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Seelensturm

Seelensturm

Titel: Seelensturm
Autoren: Margarete Leonhard
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    Ich heiße Angela Bauer, und meine Geschichte beginnt, als ich 35 Jahre alt war. In meinem Leben bewegte sich eine Zeit lang nicht sehr viel. Nachdem vor, nicht ganz, 3 Jahren mein Leben durch die Beendigung einer siebeneinhalbjährigen Beziehung erst einmal umgekrempelt wurde, war ich seither wohl auf dem Weg der Selbstfindung, wie man so schön sagt.
     
    Die Selbstfindung passierte ungefähr in diesen Abstufungen:
     
    Stufe 1: abgrundtiefe Trauer nach der Trennung
    Stufe 2: abgrundtiefe Enttäuschung über den Ex-Partner
    Stufe 3: abgrundtiefer Hass über den Betrug, den ER begangen hat
    Stufe 4: Dieser Hass bewirkt dann eine gewisse Gottesnähe, da fängt man plötzlich an Stoßgebete zum Himmel zu schicken: "Lieber Gott gib, dass er eine Geschlechtskrankheit bekommt und IHN nie wieder benutzen kann!"
    Stufe 5: Mein Leben wieder in die Hand nehmen
    Stufe 6: Etwas aus meinem Leben machen
    Stufe 7: Eine neue Beziehung ins Auge fassen
     
    Im Moment war ich ungefähr bei der Mitte von Stufe 6 angelangt, wie der Mann für Stufe 7 aussah - keine Ahnung!!!!!!!! Für Stufe 7 musste ich erst wohl meine Überzeugung aufgeben, dass Liebe blind und ziemlich blöd machte.
    Diese letzte Beziehung war alles für mich. Ich hatte gedacht, dass ich meinen Traummann gefunden hatte, was dabei herauskam, war ein Albtraum. Mein "Traummann" hatte mich seit 2 Jahren betrogen und sich so nebenbei ein neues Leben aufgebaut und auch gleich einen Sohn (natürlich mit der Anderen) gezeugt, während ich auf seine beiden Kinder aus erster Ehe aufgepasst habe.
    Und dem war nicht genug. Er hatte bemerkt, dass sich auch in Beziehung Nr. 2 der Alltag eingeschlichen hatte und er fing Beziehung Nr. 3 an.
    Als ich das alles festgestellt hatte, hat es mir einfach den Boden unter den Füßen weggezogen. Ich war in ein ganz tiefes Loch gefallen, habe Gefühlsabgründe in mir entdeckt, die mir vorher völlig unbekannt waren.
    Jeder der so einen gravierenden Einschnitt in sein Leben bereits mitgemacht hat kann mir wohl nachfühlen, von was ich hier rede. Die Wut über sich selbst, über die Dummheit, dass man das alles nicht früher bemerkt hatte…. Man nimmt die Umwelt um sich herum nicht mehr wahr, man fühlt sich wie gelähmt, wie in Watte gepackt. Ich konnte mich aus dieser Watte erst nach meinem Auszug aus unserer gemeinsamen Wohnung befreien.
     
    Der Münchener Wohnungsmarkt hatte erbarmen mit mir und ich hatte innerhalb von 4 Wochen eine nette Wohnung.
    Als ich endlich in meinen eigenen vier Wänden war, hatte ich dann das erste Mal richtig Zeit zum Weinen. Tagsüber schleppte ich mich mit homöopathischen Beruhigungstabletten durch die Arbeit. Abends haben mir "Michael Bolton" und die Balladen von "Bon Jovi" beim Heulen und Einschlafen geholfen (auf Michael Bolton/My Secret Passion, kann man prima heulen, sehr entspannend).
    Meine Eltern und mein Bruder haben mir in dieser Zeit sehr geholfen. Erstens durch die Hilfe beim Umzug und zweitens einfach dadurch, dass sie keine Fragen gestellt haben. Sie wussten einfach nur, dass etwas Schlimmes passiert sein musste, weil sie genau wussten, dass ich eigentlich nicht so "Knall auf Fall" meinen Traummann und seine Kinder (die mir mittlerweile sehr ans Herz gewachsen waren) verlassen würde.
    Ich habe erst sehr lange Zeit danach erzählen können, was wirklich passiert ist, mein Bruder wollte den Typen umbringen. Keine Angst er lebt noch, ich konnte meinen Bruder zurückhalten.
     
    Ich habe versucht zu realisieren, wann das Drama angefangen hat. Natürlich habe ich Veränderungen an ihm bemerkt, dachte aber das wäre der Arbeitsstress, habe ihn auch ein paar Mal angesprochen, was denn los wäre. Einmal habe ich ihn sogar, unter Tränen, direkt gefragt, ob er eine Andere hat (Frauen haben wohl ein Gespür für so etwas). Da war er total entrüstet „Wie kommst du denn darauf? Ich habe dich doch lieb.“
    Das war im Mai, im Oktober habe ich dann den Überweisungsbeleg für den Unterhalt an seinen Sohn gefunden. Was war nur geschehen? Hatte ich mich so verändert, dass man nicht mehr mit mir reden konnte? Im Mai hätte er mir kurz und schmerzlos einfach sagen können „Du, ich mag dich nicht mehr, kann nicht mehr mit dir Leben!“ Ich war die Letzte, die jemandem nachläuft, der mich nicht mochte. Dann hätte ich die ganze Wahrheit vielleicht nie erfahren müssen. Das wäre für uns beide gesünder gewesen. Als ich ihn zur Rede stellte, hat er mich dann auch noch belogen, wie ich hinterher
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