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Tai Chi Chuan

Tai Chi Chuan

Titel: Tai Chi Chuan
Autoren: Andrea Schönig
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1 Was ist Tai Chi Chuan?
    „Tai Chi“ 1 kann mit „das erhabene Letzte“ übersetzt werden und ist ein traditioneller Begriff aus der taoistischen Philosophie. „Chuan“ bezieht sich auf die Faust („mit leerer Faust kämpfen“) und verweist auf den Ursprung des Tai Chi Chuan als Selbstverteidigungspraktik. So will die Kombination der Silben „Tai Chi“ und „Chuan“ auf eine tiefergehende, philosophisch begründete Bewegungstradition verweisen, die zur Selbstverteidigung des Menschen im engeren, aber auch im erweiterten Sinne (Gesundheit, Selbsterkenntnis ...) angewandt werden kann.
    Langsam fließende Bewegungen sind typisch für das Tai Chi Chuan. Die Bewegungen strahlen die gleiche Ruhe aus wie langsam am Himmel vorbeiziehende Wolken oder ein träge dahinfließender Fluss. Es haben sich in China im Laufe der Jahrhunderte genau festgelegte Bewegungsabläufe herauskristallisiert, die zu sogenannten „Formen“ 2 aneinandergefügt wurden. Der Tai-Chi-Übende bewegt sich in diesen Bewegungsabläufen ohne Pausen und über mehrere Minuten. Seine Bewegungen sehen aus, als ob er in der Luft schwimmen würde. Der Betrachter sieht weiche, sanfte Zeitlupenbewegungen und einen Übenden, der in tiefer und aufrechter Haltung seine „Formen“ ausführt. Gerade diese Bewegungsästhetik des Sanften und Grazilen ist es, die auf viele Beobachter so faszinierend wirkt und sie zum Erlernen des Tai Chi Chuan anregt.

    Doch Tai Chi Chuan ist nicht nur eine sehr ästhetische Bewegungskunst und nicht nur unter dem nach außen gerichteten Blickwinkel zu betrachten. Das Tai Chi Chuan kann seine Ästhetik überhaupt erst entwickeln, weil die inneren Prozesse prinzipiengeleitet angeregt werden. Wer Tai Chi Chuan in der richtigen Weise übt, ist mit seiner Aufmerksamkeit voll bei seiner Bewegung. Gerade die Kompliziertheit der Tai-Chi-Bewegung zwingt den Anfänger zu einer ungeteilten Aufmerksamkeit – einer Bewusstseinshaltung, die dem Fortgeschrittenen bereits vertraut ist.

    Innere und äußere Bewegung stehen im Einklang. So entfaltet sich die Bewegungsweise in Harmonie mit dem eigenen Atem und in Verbindung mit dem subtil erfolgenden muskulären Spannungswechsel in Händen, Armen und Beinen. Ein ständiges Öffnen und Schließen in den Gelenken und in den Winkelhaltungen der Extremitäten bewirkt den runden Eindruck aller Haltungen und Positionen. Alle Bewegungen folgen aus der Zentrierung heraus. Der Übende ist mit seiner binnenkörperlichen Aufmerksamkeit im Energiezentrum des Unterbauchs („Tan Tien“) und lässt jede Bewegungs- oder Richtungsänderung von diesem Bereich aus erfolgen. So führt das Becken die gesamte Bewegung und lässt den zentrierten Bewegungsausdruckentstehen. Ein hierfür sensibler Beobachter sieht, dass sich hier ein Mensch aus seiner Mitte heraus im Rhythmus von Yin und Yang bewegt.
    Gerade das Yin-Yang-Symbol stellt ein weiteres wichtiges Grundprinzip der Tai-Chi-Bewegung dar. Das Tai Chi Chuan ist eine meditative Bewegung, die im ständigen Übergang von Yin und Yang strömt und pulst. Der Übende drängt nach vorn (Yang) und zieht sich wieder zurück (Yin). Der Übende öffnet die Arme (Yang) und schließt sie wieder (Yin). Die Finger der Hand erblühen und richten sich auf (Yang), sie lösen sich wieder und verringern die Spannung wieder (Yin). Die Beine werden im rhythmischen Wechsel belastet (Yang) und entlastet (Yin). Das Einatmen geht ohne Unterbrechung und Atempause in das Ausatmen über. Tai Chi kann auf Grund dieses Gestaltungsprinzips auch als Yin-Yang-Bewegungskunst bezeichnet werden, die an den Gestaltungskräften und -prinzipien des Natürlichen orientiert ist.

    Daher ist das Tai Chi Chuan auch ein sehr sorgfältig ausgearbeitetes, heilgymnastisches System, das von erheblicher Gesundheitswirkung sein kann. So wird es als Heilungssystem in Kliniken verordnet und eingesetzt. Doch besonders die präventive Wirkungsweise macht das Tai Chi Chuan so bedeutsam fürgesundheitsbezogene Maßnahmen. Allein die Sensibilisierung für den eigenen Leib und für die eigene Bewegungsweise im Tai Chi Chuan verhilft zu einem Körperempfinden, das Signale nun besser verstehen und deuten kann.
    Die Wirkungen auf das Herz-Kreislauf-System und auf Knochen, Knorpel, Bänder, Sehnen und Muskeln verhelfen dem regelmäßig geübten Tai Chi Chuan zu einem präventiven Gesundheitswert.
    Hier verbindet sich eine meditative Hier-und-jetzt-Haltung mit leibökologischen Bewegungsprinzipien und
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