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Maya und der Mammutstein

Maya und der Mammutstein

Titel: Maya und der Mammutstein
Autoren: Margaret Allan
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Nachmittag an die Herde angepirscht. Nun, da die Sonne sich ihrem Zenit näherte, beobachteten sie, wie die Mutter von ihrem Weg abwich und die Herde auf die schattenhafte Öffnung der eisverkrusteten Flußklamm zuführte.
    »Wenn Ga -Yas Magie immer noch stark ist, könnten wir sie gut alle bekommen«, sagte Be-Dag. »Falls nicht, stimme ich dir zu.« Er grinste Ku-Yak an. »Du und ich - wir holen uns das Junge selbst.«
    Sie hatten zugesehen, wie das Opfer, das sie sich auserkoren hatten - ein junger, noch nicht ausgewachsener Bulle, dessen Stoßzähne noch nicht voll entwickelt waren -, sich mehrere Male aus dem sicheren Schutz der Herde entfernt hatte. Jedesmal war die Herdenmutter ihm trompetend gefolgt und hatte ihn mit sanfter Gewalt wieder zu der größeren Gruppe zurückgetrieben. Nun, da sich Mammuts und Jäger dem Zirkel von Ga -
    Yas Magie näherten - die beiden Männer konnten die alte Frau jetzt sehen, wie sie, einer winzigen schwarzen Krähe gleich, auf der Spitze ihres Geisterpfahls hockte -, würde der junge Bulle vielleicht wiederum ausbrechen. Doch sollte er das dieses Mal versuchen, wäre die Herdenmutter zu beschäftigt, um das Jungtier zu retten. Be-Dag leckte sich die Lippen und dachte ans Töten. Er konnte beinah schmecken, wie das heiße Blut in seinen Mund strömte.
    »Komm«, flüsterte er. »Laß uns näher rangehen.«
    Ku-Yak nickte und schulterte seinen Speer. Zusammen hasteten die beiden Jäger vorwärts, duckten sich in den dicken Tep pich aus Steppengras. In der Ferne vernahmen sie unvermittelt schwache Rufe. Die Mammutmutter hielt inne, um dann in einen langsamen Galopp zu verfallen.
    Ku-Yak schrie vor Freude auf. Die Mammuts bewegten sich geradewegs auf die Flußklamm zu!
    Und jetzt sonderte sich der Jungbulle, der in Panik verfiel, von der Hauptherde ab.
    »Eeee-yah!« brüllte Be-Dag und schwenkte seinen Speer.
    Ga-Ya straffte sich und beschattete die Augen mit ihrer Rechten. Die Herde hatte sich in Bewegung gesetzt. Zu früh! Dann entdeckte sie den Grund dafür; der Wind hatte sich gedreht und trug der Leitkuh die Duftmarken der Jäger zu. Ga-Ya zerrte an ihren Halteriemen und beugte sich gefährlich weit vor, während sie die Situation wütend überdachte.
    Ja! Sicher, die Mutter war in Panik geraten, doch sie floh trotzdem in Richtung der Klamm und der Falle, die sie dort erwartete.
    Schnell schloß Ga -Ya die Augen, nahm die Knochenflöte vom Schoß und hob sie an ihre Lippen. Einen kurzen Augenblick lang, inmitten der windgepeitschten Dunkelheit, spürte Ga -Ya etwas Großes und Furchteinflößendes, und sie hielt inne. Doch dann war es schon wieder vorbei. Sie rieb ihre Zunge an dem Mundstück der Flöte, spuckte aus und begann zu spielen. Das Lied ertönte, langgezogen und klagend, webte sich um den größeren Gesang der Windgeister. Ein paar Momente später traten der unter ihrem mageren Gesäß schmerzende Pfahl, die entfernten Schreie der Jäger, das Trompeten der großen Tiere und alles andere aus ihrem Bewußtsein zurück. In der alles umfassenden Dunkelheit, in die Magie ihres Liedes gehüllt, öffnete sich eine Tür, und Ga -Ya betrat das Reich der Traummutter, aus dem alles kam und in das beizeiten alles zurückkehren würde.
    Während er rannte, versuchte Be-Dag sich vorzustellen, wie das Ganze wohl von oben aussehen mochte, aus der Sicht eines Vogels: die Herde, wie sie sich, von der Mammutmutter geführt, immer weiter verteilte und mit wachsender Geschwin digkeit auf die Flußfalle zueilte; die winzigen Gestalten der Jäger, die sich untereinander verständigten und einen langgestreckten Halbkreis im Rücken der Herde beschrieben; der verängstigte Jungbulle, der den Kopf hin und her warf und mit wildem Blick von der Herde weggaloppierte, dire kt auf ihn und Ku-Yak zu. Er warf dem anderen Jäger einen schnellen Blick zu und rief: »Sieh zu, daß du zwischen ihn und die Herde kommst! Treib ihn zu mir hin!«
    Ku-Yak nickte und schwenkte ab, den Blick der schwarzen Augen fest auf die schlingernde Gestalt des Jungbuilen gerich tet. Das, was er vorhatte, war gefährlich; sollte es der Herdenmutter in den Sinn kommen, ihre Angriffsrichtung zu ändern, könnte Ku-Yak zwischen die Stoßzähne und Füße der in panischer Angst davonstürmenden Herde geraten.
    Be-Dag nahm sich die Zeit, sich nach der einsamen Gestalt Ga -Yas oben auf ihrem Pfahl umzusehen. Seine Lippen strafften sich über den Zähnen, während er rannte. Sie waren ihr nun schon wesentlich näher, so daß
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