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Maya und der Mammutstein

Maya und der Mammutstein

Titel: Maya und der Mammutstein
Autoren: Margaret Allan
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seiner Schulter und von dort in die weiche graue Masse unter seiner Schädeldecke.
    Dort richtete die Hitze Verheerendes an, verschmolz Teile, die nie, niemals hätten zusammenkommen dürfen.
    Geist war genauso unfähig das, was nun passierte, anzuhalten, wie er nicht fähig war, zu fliegen. * Langsam begannen Geists Muskeln vor Karibus entsetzten Augen, seinen Körper Stück für Stück auseinanderzureißen.
    Als erstes bewegten sich seine Kiefer, seine Zähne fanden Fleisch und er biß sich die eigene Zunge ab. Beide Schultern renkten sich mit hörbarem Geräusch aus - und dann platzte sein rechtes Bein, als die langen Muskeln seiner Oberschenkel wild zuckten.
    Sein Bauch wölbte sich vor, als sei er voller sich windender Schlangen.
    Sein Kopf schnellte in die eine Richtung, sein Haar in die entgegengesetzte. Trotz des Sturmgetöses konnte Karibu hören, wie die Knochen dort brachen. Geists Mund sprang auf, und seine abgebissene Zunge fiel heraus. Dann schließlich packte er mit beiden Händen an seine Brust und riß sie auf.
    Maya stand reglos wie ein Felsen in der Brandung des Sturms und sah zu, wie ihr alter Feind sich selbst das Herz aus dem Leibe riß.
    Dann fiel er zu Boden und lag auf dem Rücken, während leere, weitaufgerissene Augen in den Regen starrten. Karibu sah, wie kleine Tröpfchen auf seine Augäpfel trafen und wegspritzten wie Wasser von einem heißen Stein.
    Gebrochene Faust stürmte vorwärts, die Finger zu Klauen gekrümmt. Der Wind steigerte sich zu einem Wirbelsturm und trieb Karibu zurück. Die Blitze zuckten so grell, daß sie ihn blendeten.
    So sah er den Rest des Geschehens nicht. Kein lebendiger Mensch außer Maya sah ihn - und das war vermutlich auch gut so.
    Es war nicht Gebrochene Faust, der sich in jenem Augenblick auf Maya stürzte. Die Furcht des Schamanen wäre zu groß gewesen, denn er hatte mehr als genug gesehen.
    Geist hatte recht gehabt. Diese Frau war ein Dämon, dem die Stirn zu bieten er nicht den Mut gehabt hätte. Wäre er noch im Besitz seiner Kräfte gewesen, hätte er kehrtgemacht und wäre so weit weggelaufen, wie seine Beine ihn getragen hätten. Doch er war nicht im Besitz seiner Kräfte, denn sein Körper gehörte nicht mehr ihm selbst. Er -den-er-anbetete, war in ihn gefahren, um gegen die Frau zu kämpfen.
    Maya wußte dies. Sie fühlte, wie die Welt in ihren Grundfesten erbebte, als der Geist der Lüfte sich Fausts Körper bemächtigte. Furcht durchbohrte ihr Herz, doch gleichzeitig überflutete sie ein gewaltiger Eifer. Hierfü r lebte sie, für diesen Kampf.
    Es ist so lange her, dachte sie und wußte zugleich, daß dieser Gedanke nicht der ihre war.
    Sie reckte den Mammutstein in die Hölle aus Blitz und Donner, die sie umgab. »Ich nehme dich willig auf!« schrie sie. »Fahre jetzt in mich!«
    Und mit unvorstellbarer Kraft erfüllte Sie-die-alles-gebar ihre Bitte.
    Ah, ungehorsamer Sohn. So begegnen wir uns wieder. Bist du etwa gekommen, um dich gegen Meinen Willen zu stellen l Dann tue es Hier und jetzt. Dann beginne.
    Maya trotzte den Unbilden, die sie umtosten. Sie spürte, daß ihre Füße fest auf der Erde hafteten, und aus der Erde floß eine Kraft in sie, die unermeßlich war.
    Der Stein in ihrer Hand glühte in einem Licht, das selbst die grellen Blitze nicht zu übertreffen vermochten. Das Feuer in der Opfergrube hinter Gebrochener Faust flammte hell und lodernd auf, unberührt vom Regen, der in Strömen herniederfiel.
    Sie sah die Schlangen, die in jenen Flammen tanzten.
    Langsam, ganz langsam dann, begann Gebrochene Faust zurückzuweichen. Die Schlangenzähne fielen ihm aus dem Mund. Die Augen verdrehten sich, rollten in seinen Schädel zurück, so daß nur noch das Weiße sichtbar war. Seine Beine bewegten sich ohne sein Zutun.
    Flirrende Lichttentakel gingen von dem Mammutstein aus. In Mayas Augen glichen sie tröstenden Fingern, die dem Schama nen auf sein letztes Bett halfen.
    Schließlich stieg er in die Grube hinab, legte sich flach ausgestreckt auf die Kohlen, die Arme ausgebreitet. Nach einer Weile begannen seine Augäpfel in seinem kochenden Schädel zu schäumen.
    Sie sah, wie sich ein schwerer Vorhang senkte, weiter, immer weiter.
    Ganz unten.
    Das Gefühl unerträglicher Spannung war fort, zusammen mit dem, was hinter jenem Vorhang verschwunden war. Mayas verkrampfte Muskeln lockerten sich. Ihre Hand, die immer noch den Mammutstein umklammert hielt, sank hinunter.
    Nicht nur ihr Volk war gerettet, sondern alle Völker. Etwas war
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