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Maya und der Mammutstein

Maya und der Mammutstein

Titel: Maya und der Mammutstein
Autoren: Margaret Allan
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begegnete.
    »Noch ein paar Monde«, sagte sie. »Dann ist er soweit.«
    Karibu war immer noch in Gedanken versunken. »Maya ...«, setzte er an, doch dann verlor sich seine Stimme.
    »Was ist, Gatte?«
    »Würdest du... mit mir kommen, wenn ich von hier fort ginge?«
    Sie lächelte auf ihre Handarbeit hinab. »Ja, Karibu. Wenn du es wünscht, dann werde ich mit dir gehen.«
    Er atmete tief aus, als sei eine schwere Last von ihm genommen worden.
    »Würdest du denn ... dein Volk nicht vermissen? Deinen Bruder? Alte Beere?«
    »Natürlich würde ich sie vermissen, Gatte. Aber mein Volk, dein Volk, sie haben sich gewandelt. Sie sind ein Volk, ein Stamm geworden.
    Außerdem ist es manchmal etwas mühselig als eine auf Erden wandelnde Göttin zu gelten. Ich weiß nicht, ob ich es nicht doch vorziehen würde, ein böser Geist zu sein wie damals. Wenigstens hatten damals nicht alle Angst vor mir. Sie haßten mich nur. Das war... einfa cher. Jetzt erwarten sie von mir, daß ich all ihre Sorgen und Nöte von ihnen nehme, wenn sie damit zu mir kommen. Ich will hier nicht Schamanin sein. Das wollte ich nie, auch wenn ich vermute, daß Alter Zauber Pläne in diese Richtung hegte.«
    Karibu hatte schweigend zugehört, und er verstand Maya. Auch er würde es vorziehen, sein Zelt wieder einfach nur mit seiner Frau zu teilen und nicht mit der ehrfurchtgebietenden Göttin, die Götter und Schamanen gleichermaßen inmitten eines wüsten Sturmes zerschmettert hatte, denn so wurde sie mittlerweile von allen gesehen.
    Auch das, zu dem er allmählich wurde, gefiel Karibu nicht besonders. Die Schlacht am Fluß und die Pest hatten das Mammutvolk seiner stärksten Männer beraubt. Nur Wolf war von ihnen noch übrig; er war ein guter junger Mann, und sie waren schnell Freunde geworden. Doch selbst Wolf wandte sich in allem an den mächtigen Schwarzen Karibu, der Speer und eine Handvoll anderer erschlagen hatte.
    Genausowenig, wie meine Frau gerne eine Göttin sein will, dachte Schwarzes Karibu, bin ich gerne Häuptling. Ich will nur lagen und dem Bison folgen, wenn es südwärts donnert auf den endlos weiten Ebenen.
    »Ich weiß nicht, ob genug mitziehen würden«, räumte er schließlich ein.
    »Und man braucht viele Männer dazu, um das Bison oder das Mammut zu erlegen.«
    Maya legte ihre Arbeit beiseite. Sie streckte die Arme aus und hob Jungen Wolf auf ihren Schoß. Er war ein ewig lächelndes, zufriedenes Kind, und seine Augen waren die seines Vaters. Tiefe, dunkle braune Augen. Sie glaubte, daß er einmal ein stattlicher junger Mann werden würde.
    »Vielleicht auch nicht«, erwiderte sie. »Laß mich darüber nachdenken.«
    Karibu hatte sich inzwischen an diese rätselhaften Andeutungen gewöhnt.
    Vieles an seiner Frau war geheimnisvoll - und er | hatte seine eigenen geheimen Erinnerungen an jenen Tag am | Fluß. Er hatte gesehen, was er gesehen hatte, auch wenn er nie darüber sprach. Nicht einmal mit ihr.
    »Ich suche deinen Bruder auf«, teilte er ihr mit. »Wir sollten darüber reden.«
    Sie schüttelte das Baby sanft, und es jauchzte vor Vergnügen. »Das ist eine gute Idee«, ließ sie verlauten und fügte dann wie beiläufig hinzu:
    »Morgen werde ich einen Tag in den Wald gehen. Alte Beere wird sich um dein Essen kümmern.«
    »Wills t du, daß ich mitkomme? Bei den Felsen nahe des Taleinganges gibt es immer noch Löwen.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Kein Löwe wird mir etwas zuleide tun«, sagte sie.
    Sie saß auf der sonnenüberfluteten Lichtung unter dem Baum, von dem Knospe hinabgestürzt, unter dem Blüte gestorben war, vor langer, langer Zeit. Sie summte vor sich hin und blickte gedankenverloren nach oben.
    Einen Augenblick lang vielleicht träumte sie. Doch als sie erwachte, tanzten die Reste der Vision immer noch vor ihren Augen. Sie erinnerte sich daran, wie sich der Baum durchgebogen hatte, tiefer und immer tiefer, bis seine dichtbelaubte Spitze fast den Boden berührt hatte. Und daran, wie Mutter Löwe spuckend und fauchend heruntergefallen und der Baum zurückgeschnellt war, und sie in hohem Bogen durch die Luft geflogen war wie ein Vogel.
    Sie kramte in ihrem Beutel und zog eine lange Schnur aus hart gegerbtem Leder heraus. Sie wußte nicht, warum sie sie mitgenommen hatte, aber irgendwie hatte sie es tun müssen. Sie suchte weiter und holte einen Fällstein, ein Messer und einen Schaber hervor. Immer noch summend stand sie auf und ging ein paar Schritte in den Wald hinein. Es gab hier viele junge biegsame
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