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Nuramon

Nuramon

Titel: Nuramon
Autoren: J Sullivan
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letzten Weltentore kehrten Nuramon und Farodin ihrer Heimat den Rücken. Sie befreiten Noroelle aus ihrem Gefängnis in der Zerbrochenen Welt, und diese hielt ihr Versprechen und wählte zwischen ihnen.
    Sie entschied sich für Farodin. Und auch wenn Nuramons Herz schmerzte, so erkannte er doch, dass es die richtige Wahl war. Silbernes Licht umgab Noroelle und Farodin im Moment ihrer Erfüllung, bis sie vor Nuramons Augen verschwanden. Durch ihre Liebe hatten sie ihr Schicksal gefunden und waren dadurch ins Mondlicht, ins elfische Jenseits, entschwebt.
    Nuramon aber war allein zurückgeblieben. Am Morgen stand er am Rande der Insel, auf der Farodin und Noroelle entschwunden waren, und schaute den weißen Bergen am Festland entgegen. Er war der Letzte, der letzte Elf dieser Welt, das letzte Albenkind. Jenseits des Wassers lag ein fremdes Land, das es zu erkunden galt. Dort gab es neue Wege, neue Erfahrungen und neue Erinnerungen zu finden. Als die Ebbe zurückkehrte, schritt er über den welligen Boden dem Festland entgegen. So betrat er unseren weiten Kontinent, unser geliebtes Arla myr, das er lange von der Insel aus beobachtet hatte. Und er betrachtete die Landschaft, als hätte er sie noch nie zuvor gesehen.
    Diese Welt würde niemals aufhören, ihn zu faszinieren. Und doch fragte er sich, warum die Elfenkönigin Noroelle nicht selbst befreit hatte, ehe der Weg nach Albenmark abgeschnitten war. Und immer wieder fand er nur eine Antwort: Emerelle, die mit ihrem Zauber spiegel in die Zukunft schauen konnte, mochte gesehen haben, dass sein Schicksal, sein Weg ins Mondlicht, irgendwo hier in der Menschenwelt lag.
    So vertraute er sich der Schönheit unseres Kontinents an und durchwanderte ihn auf Elfenweise. Und was er sah, tröstete ihn. Die Menschen aber beobachtete er nur aus der Ferne, denn er wollte keine Bande knüpfen, damit er nicht enttäuscht würde. Doch die Einsamkeit brachte ihm Bitternis, und das Heimweh entzündete Wunschträume. Das Bedauern der eigenen Taten und die Zweifel an den Taten anderer gebaren einen Hass, der Nuramon bis an den Rand der Verzweiflung trieb. Als er schließlich erwog, seinem Leben ein unerfülltes Ende zu setzen, merkte er, dass er sich fremd geworden war.
    Und so suchte er nach einem Weg zurück zu sich und glaubte, er könnte sein Ziel nur erreichen, indem er nach Albenmark zurückfände. Vielleicht, so dachte er, gab es doch noch irgendwo einen schmalen Pfad, der in die Heimat führte. Doch ganz gleich, wo er suchte, ihm war nicht der geringste Erfolg beschieden.
    Als er sich nach Jahrzehnten an einer Quelle im Wald nahe der Stadt Teredyr niederließ, um sich auszuruhen, ahnte er nicht, dass er der Erfüllung seines Schicksals näher gekommen war. Die Menschen der von Dornenbüschen umgebenen Stadt entdeckten ihn und staunten. Dass er anders war als sie, erkannten sie sogleich. Zwar war sein mittelbraunes Haar hier ebenso weit verbreitet wie seine hellbraunen Augen, doch die weiße Strähne, die ihm auf die Stirn fiel, zog ihre Blicke ebenso auf sich wie seine vergleichsweise großen Augen, die für die meisten Menschen ein wenig zu lang geratene Nase und seine viel blassere Haut. Da man aber jede dieser Einzelheiten für sich genommen irgendwo in den Weiten von Arlamyr antreffen kann, hätte man ihn dennoch für einen Menschen halten können. Seine spitzen Ohren jedoch, die zwischen dem welligen Haar hervorstachen, verrieten ihn.
    Die Menschen näherten sich ihm mit Interesse und Offenheit, und er ließ sie an sich heran. Er war fasziniert von ihnen. Sie erinnerten ihn an alte Zeiten und an Freunde, die längst dem Leben entschwunden waren.
    Immer wieder kehrte er an die kleine Quelle nahe der Stadt zurück, und ehe er sich versah, war er des Arlamyrischen mächtig und bei den Menschen von Teredyr als Heiler bekannt. Er ließ sich von den anderen freien Städten erzählen, von denen er sich ferngehalten hatte; ebenso von Fürstentümern und Königreichen, die er unbemerkt durchwandert hatte, und vom Ahnenkult, dem die Menschen auch damals schon anhingen. Und dabei ahnte er nicht, dass sein Name einst für immer mit dem Fürstentum Yannadyr und unserer Insel Jasbor verbunden sein würde – mit euren Ahnen und über diese auch mit euch.
    Bald merkte er, dass er im Grunde immer wieder an den Anfang eines reizvollen Weges zurückkehrte, nur um sich dann nicht vorzuwagen. Ihm wurde bewusst, dass er davor zurückschreckte, sein Schicksal bei den Menschen zu suchen. Eines Tages
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