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Nuramon

Nuramon

Titel: Nuramon
Autoren: J Sullivan
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Die Stimme des Orakels

    Die Zukunft eilt uns stets voraus und hinterlässt Spuren, die ich zu lesen vermag. Und so entdeckte ich euch in all den Jahren, was vor euch liegen könnte, und mein Blick erwies sich oft als wahr. Gelegentlich aber traten Dinge nicht ein, die ich sah. Manchmal blieb die prophezeite Zukunft aus, gerade weil ich sie euch entdeckte. Etwas zu betrachten heißt oft, es zunichtezumachen. Denn dem Wissen um das Schicksal mögen Taten folgen, welche die gesehene Zukunft verändern. Zum Besseren, wie ich stets hoffe, zum Schlechteren, wie ich fürchte. Es kann beim Blick voraus nie Gewissheit geben. Nur die Vergangenheit ist festgeschrieben. Denn kein Augenblick ist je verloren; er steht für immer im Buch der Welten.
    Nun stehe ich in diesem Thronsaal, ein Orakel aus Fleisch und Blut, und spreche zu euch von jener besonderen Zeit; einer Zeit, in der ein Elf hier in Jasbor unter uns lebte. Noch heute erzählen die Märchen und Lieder, die unzähligen Sagen und wenigen Chroniken, die die Jahrhunderte überstanden haben, von dem letzten Alvaru, dem letzten Albenkind – von Nuramon aus Albenmark.
    So, wie ihr durch diesen Saal, durch diesen Palast, die Straßen dieser Stadt und auf den Pfaden dieser Insel schreitet, in der Gewissheit, dass auch Nuramon einst auf diesen Wegen ging; so wusste ich, dass seine Vergangenheit irgendwo im Gewebe des Schicksals ruht. Und nach fast zehn Jahren habe ich nun die Spur zu Nuramon gefunden. Zu seinen Sinnen und seinen Gedanken. Das Schicksal flüstert es mir zu, und ich sehe den Elf und schwebe wie ein Geist zu ihm hin.
    Dort in der Vergangenheit warben er und Farodin zwanzig Jahre um die Liebe der Zauberin Noroelle. Nur ein Moment im Leben eines Elfen, eine Ewigkeit für einen Menschen. Sie versprach, sich bald zwischen ihnen zu entscheiden. Doch ein Dämon zog alles ins Übel, ehe es so weit kommen konnte.
    Es war ein Devanthar, der Letzte der alten Feinde der Alben. Er war es, der Noroelle in Nuramons Gestalt erschien und sie schwängerte. Er musste gewusst haben, dass Noroelle ihr Neugeborenes in die Menschenwelt bringen würde und dass die Elfenkönigin Emerelle sie deswegen auf eine Insel in der Zerbrochenen Welt verbannen würde; die Welt, die einst im Krieg zwischen den Alben und den Devanthar zerbarst. Er musste vorausgeahnt haben, dass Noroelles Sohn in der Stadt Aniscans als Priester des Gottes Tjured die Menschen heilen und unter dem Namen Guillaume weithin bekannt werden würde. Auf sein Geheiß hin erschienen Meuchelmörder in Aniscans, als Nuramon mit seinen Gefährten bei Guillaume war.
    Damals gelang es Nuramon und Farodin nicht, den Sohn Noroelles zu retten. Und schlimmer noch war, dass die Ermordung des Priesters ihnen angelastet wurde. Der Devanthar schürte den Hass auf die Albenkinder, und so wuchs der Tjuredglaube, und am Ende beherrschte er nicht nur die Menschenreiche des Kontinents im Westen, sondern bedrohte auch Albenmark und die Albenkinder.
    Trotz allem gaben Nuramon und seine Gefährten nicht auf. Heimlich erlernten sie den Zauber, der ihnen die Albenpfade öffnete. Diese magischen Wege verknüpften besondere Orte innerhalb einer Welt ebenso wie jene zwischen den Welten. So suchten Nuramon und dessen Gefährten nach dem Tor zu Noroelles Verbannungsort und folgten der Spur in die Menschenwelt. Auf ihrem Weg fanden sie die abtrünnigen Elfen von Neu Valemas, das Exil des Zwergenvolkes und das Orakel Dareen. Und Nuramon fand ein namenloses Elfenmädchen, das er Yulivee nannte, sich zur Schwester erwählte und in Kriegszeiten zur Elfenkönigin nach Albenmark brachte. Diese hatte seit Jahrtausenden auf Yulivees Ankunft gewartet, war jedoch trotz ihrer Dankbarkeit nicht bereit, Noroelle zu befreien.
    Dann aber taten Nuramon und seine Gefährten sich im Kampf gegen die Tjuredanbeter hervor. Sie vernichteten den Devanthar, und als die Tjuredanbeter nach Albenmark vorstießen, wurden sie zu Helden. Sie verschafften der Elfenkönigin als Anführer in ihrem Heer die Zeit, die Albenkinder ein für alle Mal von der Bedrohung der Tjuredanbeter zu befreien. Emerelle, Yulivee und die anderen großen Zauberer setzten mittels ihrer Magie ein Geschehen in Gang, um Albenmark von der Welt der Menschen und der Zerbrochenen Welt abzutrennen.
    Noroelles Verbannungsort aber war nur durch die Welt der Menschen zu erreichen, und so gab die Elfenkönigin Nuramon und Farodin die Macht, den Zauber, der den Weg zu Noroelle versperrte, zu lösen. Durch eines der
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