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Wildes Blut

Wildes Blut

Titel: Wildes Blut
Autoren: Rebecca Brandewyne
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feuchter Körper glänzte im matten Dämmerlicht. Ihr langes blondes Haar wogte wie reife Weizengarben im kühlen, flüsternden Wind.
    Sie war eins mit dem Heartland, als wäre sie hier geboren und aufgewachsen. Wie auch der Mann, ihr Ehemann, in dessen schützender Umarmung sie lag. Sein harter, gebräunter Körper war noch verschlungen mit dem ihren, der weich und blaß war.
    Frau und Mann waren für den Augenblick befriedigt. Aber vorher war ihr Liebesakt schnell, leidenschaftlich, fast gewalttätig gewesen, so heftig begehrten sie einander. Rachel genoß die Nachwehen; ihre Gedanken wanderten, und sie überlegte, wie seltsam es doch war, daß sie nach all den Jahren immer noch Schwierigkeiten hatte zu begreifen, wie vollkommen sie und ihr Mann einander gehörten. Ihre Liebe war heftiger als die wilden, gnadenlosen Ebenen, die sie sich Untertan gemacht hatten. Wieviel schwerer mußte es dann für ihn sein, den grüblerischen Alleingänger, mit der Intensität ihres Gefühls füreinander fertig zu werden. Dennoch gab es keinen Teil von ihm, der ihr fremd war, keinen Winkel seines Körpers, den sie nicht erforscht, keine dunklen Nischen seines Verstandes, die sie nicht inspiziert hatte – obwohl einige Erinnerungen, dunkel und schmerzlich, besser nicht aufgerüttelt wurden.
    Und wegen dieser Erinnerungen machte ihr die Liebe, die sie verband, manchmal Angst, auch wenn sie sie wärmte und erregte. Denn die, die eins mit dem Heartland waren, wußten, daß dieses Land das, was es gab, auch wieder nehmen konnte, grausam und meist ohne jede Warnung. Obwohl ihr Mann seine Vergangenheit schließlich endgültig begraben hatte, hatte ein kleiner abergläubischer Teil Rachels Angst, die begrabenen Geister könnten eines Tages wieder auferstehen und sie heimsuchen.
    Dennoch hätte sie keine andere Liebe gewollt. Ihr Mann war der einzige Mann für sie, genau wie sie die einzige Frau für ihn war; und sie war überzeugt, daß er sie, wenn er noch einmal die Wahl hätte, wieder nehmen würde. Ihr allein war es gelungen, die Mauer um sein Herz zu überwinden und sich dort einen Platz zu schaffen, sicher und geborgen. Ja, was auch immer ihre Zukunft war, er gehörte ihr, dieser Mann, für immer. Nur der Tod würde sie jetzt trennen. Und diejenigen, die die harte Schule des Heartlands überlebt hatten, fürchteten den Tod nicht mehr. Er war ein Teil von ihnen wie die Schatten, die sie unter der gnadenlos brennenden Sonne eines Präriesommers warfen. Rachel verdrängte energisch die Schatten der Vergangenheit ihres Mannes aus ihren Gedanken.
    Irgendwo in der Nacht jaulte ein einsamer Kojote den Mond an, ein wehmütiges, gespenstisches Geräusch. Eine Eule schrie, ein Rothabicht krächzte, eine winzige Kreatur huschte durch das Gras. Der Wind seufzte und bewegte sanft die unzähligen Blumen und Gräser, die seit dem Frühling blühten und grünten, aber jetzt mit dem Herannahen des Herbstes langsam zur weichen Goldfarbe von Stroh verblaßten.
    In der Ferne, in einer kleinen Fensternische, die dafür in Rachels Farmhaus gebaut worden war, brannte die Flamme einer Willkommenskerze strahlend hell und begann zu tanzen, als ein Windhauch sich ins Haus schlich. Rauch stieg aus einem der beiden hohen Kamine auf und wirbelte plötzlich geisterhaft in den Nachthimmel davon.
    Das ein Jahr alte Haus war einstöckig und sehr stabil, aus starken, schweren Balken und mit Schindelfassade, dadurch aber auch gedrungen und einfach. Holzhäuser waren für die Prärie von Kansas ungewöhnlich, da es nur wenige Bäume gab. Das Holz, mit Ausnahme von Pappelholz, wurde per Zug oder Wagen nach Wichita, die nächstgrößere Stadt, transportiert, was Holz sehr teuer machte. Somit war das Farmhaus ein Luxus, den Rachel immer noch nicht ganz fassen konnte, da sie lange Jahre nur dunkle, feuchte Lehmhäuser und dann eine primitive Hütte aus Pappelholz gekannt hatte. Das Haus hatte ihr Mann mit Liebe und Stolz erbaut. Die Wände waren weiß gekalkt worden, bis sie die Farbe von frischer, sauberer Baumwolle hatten. Im Mondlicht leuchteten sie geradezu. Vor dem Haus lockte die geräumige Veranda mit dem Geländer, wo zwei mühselig geschnitzte Schaukelstühle in der Brise schwankten und ächzten. Aber so sehr Rachel ihr neues Zuhause liebte, jetzt wollte sie noch nicht dorthin zurückkehren.
    Sosehr sie auch all seine Bewohner liebte, platzte das Farmhaus trotz seiner Größe mit Großvater und all den Kindern aus allen Nähten. Es gab dadurch nur wenig
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