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Nuramon

Nuramon

Titel: Nuramon
Autoren: J Sullivan
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aber machte er den ersten Schritt hinein in ein neues Leben voller Abenteuer, von denen er nicht mehr zu träumen gewagt hätte. Abenteuer, die ein ganzes Zeitalter begründen sollten.
    So folgt meinem Orakelblick, wenn er entlang der Zauberpfade auf der Suche nach Nuramon ist, ihn findet und umschwebt, ihn durch die Augen anderer sieht, in den Worten anderer findet und sich schließlich mit seinem Blick verbindet.
    Folgt mir zu Nuramon und jenen, die ihm nahestanden – zurück in vergangene Zeiten, wo das Geschehen im wechselnden Maße verläuft, mal durch die Zeit schwebend, und mit einem Wort vergehen Jahre; mal in einem einzigen Augenblick verharrend.
    Folgt meinen Worten und vernehmt, was im Gewebe des Schicksals geschrieben steht.

Das letzte Albenkind

    Wie ein Steg aus leuchtendem Eis führte ein Albenpfad durch die Finsternis. In seinem Inneren glitzerte es, als schlüge der Fluss der Magie winzige Funken. Der Pfad schwebte an weiteren vorüber, die windschief verliefen und in unterschiedlichen Farben leuchteten, jedoch rasch in der Finsternis verschwanden, als legten sich schwarze Nebelschleier über das Leuchten. Der eine Pfad aber traf nach einer scheinbaren Unendlichkeit an zwei Stellen auf andere Wege und fügte sich dort mit ihnen zu Inseln aus Licht – zwei Albensterne.
    Es war still abseits der Welt. Die Magie, die hier herrschte, schützte alle, die des Weges kamen, vor der Leere, die ringsherum herrschte, und vor der Eiseskälte der ewigen Dunkelheit. Zugleich spendete sie Luft, von der seit Jahren niemand mehr geatmet hatte.
    Mit einem Mal lief ein Zittern durch das glitzernde Netz aus Pfaden, und auf dem größeren der Albensterne schob sich eine Lichtsäule in die Höhe und wölbte sich. In ihr erschien eine Gestalt, verharrte für einen Augenblick und trat dann aus dem Licht heraus. Es war ein Elf, ein Albenkind an einem Ort, an dem es keine Albenkinder mehr geben sollte; der einzige Elf auf den Pfaden, die sich um die Welt der Menschen schmiegten. Es war Nuramon, das letzte Albenkind.
    Nuramon holte tief Luft und genoss den frischen Duft der Zauberpfade. Selbst nach all den Jahrhunderten und all den Leben, die er gelebt, und den Toden, die er gestorben war, liebte er diesen Geruch. Er trat an den Rand des Lichtplateaus und blickte zurück zur Pforte, die er soeben geschaffen hatte. Seite an Seite erschienen nun ein Mann und eine Frau – Yargir und Nylma, die Neugierigsten unter den jungen Kriegern und Kriegerinnen von Teredyr. Wie staunende Kinder traten sie aus dem Licht, kamen einander mit Hellebarde und Schwert in den Weg und schienen sich kaum am Glitzern der Pfade sattsehen zu können.
    »Ich dachte, du hättest gelogen«, sagte Yargir.
    »Heißt es nicht, Elfen könnten nicht lügen?«, erwiderte Nuramon.
    Yargir ließ seinen Blick über den Albenstern wandern, und die Verblüffung in seiner Miene wich dem warmen Lächeln, das seine Züge prägte. »Genau so heißt es«, sagte er und stieß mit seiner Hellebarde auf den Boden, als prüfte er dessen Festigkeit.
    Nylma schaute den Albenpfad entlang, der zur nächsten Lichtinsel führte, und strich sich mit den Fingerspitzen das Lächeln aus ihrem langen Gesicht. »Es ist wie im Märchen«, flüsterte sie. »Mir ist, als würde ich mich an einen alten Traum erinnern.«
    Nuramon winkte die beiden Krieger zu sich, um den Nachfolgenden Platz zu machen. Er schaute jedem, der aus dem Licht kam, ins Antlitz und fand keinen, der im Angesicht der Pfade und der Finsternis unbeeindruckt blieb. Einige der Krieger schlugen sogar Schutzgesten und baten ihre Ahnen um Beistand.
    Der Letzte, der die Pforte durchschritt, war Gaeremul. Er war mit über vierzig Jahren der Älteste der Gefährten, ein breitschultriger Mann, der seinen schweren Kriegshammer zu führen wusste. Die Narben in seinem Gesicht zeugten von unzähligen Schlachten. Seine Erfahrung machte ihn zu einem Begleiter von unschätzbarem Wert.
    Nun, da seine Schar vollständig war, trat Nuramon vor das Lichttor und hob seine Hände. Während er sie langsam wieder senkte, strömte Magie aus den Fingerspitzen, und es war, als schöbe er das Tor eigenhändig hinab. Am Boden funkelte es kurz, doch schon erinnerte nichts mehr daran, dass sich hier eben noch eine Pforte zwischen den Albenpfaden und der Welt der Menschen erhoben hatte.
    Die Teredyrer flüsterten. Nuramons Magie war ihnen gewiss noch immer nicht geheuer, doch ohne ihn würden sie nie wieder in ihre Welt zurückkehren können und
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