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Matthews & Brooks - Mein totes Herz ist Dein (German Edition)

Matthews & Brooks - Mein totes Herz ist Dein (German Edition)

Titel: Matthews & Brooks - Mein totes Herz ist Dein (German Edition)
Autoren: Jessica Weichhold
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an ihm vorbei, verfolgt von einem fliegenden schwarzen Schatten, der ununterbrochen kreischende Laute von sich gab. Ein leises quietschen war ebenfalls zu vernehmen, wie Scharniere die nicht ausreichend geölt worden waren. Maxwell jagte hinter dem Schatten her, stolperte und riss das Dienstmädchen mit sich zu Boden. Beide landeten unsanft auf den harten frisch polierten Holzdielen. Noch bevor Sir Shane den Schatten genauer betrachten konnte, wurde er sanft aber bestimmt zur Seite geschoben. Rebekka drängte sich eng an ihm vorbei, sodass er ihr Parfüm riechen konnte. Es roch nach Rosen, aber ganz dezent und ein Hauch von Lavendel war dabei. Heimlich hielt er seine Nase dicht an ihren Nacken und schnupperte eine Sekunde an ihr, bevor er sich schnell wieder zurückzog.
    „Chester! Hierher! Sofort!“, ihre Stimme war fest und klar. Der Schatten, der sich sogleich eiligst auf sie zubewegte, nahm nun endlich Gestalt an. Es war ein großer Vogel, ein Rabe um genauer zu sein. Aber kein gewöhnlicher Rabe, dessen Art sich in Scharen an Plätzen sammelte und sich auf Abfall stürzte, sondern es war ein mechanischer Vogel. Zwischen den Federn, die er tatsächlich an Kopf, Körper und den Flügeln hatte, blitzte es ab und zu silbern oder kupferfarben auf. Hier und da sah man winzige Zahnräder. Sein Schnabel war glänzend Silber und seine Knopfaugen funkelten wie Diamanten. So flink wie er geflogen war, so geschmeidig landete er nun auf Rebekkas linker Schulter. Mit schräggelegtem Kopf sah er sie an und es wirkte beinahe so als wollte er ihr zeigen, dass er vollkommen unschuldig an der Situation war, die sie eben vorgefunden hatten. Er krächzte noch einmal laut und saß dann reglos da. Rebekka sah alle der Reihe nach an und schlug dann die Augen nieder. „Es tut mir leid! Er muss mir gefolgt sein. Jedenfalls bin ich ohne ihn von zu Hause fortgegangen.“ Entschuldigend und ernst sah sie Sir Shane an. Doch anstatt ebenfalls streng oder anklagend dreinzuschauen, zuckten seine Mundwinkel und er fing schallend an zu lachen. Sir George amüsierte sich ebenfalls königlich und schlug Maxwell auf die Schulter. „Ein graziöser Fall, Max! Bühnenreif! Nur die arme Nelly hättest du ruhig verschonen können!“ Er grinste von einem Ohr zum anderen. Maxwell hingegen fand das eher weniger unterhaltsam. Er stand da wie ein Stock und verzog keine einzige Miene.
    Professor Harris war tief in seinen Sessel gesunken und schüttelte ungläubig den Kopf. „Wie viele dieser verdammten Spielzeuge hat sie denn noch?“, murmelte er vor sich hin. Obwohl die „Qualle“ ja nicht wirklich als solches bezeichnet werden konnte, sie war eher eine Waffe die zum töten entwickelt worden war und nicht eine Art Spielzeug zum Zeitvertreib. Aber das behielt Sir Shane lieber für sich, um den älteren Herr nicht noch mehr zu ängstigen. Warum wollte man diesen eher unscheinbaren Mann nur entführen? Er konnte sich einfach nicht vorstellen, dass der Professor die Antwort nicht kannte. Es musste schon einen guten Grund geben, um diese blutrünstigen Biester vom Töten und Trinken abzuhalten. Und dieser Mann kannte das Motiv, da war er sich so sicher wie das Amen in der Kirche.
     
    Sir Shane hatte beschlossen seinem neuen Bekannten erst einmal Schutz anzubieten und ihn bei sich unter Beobachtung zu stellen. In seinem Haus wäre er zumindest sicherer als in seinem eigenen Heim, wo ihn seine Verfolger wohl als erstes vermuten würden. Wussten der oder die Drahtzieher nun, dass sie von der versuchten Entführung in Kenntnis gesetzt waren?
    Als Rebekka sich in den frühen Morgenstunden verabschiedet hatte, hatten sie immer noch nichts Nennenswertes aus dem Professor herausbekommen. Aber sie hatte Sir Shane seiner Bitte nachgegeben, mehr über ihr tödliches Spielzeug zu erfahren. Liebend gerne hatte sie ihm erlaubt sie am nächsten Abend, nach Einbruch der Dunkelheit, in ihrem Haus zu besuchen. Mit vor Vorfreude glänzenden Augen hatte sie ihn angeschaut und sich dann auf den Weg gemacht. Lautlos war sie in der Dunkelheit verschwunden.
    Kurz danach hatte sich Sir George ebenfalls auf den Heimweg gemacht, wollte aber nach ein paar Stunden Schlaf erneut vorbeischauen, um alles noch mal zu besprechen. Diesmal unter vier Augen. Vielleicht würden sie dann alles ein bisschen klarer sehen, wenn sie etwas ausgeruhter waren und die Möglichkeit hatten in Ruhe darüber nachzudenken.
     

6
    Ein Treffen unter vieler Augen
     
    Nach der auffällig kurzen Nacht,
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