Die Szene, in der ein Mann die Matroschkas aus dem Regal nahm und inhaltlich inspizierte. Das „gefüllte Kamel“ stellte sich als überaus üppige Mahlzeit ebenso verschachtelt dar.

Im Kamel steckte eine Ziege und in dieser ein Truthahn und in diesem ein Huhn und in diesem ein Ei, oder so ähnlich. Jedenfalls wurde das Prinzip der Zwiebel gut erkannt und entsprechend umgesetzt. Wenn ich mich recht erinnere, vergrub man besagtes Wüstenschiff in der Erde und ließ die Sonne ihren Dienst verrichten. Nach einigen Tagen war das höckrige Tier „gut durch“, roch ein wenig gewöhnungsbedürftig, aber mundete den Hungrigen 3-sternemäßig.
     
    Irgendein Anlass ist stets gegeben,
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