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Maya und der Mammutstein

Maya und der Mammutstein

Titel: Maya und der Mammutstein
Autoren: Margaret Allan
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entschieden worden. Eine Zeitlang würde die Welt im Gleichgewicht sein. Und wie immer, wenn die Mächte eine Schlacht ausgefochten hatten, warfen sie ihre Werkzeuge fort.
    Das Licht wich aus dem Stein.
    Maya fiel auf die Knie, den durchdringenden Gestank von Gebrochener Fausts schmorendem Fleisch in der Nase. Sie registrierte kaum, daß der Sturm abrupt endete, wie er begonnen hatte, oder daß Karibu sie zärtlich aufhob und zurück in ihr Zelt trug.
    Sie schlief einen Tag und eine Nacht und erwachte mit kla rem Blick. Sie hatte keine Träume gehabt, nicht von dieser und nicht von der anderen Welt. Karibu war bei ihr, als sie erwachte, und seine Züge waren angespannt und besorgt.
    »Geht es dir gut, Maya?«
    Sie fuhr mit dem Finger über sein Antlitz und wußte, daß sie ihr Leben gemeinsam mit ihm verbringen würde. »Mir geht es gut«, sagte sie. Zum erstenmal spürte sie ihr Kind treten. »Und ihm auch«, fügte sie hinzu und führte seine Hand an ihren Bauch, damit auch er das neue Leben spüren konnte.
    Ehrfürchtiges Staunen erfüllte ihn.
    Maya lächelte. »Du wirst bald einen Sohn haben, Karibu.«
    Seine Finger streichelten über ihren Leib. Und dann lächelten sie beide.

KAPITEL ZWANZIG
    Das Grüne Tal: 17981 v. Chr.
    Karibu saß auf einem Baumstumpf draußen vor seinem neuen Zelt im Lager nahe der hoch aufragenden Klippe, den Sohn auf seinen Knien.
    »Ich glaube, er hat Hunger«, meinte er, als das Kind, nach Wolf benannt, heftig an seiner riesigen Fingerspitze saugte.
    Maya nahm ein Stück Trockenfleisch, das sie zusammen mit Beeren zu einem Brei zerstampfte. »Hier«, sagte Maya, »gib ihm dies.«
    Junger Wolf stieß ein fröhliches Krähen aus, als sein Vater ihm vorsichtig den Leckerbissen in den kleinen Mund schob. »Bald wird es Frühling werden«, sagte Karibu.
    Maya nickte.
    »Die Bisons werden sich sammeln.«
    Sie nickte erneut. Sie wußte, was ihren Mann beschäftigte. Sie hatte es kommen sehen. Sie selbst fühlte in sich eine s eltsame Rastlosigkeit.
    »Wirst du eine Jagd anführen?«
    Er schwieg eine Weile. Dann sagte er bedächtig: »Ich wünschte, ich könnte ihnen folgen.« Da. Er warf ihr einen flüchtigen Blick zu. Nun war es gesagt.
    »Ihnen folgen?« fragte sie. »Du meinst, das Grüne Tal verlas sen?«
    Er sah auf den zu ihm hoch blickenden Sohn auf seinem Schoß hinab.
    »Dieses Kind ist zwar noch jung, aber gesund.« Er schwieg, hob dann seinen Kopf. »Wolf ist ein guter Häuptling«, sagte er.
    Sie nickte. »Was ist mit den anderen?«
    Karibu überlegte kurz. »Es werden nicht viele weiterziehen wollen, schätze ich. Ratte würde gehen, und seine Frau auch. Ein paar andere vielleicht noch.« Er stieß einen tiefen Seufzer aus. »Aber die meisten werden bleiben wollen. Das hier ist ein wundervoller Ort, Maya.
    Er ist gut für das Volk.«
    Maya hatte Ratte das Leben gerettet. Karibu hatte geglaubt, er werde sterben, doch Maya hatte Krauter gesammelt und Arzneien gebraut, die den Geist der Hitze aus seiner Wunde vertrieben hatten. Der kleine Mann konnte den geschundenen Arm zwar nicht mehr gebrauchen, aber sein anderer Arm war immer noch stark und sein Verstand ohnehin so flink wie zuvor.
    Ratte verehrte Karibus Frau. Sie lächelte, als sie daran dachte. Seit jenem schicksalhaften Tag im Flußlager des Bisonvolkes hatte sich viel geändert. Die überlebenden Mammutjäger waren ins Grüne Tal zurückgekehrt. Kurz darauf hatten sich die Menschen des Bisonvolkes ihnen angeschlossen und waren in die leeren Zelte unter dem Klippenüberhang gezogen. Es würde allerdings noch geraume Zeit dauern, bis das Lager wieder so bevölkert sein würde, wie es einst gewesen war. »Ich weiß nicht, ob Bisamratte schon soweit ist«, gab sie zu bedenken.
    »Er hat ein helles Köpfchen, das hast du doch selbst gesagt. Lernt er denn nicht, was du ihm beibringst?«
    »O doch. Aber weißt du, es ist nicht leicht, aus einem kleinen Jungen einen Schamanen zu machen. Geist hat ihn nicht besonders viel gelehrt, fürchte ich. Er muß noch so viel lernen.«
    In der Tat, dachte sie. Bis sie ihr Gedächtnis wiedererlangt hatte, hatte sie nie zu ermessen vermocht, wieviel sie selbst wirklich wußte. Wieviel Alter Zauber und Beere sie über die Jahre hinweg gelehrt hatten. All diese Wissenschätze an Bisamratte weiterzugeben, war manchmal ein aufreibendes Unterfangen. Nicht, daß er nicht begierig darauf zu sein schien, zu lernen, doch manchmal hinderte ihn dabei die ehrfürchtige Scheu, mit der er ihr beizeiten
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