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Maya und der Mammutstein

Maya und der Mammutstein

Titel: Maya und der Mammutstein
Autoren: Margaret Allan
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schüttelte den Kopf. Die Sprache des Bisonvolkes war ihm fremd.
    Er antwortete in seiner eigenen Sprache. »Ich verstehe nicht.«
    Die beiden Männer sahen einander an. Schließlich seufzte Faust.
    »Sprichst du die Sprache der Geister?« fragte er in der Sprache, in der er sonst nur mit den Geistern in Verbindung trat, die alle Völker beherrschten.
    Geists Augen weiteten sich, denn plötzlich vermochte er den anderen zu verstehen. »Ich spreche zu den Geistern in ihrer eigenen Sprache, ja.«
    Nun lächelte Faust. Die Worte des anderen Schamanen entsprachen nicht dem, was er geantwortet hätte, aber er konnte sie verstehen. Er hatte schon befürchtet, auf die Hilfe von Karibus Frau angewiesen zu sein, doch das schien nun nicht mehr nötig. »Gut«, erwiderte er. Er deutete auf den Fellstapel vor seiner Feuerstelle. »Setz dich also.«
    Geist, dessen Hände vor dem Körper gefesselt, dessen Füße jedoch frei waren, nickte und hockte sich nieder. Kurz darauf tat Gebrochene Faust es ihm nach. Nachdem er sich niedergelassen hatte, nahm er sich einen Moment Zeit, um seine Gedanken zu sammeln. Er war sich seiner nicht ganz sicher, doch er glaubte, diesen fremden Schamanen, dessen beschattete Augen eine finstere Wut bargen, seinen Zwecken dienstbar machen zu können. Obwohl er zu Anfang beabsichtigt hatte, den Schamanen als ersten vor den Augen seiner Leute zu töten, um die Überlegenheit seiner Magie über die der anderen zu demonstrieren, wog er nun andere Möglichkeiten ab. Er zuckte insgeheim mit den Schultern. Wenn die Unterredung zu nichts führte, würde er seinen ursprünglichen Plan immer noch in die Tat umsetzen können.
    »Wie nennt sich dein Volk?« begann er. Geist erwog seinerseits, welche Vorteile ihm aus diesem Treffen erwachsen konnten. Ihre Völker mochten verfeindet sein, doch Schamanen waren Schamanen. Zwischen jenen, die mit den Geistern umgingen, gab es immer Gemeinsamkeiten.
    »Mein Volk ist das Volk der Mammuts und das der Großen Mutter«, setzte Geist an.
    Faust lauschte dem anderen mit großer Aufmerksamkeit. Als Geist zu Ende gesprochen hatte, nickte er förmlich. Er sagte: »Meine Geister sind stärker als deine. Der Geist der Lüfte, der über das Volk des Bisons herrscht, hat dir seine Macht offenbart, und meine Jäger haben gesehen, daß deine Zelte leer sind und viele deines Volkes tot. Die Männer, die noch leben, gehören mir. Dein Volk ist aller Macht beraubt. Was hast du dazu zu sagen, Schamane?«
    Geist senkte das Haupt. Er fürchtete, daß Faust recht hatte. Nach Zaubers Tod hatten sich all seine Hoffnungen darauf, der Mächtigste eines mächtigen Volkes zu werden, zerstreut. Fluch über die Frau!
    Siedieerhaßte hatte ihre Schlacht gegen ihn am Ende doch gewonnen.
    Und doch schenkte er Fausts Prahlerei über die Macht des Geistes der Lüfte keinen Glauben. Er hatte die Peitsche der Mutter gespürt, und er wußte, daß sie diesen plappernder. Schamanen wie einen Strohhalm im Sturm zu knicken vermochte, wenn es sie danach gelüstete. Doch sie hatte ihre Macht gezügelt, um ihn, Geist, zu Fall zu bringen. Es kümmerte sie nicht, daß sie damit auch das ganze Mammutvolk in den Abgrund gestürzt hatte. Die Großen Geister waren launenhaft. Geist bezweifelte, daß sie viel auf das Wohlergehen ihrer Schutzbefohlenen gaben, wenn sie anderes im Sinn hatten.
    Doch vielleicht gab es ja einen Ausweg, wenigstens sein eigenes Leben zu retten. Je mehr er darüber nachdachte, desto wahrscheinlicher erschien ihm dies. Er lächelte in sich hinein und sah auf. »Dein Geist der Lüfte hat nicht gesiegt«, sagte er mit sanfter Stimme. »Unsere Große Mutter hat uns verlassen ... weil wir einen bösen Dämon in unserer Mitte beherbergt haben.« Er fuhr sich mit der Zunge über die Lippen, während Gebrochene Faust ihn stumm anstarrte.
    »Ein Dämon hat uns vernichtet, und wird auch euch vernichten, es sei denn, du willst, daß ich ihn töte. Nur ich weiß, wie ich euch von dem Dämon befreien kann.«
    Faust lachte, doch es war ein freudloses Lachen. »Uns von dem Dämon befreien, Schamane? Es gibt keinen Dämon im Volk des Bisons!«
    »Oh, aber sicher doch«, entgegnete Geist. Er hatte sie zwar nicht gesehen, aber er wußte, daß sie hier war. Er konnte sie riechen. »Dieser Dämon heißt Maya«, fuhr er fort. »Und wie sie das Mammutvolk vernichtet hat, so wird sie auch den mächtigen Stamm des Geistes der Lüfte bedrohen.
    Und dich, Schamane. Sie wird selbst dich zerstören.«
    Eine Weile senkte sich
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