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Maskerade

Maskerade

Titel: Maskerade
Autoren: Noah Berg
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bis weit in den Abend hinein.“
    „Kann das irgendjemand bezeugen?“
    „M-hm. Ich denke nicht, nein. Meine Assistentin hat gegen fünf das Büro verlassen. Danach war ich allein hier.“
    „Verstehe“, antwortet Jensen langsam.
    Es herrscht erneut kurzes Schweigen, bis Wenzel wieder das Wort ergreift.
    „Wir müssen Sie bitten, in den nächsten Tagen auf dem Revier vorbei zu schauen, Herr Adomat“, sein Tonfall ist nach wie vor ruhig und besonnen: „Zurzeit sind unsere Labore dabei, die verwertbaren DNA Spuren aus Herrn Lorenzens Wohnung zu analysieren. Wir benötigen daher auch eine DNA Probe von Ihnen.“
    Nickend bestätigt Sascha: „Ja, natürlich. Kein Problem.“ Er wartet kurz, bevor er kleinlaut hinzufügt: „Sie werden ganz bestimmt auch DNA Spuren von mir finden. Ich war schließlich fast jede Woche bei ihm.“
    Wenzel sieht Jensen an, die beiden verständigen sich über ihre Blicke und dann stehen beide auf. Das war kürzer als erwartet, denkt sich Sascha. Er erhebt sich ebenfalls.
    „Das war für den Moment alles, Herr Adomat“, sagt Wenzel freundlich. „Wenn Sie dann in den nächsten Tagen noch auf dem Revier vorbei schauen wollen. Der Abstrich dauert nur wenige Sekunden.“
    „Mache ich“, verspricht Sascha und begleitet die beiden zur Tür, als Wenzel sich noch einmal zu ihm dreht. „Ach, eine Sache noch.“
    Sascha sieht ihn erstaunt an.
    „Wir haben Herrn Lorenzens Kontobewegungen überprüft und auch schon mit anderen seiner Kunden gesprochen.“
    Sascha verzieht keine Miene und bemüht sich weiterhin um Erstaunen auf seinem Gesicht.
    „Tom Lorenzen hat einige seiner Kunden massiv unter Druck gesetzt. Man könnte wohl auch sagen, er hat sie erpresst. Wir fanden größere, regelmäßige Geldeingänge auf seinem Konto und zwei seiner Kunden, von denen ein Teil dieser Überweisungen stammt, haben bereits zugegeben, warum sie Herrn Lorenzen soviel Geld haben zukommen lassen.“
    „Ich verstehe nicht...“, sagt Sascha zögernd.
    „Er hat einige seiner Kunden erpresst, Herr Adomat. Er hat ihnen gedroht, ihr...nun ja, sagen wir...ihr Doppelleben auffliegen zu lassen. Er hat ihnen damit gedroht, es ihren Frauen, Familien, Nachbarn, Arbeitgebern, wem auch immer, zu erzählen. Dass sie ihn regelmäßig besuchten und seine Dienstleistungen in Anspruch nahmen, oder wie sagten Sie vorhin so treffend? Dass sie ihn regelmäßig buchten .“
    Sascha ist am Ende seines Drehbuches, bei der letzten Szene, angekommen. Er ahnte, dass er nicht der Erste war, bei dem Tom es versucht hatte.
    „Nun ja. Wenn Sie mich als nächstes fragen, ob Tom auch mich erpresst hat, so kann ich das ganz eindeutig verneinen. Ehrlich gesagt, ich bin tatsächlich etwas schockiert, das zu hören. Ich meine, ich kann nicht behaupten, Tom wirklich gut gekannt zu haben. Aber das er zu so etwas in der Lage ist...“ Kratzen am Hinterkopf, ein Pfeifen durch die Zähne.
    „So hätte ich ihn wirklich nicht eingeschätzt, verstehen Sie?“
    Wenzel nickt freundlich, während Jensen Sascha immer noch mit seinen wässrigen Augen fixiert. 
    „In Ordnung, Herr Adomat. Wenn sich im Laufe unserer Ermittlungen weitere Fragen ergeben, werden Sie nochmals von uns hören. Vielen Dank.“
    „Nichts zu danken.“
    Wenzel dreht sich zur Tür, öffnet sie und gefolgt von Jensen und Sascha tritt er hinaus ins Vorzimmer.
    Isabel blickt von ihrer Arbeit auf und Sascha sieht, wie sie mit immer noch großen Augen die Situation verfolgt.
    „Wiedersehen, Herr Adomat“, sagen Wenzel und Jensen wie aus einem Mund. Und als sie an Isabel vorbeikommen, verabschieden sie sich auch von ihr.
    „Wiedersehen“, hört Sascha Isabel erwidern und er spürt ihre Blicke auf seinem Rücken, als er zurück in sein Büro geht.  
     
    *
     
     
     
    Die folgenden Wochen und Monate verstreichen, ohne dass Sascha noch einmal von der Polizei behelligt wird. Wenige Tage nachdem Wenzel und Jensen ihn in seinem Büro aufsuchten, war er im Polizeipräsidium, um den Abstrich für die DNA Probe machen zu lassen.
    In den ersten Wochen nach Toms Tod befand sich Sascha in einer Art Ausnahmezustand. Permanent sah er Tom vor sich, wie dieser mit grotesk abgewinkeltem Kopf und leerem Blick da lag. Wie eine personifizierte Anklage. Ständig, tagsüber im Büro und vor allem nachts im Bett, wenn er keinen Schlaf finden konnte, und selbst bis in seine Träume hinein, wenn er ihn doch fand, verfolgten ihn diese Bilder. Als Anke sich eines Tages nach Tom erkundigte und sich
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