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Reine Glückssache

Reine Glückssache

Titel: Reine Glückssache
Autoren: Janet Evanovich
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    Ich heiße Stephanie Plum. Geboren und aufgewachsen bin ich in Trenton, New Jersey, Stadtteil Chambersburg, kurz Burg genannt. Männer machen hier vor allem eines: Kuchen und Schweineschwarten in sich hineinstopfen und Rettungsringe aus Hüftspeck ansetzen. Die Völlerei mit Kuchen und Schweineschwarten wird mir tagtäglich vorgeführt, die Rettungsringe brauchen ihre Zeit zum Wachsen – zum Glück.
    Der erste Mann, den ich leibhaftig und aus allernächster Nähe zu sehen bekam, war Joe Morelli. Morelli setzte meinem Jungfrauendasein ein Ende und führte den männlichen Körper in Perfektion vor – geschmeidig, muskelbepackt und sexy. Damals hieß lebenslange Bindung bei Morelli zwanzig Minuten. Ich war eine von Unzähligen, die Morellis bestes Stück bewundern durften, wenn er sich danach seine Hose wieder hochzog und sich aus dem Staub machte.
    Seitdem tritt er von Zeit zu Zeit in mein Leben und verschwindet auch wieder daraus. Im Augenblick ist er wieder angesagt, und mit zunehmendem Alter ist er sogar noch besser geworden, einschließlich Hintern.
    Der Anblick eines nackten Hinterns ist daher eigentlich nichts Neues für mich, doch der, den ich jetzt gerade vor Augen hatte, schlug dem Fass den Boden aus. Punky Balog hatte einen Arsch wie Pu der Bär, dick und fett und behaart.
    Leider war damit die Ähnlichkeit auch schon vorbei, denn im Gegensatz zu Pu dem Bären hatte Punky Balog nichts Liebenswertes oder Knuddeliges an sich.
    Ich saß in meinem quittengelben Ford Escape, Punkys marodem Reihenhaus gegenüber, und Punky drückte seinen riesenhaften Pu-Hintern gegen ein Fenster im ersten Stock. Meine gelegentliche Partnerin Lula saß als mein Begleitschutz auf dem Beifahrersitz, und Lula und ich glotzten mit offenen Mäulern entsetzt hoch zu dem Hintern.
    Punky rieb seinen Hintern an der Fensterscheibe hin und her, und Lula und ich verzogen angewidert das Gesicht und kreischten im Chor
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    »Ich glaube, der weiß genau, dass wir hier draußen sind«, meinte Lula. »Vielleicht will er uns was damit sagen.«
    Lula und ich arbeiten für meinen Vetter Vincent Plum, den Kautionsmakler. Vincents Büro ist in der Hamilton Avenue, die großen Vorderfenster gehen nach Burg hinaus. Vincent ist nicht der allerbeste Kautionsmakler, der schlechteste auch nicht. Wenn ich ehrlich sein soll: Wahrscheinlich wäre er ein besserer Makler, hätte er nicht Lula und mich am Hals. Ich jage für Vinnie die Kautionsflüchtlinge, und ich habe mehr Glück als Talent. Lula ist hauptsächlich für die Büroablage zuständig. Lula verfügt weder über Glück noch Talent. Was Lula auszeichnet, ist die Fähigkeit zur Toleranz, das heißt, Vinnie zu tolerieren. Lula ist eine schwarze Frau mit Übergröße in einer unterbelichteten weißen Männerwelt, und sie hat viel Übung darin, sich künstlich aufzuspulen.
    Punky drehte sich jetzt zu uns um und wedelte mit seinem Schwengel.
    »Ein Trauerspiel«, sagte Lula. »Was denken sich die Männer eigentlich dabei? Würdest du dich mit so einem schrumpligen Wurmfortsatz in die Öffentlichkeit trauen?«
    Punky fing an zu tanzen, sprang herum, der Schwengel hüpfte auf und ab, der Sack baumelte hin und her.
    »Ach, du liebe Scheiße«, sagte Lula. »Der wird sich noch was brechen.«
    »Langsam wird es ungemütlich.«
    »Gut, dass wir das Fernglas nicht mitgebracht haben. So was möchte ich lieber nicht von nahem sehen.«
    Ich möchte so was nicht mal von ferne sehen.
    »Als Nutte habe ich mich vor dem Abkotzen immer dadurch bewahrt, dass ich mir die Gehänge von den Männern als Muppetfiguren vorgestellt habe«, sagte Lula. »Der Typ sieht aus wie ein Muppet-Ameisenbär. Guck mal, das kleine Haarbüschel auf dem Kopf des Ameisenbärs. Und dann dieses Ding, mit dem der Ameisenbär die Ameisen aufsaugt … nur, dass Punky ziemlich dicht an die Ameisen ran muss, weil sein Saugrüssel nicht groß genug ist. Punky hat nur ein Pipihähnchen.«
    Lula war in ihrem früheren Leben Nutte gewesen. Eines Abends, sie ging gerade ihrem Gewerbe nach, hatte sie ein Nahtod-Erlebnis; danach beschloss sie, alles in ihrem Leben zu ändern, außer ihrer Garderobe. Nicht mal ein Nahtod-Erlebnis konnte sie von Spandex abbringen. Heute hatte sie ein hautenges rosa Minikleid an, dazu ein Top im Tigerfellmuster, in dem ihre Titten aussahen wie dicke, runde, prall gefüllte Luftballons. Es war Vormittags, Anfang Juni, noch knallte die Sonne nicht auf New Jersey herab, und Lula trug einen gelben Angorapullover über dem
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