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Maya und der Mammutstein

Maya und der Mammutstein

Titel: Maya und der Mammutstein
Autoren: Margaret Allan
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Gebrochene Faust grinste, als er ihr das Messer entwand. »Eine Verräterin Noch mehr Fleisch für den Gott.« Er grinste sie immer noch an, als sich Entsetzen auf ihrem Gesicht spiegelte. »Das ist gut«, belehrte er sie. »Denn er hat großen Hunger.«
    Flußlager des Bisonvolks: 17982 v. Chr.
    »Du solltest nicht versuchen wegzulaufen«, sagte Karibu in seinem Zelt zu Maya. Er zuckte die Schultern. »Es würde nichts nützen.« Ein Gedanke fuhr ihm durch den Kopf. »Es gibt keinen Ort, an den du fliehen kannst«, fügte er hinzu und versuchte, seine Stimme ruhig klingen zu lassen.
    In Wahrheit war er sehr besorgt. Nach der Schlacht hatte Faust Maya vor ihn gezerrt und ihm mitgeteilt, was sie zu tun versucht hatte. Er hatte Maya fesseln und bei den anderen Gefangenen lassen wollen, doch Karibu hatte versprochen, daß sie nicht fliehen würde.
    Der Schamane hatte ihn mit einem stechenden Blick durchbohrt, hatte aber nachgegeben. Er hatte mehr Gefangene, als er eigentlich brauchte, und schon reiften Pläne vom größten aller Opfer in der Geschichte des Bisonvolkes in seinem Hirn.
    Außerdem war Gebrochene Faust nicht dumm. Karibu war im Bisonvolk zu einem mächtigen Führer geworden. Viele von ihnen hatten ihn den wahnsinnigen Riesen, Speer, mit einem einzigen Stoß fällen sehen. Und es war Karibu gewesen, der die Jäger um sich geschart hatte, als das Bisonvolk die Schlacht zu verlieren drohte. Er hatte sich ins Getümmel gestürzt, links und rechts Schläge austeilend. Als alles vorüber war, hatte der gewaltige Jäger mindestens eine Handvoll Köpfe als Trophäen erbeutet, die er vor sein Zelt hängen konnte.
    So hatte Faust also nur mit den Schultern gezuckt und gesagt: »Sieh zu, daß sie nicht wegläuft. Sie ist eine Verräterin, Karibu. Wir sprechen später darüber.« Dann hatte der Schamane sich abgewandt. Karibu hatte Maya an die Hand genommen und sie in sein Zelt geführt.

KAPITEL NEUNZEHN
    »Warum hast du das getan?« hatte er ihr zugezischt. »Faust wird jetzt versuchen, dich zu töten!«
    Sie hatte ihn angestarrt. Zum erstenmal hatte er bemerkt, wie klar ihre Augen geworden waren. Eins grün, eins blau, hatten sie wie glatte Steine unter klarem, fließenden Wasser gefunkelt. »Er ist mein Bruder«, hatte sie schlicht erwidert. Und so hatte er erfahren, daß sie ihr Gedächtnis wiedergefunden hatte.
    Nun, einen Tag später, grübelte Karibu über die unglückliche Lage nach, in die Maya sich gebracht hatte. Während er durchs Lager schritt, näherten sich ihm Männer und Frauen, um ein paar Worte an ihn zu richten oder einfach nur seine Schulter zu berühren. Kinder starrten ihn mit weitaufgerissenen Augen ehrfürchtig tuschelnd an.
    Die Schlacht war für das Bisonvolk glimpflicher verlaufen, als Karibu gedacht hatte. Zwölf seines Stammes, darunter fünf Frauen, waren im ersten mörderischen Gemetzel umgekommen. In dem darauffolgenden Kampf waren noch einige Männer verwundet worden. Er wußte, daß einige von ihnen sterben würden. Er fürchtete, sein Freund Ratte werde einer von ihnen sein. Die Schulter des kleinen Mannes war eine zerschmetterte, blutige Masse zerbrochener Knochen und zerfetzten Fleisches. Faust machte Umschläge und sang magische Lieder, doch Ratte begann zu fiebern und zu delirieren. Karibu hatte schon andere in diesem Zustand gesehen. Keiner von ihnen hatte überlebt. Auch unter den Gefangenen gab es Verletzte, und aneinandergefesselt boten sie ein Bild des Elends. Mehr als die Hälfte der Angreifer war umgekommen. Karibu vermutete, daß unten im Grünen Tal nur noch Frauen und Kinder zurückgeblieben waren. Das Tal wartete nur darauf, von ihnen, dem Bisonvolk, in Besitz genommen zu werden.
    Der Gedanke bereitete ihm keine Freude, denn er wußte, daß auch der Einzug in das Grüne Tal Faust nicht zufriedenstellen würde. Sein Geltungshunger würde erst gestillt sein, wenn seine Machtstellung wieder gegenüber der Karibus gefestigt war. Er konnte es nicht zulassen, daß ein Rivale so stark wurde, wie Karibu es geworden war. Und Karibu wußte, wie der vernichtende Schlag gegen ihn geführt werden würde.
    Durch Maya. Er erinnerte sich, wie er sich schon einmal dem Willen von Gebrochener Faust unterworfen hatte, und damals hatte ihn das seine geliebte Schwester gekostet.
    Ja, er konnte sich nur zu gut vorstellen, wie Faust vorgehen würde. Die Frage wa r, wie er, Karibu, sich diesmal dazu stellen würde.
    Was konnte er überhaupt tun?
    Es gab eine Möglichkeit, doch die war so
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