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Maxie und ein Fisch mit Fernweh

Maxie und ein Fisch mit Fernweh

Titel: Maxie und ein Fisch mit Fernweh
Autoren: Usch Luhn
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Dunkelhaarige ist bestimmt nicht älter als ich. Wenn er überhaupt schon zwölf ist. Er hat einen blau-weißen Ringelpullover an und abgeschnittene Jeans. Seine braunen Haare sind ein bisschen zu lang und er wischt sie sich ständig aus dem Gesicht. Der andere Junge ist so groß wie Jule und rotblond.
    Der Mann fasst Eddy nun direkt ins Maul. Das kann der aber überhaupt nicht leide n – hätte ich ihm gleich sagen können. Eddy schubst ihn mit seinem sabbernden Maul einfach um und der Mann landet unsanft auf seinem Po.
    „Jule, so ein Quatsch. Das sind doch keine Einbrecher!“ Ich kichere.
    Die Jungen versuchen jetzt auch mitzuhelfen, aber sie stellen sich noch dümmer an als der Mann. Bei ihnen sieht die Rangelei mit Eddy um die Blätter so aus, als ob sie einen Ringkampf austragen wollten. Eddy gewinnt natürlich haushoch. Es dauert nur ein paar Sekunden, dann liegen die beiden ebenfalls im feuchten Gras. Eddy probiert aus, wie die Haare des großen Jungen schmecken, aber zum Glück für diesen mag er sie nicht. Jetzt sieht der Junge so abgeschleckt aus, als hätte er sich Haargel in seine Matte geschmiert. Das ist echt zum Schreien komisch.
    „Nö, Jule, das sind wirklich keine Einbrecher“, kreische ich. „Das sind einfach irgendwelche Wahnsinnigen, die sich offenbar in der Gartentür geirrt haben. Besser gesag t – in der Gartenmauer. Guck dir das an. Voll witzig. Eddy macht die in null Komma nix fertig. Und der Mann kann nicht einmal richtig Auto fahren. Wenn Mama die kaputte Mauer sieht, flippt sie völlig aus.“
    Im gleichen Moment schlägt unten die Haustür zu. In Riesenschritten stürmt meine Mutter auf die Eindringlinge zu. Im Schlafanzug!
    Jule und ich wiehern gleichzeitig los. Was jetzt passiert, ist bestimmt besser als Kino. Davon sind wir beide überzeugt.

Als Tierärztin ist …

    Als Tierärztin ist meine Mutter nicht so schnell aus der Ruhe zu bringen. Als Mama zum Glück auch nicht. Aber als Hausbesitzerin ist sie immer gleich auf hundertachtzig. Das ist echt komisch.
    Wir sind erst vor zwei Jahren in dieses windschiefe Hexenhäuschen eingezogen, in dem unsere Großmutter als kleines Kind gewohnt hat. Sie hat es uns vererbt, weil sie leider schon gestorben ist. Das Haus stand ewig lange leer und wurde nie wirklich entrümpelt. Deshalb ist es bis unter das Dach voller seltsamer Sachen, die niemand braucht. Meint meine Mutter.
    Ich habe nämlich in den Kisten auf dem Dachboden sehr schöne Dinge entdeckt, die ich gut in meinem Zimmer verwenden kann.
    Den Schneewittchenspiegel zum Beispiel. Er hat einen verschnörkelten Rahmen aus Gold und wenn man hineinschaut, verzerrt sich das Gesicht, je nachdem, wie man den Kopf dreht. Das ist total lustig.
    Außerdem eine riesige Glaskugel, die im Sonnenlicht funkelt wie ein kostbarer Edelstein. Sie hat bestimmt einer Wahrsagerin gehört. Ich habe aus Spaß mal meine Hände darübergehalten und ganz fest an ein Geheimnis gedacht, das ich unbedingt herauskriegen wollte, und da ist mir plötzlich ganz schummrig geworden. Habe ich mich vielleicht erschrocken!
    Um mich zu ärgern, hat meine Mutter hinterher gesagt, dass ich in meinem früheren Leben sicher die Hexe in unserem Hexenhäuschen gewesen bin. Das macht mir aber gar nichts aus. Vielleicht habe ich ja deshalb Herrn Schiller im Wald gefunden.
    Das ist gleich in der ersten Woche, nachdem wir hier eingezogen waren, passiert. Ich war alleine im Wald unterwegs und da lag er piepsend auf dem Weg. Mir ist fast das Herz stehen geblieben. Ich habe ihn ganz vorsichtig in mein blaues Halstuch eingewickelt und bin so schnell ich konnte nach Hause gelaufen. Mama kennt sich ja zum Glück mit Tieren aus.
    Herr Schiller ist die schönste Krähe, die ich je gesehen habe, mit dunkelblau glänzenden Federn, einem weißen Fleck auf der Brust und einem pechschwarzen Schnabel. Bestimmt hat ihn ein Kuckuck aus dem Nest geschubst. Wenn ich ihn nicht gefunden hätte, wäre er garantiert gestorben. Sein linker Flügel war gebrochen, aber Mama hat ihn geschient.
    Ich musste Herrn Schiller mit Insektenbrei füttern, und als es ihm etwas besser ging, kriegte er Rührei. Das ist immer noch seine Lieblingsspeise, obwohl er die Eier überall herumspuckt. Als er wieder gesund und flügge war, wollte er gar nicht mehr von uns weg. Und deshalb wohnt er jetzt bei mir.
    Meine Mutter glaubt, Herr Schiller und ich sind Seelenverwandte, weil er Gedichte und Songtexte genauso gerne mag wie ich. Kann schon sein. Ich muss Herrn Schiller
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