Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Maya und der Mammutstein

Maya und der Mammutstein

Titel: Maya und der Mammutstein
Autoren: Margaret Allan
Vom Netzwerk:
Gasse vor ihnen auf. Die Trommelschläge steigerten sich zu einem Crescendo, um dann zu verstummen. Ihr Widerhall schien in der nun folgenden Stille zu klingen.
    Maya, immer noch vor Karibu, blieb vor Gebrochener Faust stehen, starr und reglos blickte er sie an, und ein dünner Speichelfaden rann über sein Kinn. Ihr ruhiges Auftreten erregte seinen Zorn. Er hob die Rassel, die er in seiner Linken hielt, schüttelte sie vor ihrem Gesicht.
    »Böser Geist!« schrie er. »Dämon, hebe dich hinweg!«
    Sie schwieg, und Lächeln war milde, als schenke sie es einem Kind.
    Er ließ die Rassel sinken, wandte sich zu den Wachen um und gab ihnen ein Zeichen. Sie führten Geist zu ihm. Der Schamane des anderen Volkes trug seinen Umhang aus Karibufell, ein weiteres Abzeichen seiner Würde indes hatte Faust ihm nicht gestattet. Er gedachte nicht, Geist mehr Autorität als unbedingt nötig zu geben.
    »Kennst du diese Frau?« fragte Gebrochene Faust in der Spra che der Geister.
    Maya verstand sie sehr wohl. Alter Zauber hatte ihr in ihrer Kindheit die Worte beigebracht. Sie hatte sie nur bis zu diesem Moment vergessen.
    »Sie ist ein Dämon!« erwiderte Geist. Er lächelte wieder, und selbst Faust zuckte vor dem offensichtlichen Wahnsinn zurück, der in diesem Lächeln lag. Er faßte den Entschluß, daß auch Geist geopfert werden würde, sobald er mit diesem Dämon fertig wäre.
    »Du hast gesagt, du würdest den bösen Geist vernichten«, sang Faust. Er hob seine Rechte, in der er ein Messer hielt.
    »Das werde ich tun«, entgegnete Geist. Maya spürte, wie Karibu sich an ihrer Seite versteifte. Seine Finger umklammerten einen gewaltigen Speer. Er hatte in dieser Nacht seine eigene Entscheidung getroffen, und Maya liebte ihn dafür. Doch sie legte ihm leicht die Hand auf die Schulter und schüttelte den Kopf.
    Gebrochene Faust gab Geist das Messer. »Dann tu es!« heulte er und trat zurück, um dem anderen Schamanen Platz zu machen. Innerlich frohlockte er. Karibus Zusammenzucken war ihm nicht entgangen, doch der Zorn des Jägers würde Geist treffen, nicht ihn. Geist war die Bedrohung. Wie immer es auch ausgehen mochte, Faust konnte nur gewinnen. Wenn Karibu Geist das Leben nahm, hätte er das Opfer entweiht und müßte selbst sterben. Tat er es nicht, hätte Faust wieder einmal seine Macht ü ber den großen Jäger bewiesen.
    Faust grinste verzerrt, und die Schlangenkiefer in seinem Mund glänzten speichelfeucht auf. Er wartete darauf, daß die Dinge ihren Lauf nahmen.
    Geist wog das Messer in seiner Hand. Er warf einen letzten flüchtigen Blick auf Gebrochene Faust, und dann packte ihn sein Wahnsinn. Seine Augen brannten wie glühende Kohlen, als er sich ihr zuwandte, Ihrdieerhaßte. Es war ein langer Weg gewesen, doch nun würde er sie vernichten. Der Triumph sang ein Lied der Vernichtung in seinen Adern, als er sich ihr näherte, das Messer in der erhobenen Hand.
    Maya sah ihm reglos entgegen, und ein schwaches Lächeln lag auf ihren Lippen. Dann, Bruchteile von Sekunden, bevor Geist das Messer auf sie hinabsausen ließ, hob sie ihre rechte Hand, in der der Mammutstein pulsierte.
    »Du willst ihn«, sagte sie sanft. »Dann nimm ihn.«
    Geist erstarrte, den Arm über den Kopf erhoben. Lange Zeit rührte er sich nicht. Dann verwandelte sich sein Gesicht. Die Muskeln dort schienen einen Kampf gegeneinander auszufech-ten. Es schien, als wohnten Würmer unter seiner Haut, krümmten und schlängelten sich. Langsam sank sein Arm herab, obwohl das offenbar nicht willentlich geschah. Die Muskeln an Arm und Schulter spannten sich vor Anstrengung, als er versuchte, den Arm erhoben zu halten. Vergeblich. Tiefer und tiefer sank sein Arm, bis er ihn waagerecht ausgestreckt hielt. Dann fiel ihm das Messer aus den Fingern.
    Maya sah fast betrübt aus, als sie den Mammutstein senkte, um Geists Fleisch damit zu berühren.
    Geist kreischte.
    Der Sturm brach los.
    Später versuchte Karibu, den Sturm zu vergessen. Er war aus einem absolut klaren Himmel losgebrochen, aus dem Nichts, ein Tumult brodelnder schwarzer Wolken und heulender Winde und zischender Blitze, daß selbst er ins Wanken geraten war. Die versammelte Menschenmenge hatte sich zerstreut, um Schutz zu suchen, doch Karibu hatte ausgehalten, fest auf seinen Speer gestützt. So kam es, daß nur er sah, was als nächstes geschah, und selbst er sah nicht alles.
    Geist fühlte jedenfalls eine unerträgliche Hitze, die vom Mammutstein in seine Finger kroch, von dort seinen Arm hinauf zu
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher