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Maxie und ein Fisch mit Fernweh

Maxie und ein Fisch mit Fernweh

Titel: Maxie und ein Fisch mit Fernweh
Autoren: Usch Luhn
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ja nur angucken, da fällt mir schon wieder was Neues für einen Song ein. Der hier ist gerade unser Lieblingslied:

    Wenn ich zum Schluss das Waaaaaaaah! ganz laut hinterherbrülle, dann gluckert Herr Schiller los wie eine Horde Lachtauben. Das ist total crazy.

    Er kann sowieso supergut Stimmen nachmachen. Besonders die unserer Mutter, wenn sie sich aufregt. Wie jetzt eben. Ehrlich gesagt möchte ich gerade nicht in der Haut dieses ulkigen Typs da unten stecken.
    Im gleichen Moment geht es auch schon los.
    Mama fuchtelt mit Händen und Füßen herum und deutet aufgeregt auf die kaputte Mauer. Der fremde Mann macht aber mindestens genauso einen Alarm. Er zeigt anklagend auf den kauenden Eddy und tritt schließlich sogar mit der Fußspitze wütend gegen die Mauer. Oder was davon übrig geblieben ist.
    So witzig dieser Stummfilm is t – eigentlich würde ich verflixt gerne hören, was die beiden sich genau an den Kopf werfen. Bis auf ein paar wütende Wortfetzen kriege ich nämlich nichts davon mit, weil Eddy mittlerweile lautstark mitmischt.
    „Man versteht ja gar nichts“, sagt Jule enttäuscht. „Glaubst du, wir dürfen rausgehen? Oder wird Mama dann noch böse r …“
    Ich bin mir ehrlich gesagt nicht sicher. Mama ist ganz schön unter Dampf.
    „Guck mal, Maxie. Kassia ist ja unten. Dann geh ich aber auch!“ Jule rennt los.
    Tatsächlich. Kassia ist ebenfalls im Garten. Sie ist meine andere Schwester. Wir haben am selben Tag Geburtstag, aber zum Glück ist Kassia ein Jahr jünger als ich. Obwoh l – eine Zwillingsschwester fände ich auch irgendwie cool.
    Kassia und ich sind allerdings alles andere als Zwillinge. Manchmal bin ich mir nicht einmal sicher, ob wir überhaupt miteinander verwandt sind. Kassia ist nämlich ein echtes Superhirn. Ein Mathegenie. Ein Überflieger. Direkt unheimlich. Sie kriegt garantiert einmal den Nobelpreis für Physik oder entdeckt einen fremden Stern, auf dem Außerirdische wohnen.
    Samstagnacht hockt sie meistens auf dem Dachboden herum und guckt durch ein langes Fernrohr in den Himmel. Sie hat sogar ein Klappbett mit einem Schlafsack dort aufgestellt. Darin schläft sie manchmal. Aber nur, wenn am nächsten Tag keine Schule ist.
    Anfangs hat Mama deshalb schrecklich herumgemeckert, aber dann hat sie nachgegeben. Kassia ist nämlich auch supergut darin, andere zu überzeugen. Das gilt auch für unsere Mutter. Und darauf bin ich wirklich neidisch.
    Ich düse total schnell hinter Jule her. Nicht dass ich noch was Wichtiges verpasse.
    Aber ich komme leider zu spät.
    Anscheinend sind den beiden Streithähnen gerade die Schimpfwörter ausgegangen. Dabei hätte ich noch ein paar für mein neues Wutlied gebrauchen können.
    Mama und der Mann gucken sich stumm und spinnefeind an.
    Erwachsene sind echt ulkig. Wenn ich mich nur fünf Minuten mit meinen Schwestern fetze, wird meine Mutter total sauer. Warum gilt das immer nur für Kinder?
    „Ich erwarte, dass Sie die Mauer umgehend ersetzen und wieder aufbauen“, sagt Mama mit eisiger Stimme. „Ich bin Tierärztin und trage Verantwortung. Die kranken Tiere, die man mir zur Pflege anvertraut hat, müssen sicher bei mir untergebracht werden. Das erwarten die Tierhalter zu Recht. Und auch unsere eigenen Tiere brauchen den Schutz der Mauer vor der Straße.“ Sie verschränkt die Arme.
    „Ihr störrischer Esel hat meine kostbaren Kompositionen zerstört“, erwidert der Mann bockig. „Ich fordere Schadensersatz.“
    „Mir egal, Ihre Noten“, sagt Mama.
    „Mir egal, Ihre Mauer. Und gegen Tiere bin ich allergisch. Sogar gegen Fische“, sagt der Mann.
    Die beiden stehen sich wie Kampfhähne gegenüber und starren sich wütend in die Augen.
    Ganz ehrlich: Ich finde, Mama übertreibt gerade irgendwie. So gestelzt redet sie sonst nie. Der Typ muss sie ganz schön auf die Palme gebracht haben.
    Die Mauer war zwar frisch gestrichen, aber ansonsten uralt. Und weder Eddy noch Herrn Schiller oder Kassias nervigen Kater Chili interessiert eine Mauer. Herr Schiller fliegt sowieso darüber, Chili tänzelt auf der Mauer herum wie auf einem Catwalk und Eddy geht durch das offene Gartentor auf die Straße spazieren, wann immer er Lust dazu hat. Autos kommen hier selten vorbei. Außer ausgerechnet dieser runtergekommene rote Transporter.
    Zur Untermiete sind im Augenblick nur die Zwergkaninchen. Aber die hat ihr Besitzer wohl vergessen abzuholen, vielleicht weil aus den drei Babykaninchen mittlerweile fünfzehn geworden sind. Alle schwarz-weiß.
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