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Wildes Blut

Wildes Blut

Titel: Wildes Blut
Autoren: Rebecca Brandewyne
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Heartland
    An einem grauen Wintertag im Jahre 1875
    Ritt er in die Stadt Wichita ein.
    Ein Fremder, wie jeder wußte,
    Trotz des Hutes, den er tief ins Gesicht gezogen,
    Um sein edles Gesicht zu verbergen
    Und das Funkeln der stahlblauen Augen.
    Seine Silbersporen klirrten, als er sich aus dem Sattel schwang Und seine Zigarre mit dem Stiefel zertrat.
     
    Er trug einen langen, schwarzen Staubmantel, zugeknöpft bis zum Hals,
    Zum Schutz vor dem beißenden Präriewind.
    An jedem Schenkel prangte ein langläufiger Peacemaker,
    Die er auch gut zu gebrauchen wußte.
    Er war ein Einzelgänger, ein Vagabund, ein Mann, hart wie Eisen,
    Mit einer steinernen Mauer um sein Herz.
    Als er sein Pferd an den Pfosten band, ahnte er nicht, Daß Wichita sein Schicksal war.
     
    Ihr Haar war gelb wie Maisseide, die Augen grün wie Minze,
    Ihr Geist war voller Mut und zielstrebig wie seine Kugeln.
    Und wie die wilde Schönheit der Prärie, die sie so sehr liebte,
    War sie schwer zu fassen und nicht zu zähmen;
    Denn sie wollte nur den ganzen Mann – oder gar nichts.
    Keine dunkle Tür in seinem Herzen und seiner Seele,
    Konnte sich ihrem reinen, liebenden Licht verschließen,
    Sie, die sie ihm soviel mehr geben würde als nur sich.
     
    Der perlweiße Mond, die diamantenen Sterne einer Onyxnacht,
    Der Silbernebel, über einem saphirblauen Bach aufsteigend,
    Die rubinrote Morgenröte, die den topasfarbenen Horizont durchbricht,
    Sie lehrte ihn solche Schätze suchen.
    Mit ihren Augen sah er, was er nie zuvor gesehen,
    Zinngraue Wolken, Kristallregen tropfend,
    Ein opalener Regenbogen, ohne Anfang und Ende,
    Ein Karfunkelsonnenuntergang, der die Ebene entflammt.
     
    Der aquamarinfarbene Himmel, die smargagdgrüne Pappel,
    Amethyst des wilden Indigo, das jadegrüne Büffelgras,
    Dies waren die Schätze, die sie ihm zu Füßen legte,
    All den Reichtum ihrer Welt, und als sie es getan,
    Löschte ihr Kuß seine ganze Vergangenheit.
    Süßer als Honig war die Leidenschaft, die in ihm aufwallte,
    Als er sie zu der Seinen machte.
     
    Die Leute erzählen, wenn der Wind von Norden bläst,
    In einer Nacht, in der der Mond hoch über der Prärie steht,
    Kann ein scharfes Auge zwei Geisterreiter am Himmel erkennen,
    Ad astra per aspera … war immer ihr Credo.
    Nicht einmal der Tod konnte sie trennen,
    Denn alles wirklich Besitzenswerte kann man nicht berühren, nur fühlen
    Und für immer im Land des Herzens bewahren.

PROLOG
Der Mond über der Prärie
In der Prärie, Kansas, 1880
    Es gibt kaum etwas Schöneres auf Erden als einen klaren Nachthimmel über den großen Ebenen des mittleren Westens, die man Heartland nennt. Am Horizont wickelt sich das Firmament wie ein pulverschwarzer Staubwedel um die fast unmerklich wogende Erde, so daß Himmel und Land eins werden, eine unermeßliche Leere. Es ist, als könnte man, wenn man weit genug geht, irgendwo in der Ferne zum Ende der Welt gelangen und ins Nichts treten. Denn nur die Sterne verweilen in diesem Übergang von Dunkelheit zu Dunkelheit. Sie funkeln wie zahllose Silbersporen und hängen so tief, daß man fast glaubt, man bräuchte nur die Hand auszustrecken, um sie zu berühren. Das Auge kann unendlich weit sehen – bis zu den Toren des Himmels, wo der Mond nur ein Staubkorn im riesigen Augapfel Gottes ist, der seine allgegenwärtige Wache hier hält, mehr als anderswo, in diesem Herzland, das er sicher in der unendlichen Wiege seiner Handfläche hält.
    Das waren die Gedanken der Frau, Rachel, die still vor sich hinträumend auf den süß duftenden, wildwachsenden Blumen und Gräsern lag, die die Prärie bedeckten. Es war eine wunderschöne Nacht … eine vollkommene Nacht. Sie schaute hinauf in die endlose ebenholzschwarze Weite über ihr und dankte Gott mit einem stillen Gebet, denn er hatte sie gesegnet wie das karge, aber eindrucksvolle Land, das ihre Heimat war. Für jede Wolke in ihrem Leben gab es auch einen Regenbogen. Rachel hätte nicht mehr verlangen können.
    Bei diesem Gedanken schnürte es ihr die Kehle zu, und Freudentränen liefen aus ihren Augenwinkeln und benetzten die Haarsträhnen an ihren Schläfen. Mit Sicherheit konnte niemand damit rechnen, so glücklich zu sein! Aber auch wenn es unglaublich schien, sie war es. Sie schloß die grünen Augen und stieß einen Seufzer der Zufriedenheit aus. Ihre vollen Brüste wogten kurz auf und ab wie eine Brandungswelle unter dem riesigen Erntemond, der strahlte wie eine frischgeprägte Münze. Ihr nackter, von der Nachtluft
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