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Maskerade

Maskerade

Titel: Maskerade
Autoren: Noah Berg
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verstehen Sie?“
    Anke streicht sich ein lose Haarsträhne hinters Ohr, während es Sascha so vorkommt, als strahle sie Tom regelrecht an.
    Einige Sekunden herrscht Schweigen zwischen den dreien, bis Sascha sich räuspernd an seine Frau wendet: „Nun, siehst du, jetzt hast du Tom auch mal persönlich kennen gelernt.“
    Er registriert bei den beiden immer noch dieses, wie eingebrannt wirkende Lächeln und weiß, dass er dieser Situation nicht mehr lange gewachsen sein wird. Deshalb ergreift er die Initiative.
    „Tom, nimm es nicht persönlich, aber ich muss mich fürs Büro fertig machen und wir wollten gerade frühstücken“, ist er um einen verbindlichen Tonfall bemüht.
    „Verstehe, ich will euch auch nicht länger aufhalten“, erwidert Tom verständnisvoll.
    Er lächelt immer noch, als er Anke die Hand gibt. „War wirklich schön, Sie mal persönlich zu treffen, Anke“, sagt er und sieht ihr dabei direkt in die Augen.
    „Es war auch schön, Sie kennen gelernt zu haben, Tom“, verabschiedet sich Anke.
    Dann wendet sich Tom Sascha zu, sieht ihn an und sein Lächeln erlischt. Er hebt die Hand zum Abschied, während er sich umdreht und auf das kleine Tor des Vorgartens zugeht.
    „Wir sehen uns, Sascha!“, ruft er, als er am Tor angekommen ist und sich noch einmal zu beiden umdreht.
    „Kommen Sie doch einfach abends mal vorbei. Zum Essen, oder auf ein Glas Wein!“, gibt Anke zurück. während Tom auf den Bürgersteig hinaus tritt.
    Sascha bleibt bei dieser Einladung Ankes kurz die Luft weg und er hört Tom antworten:
    „Ja, mache ich gerne mal. Wiedersehen!“
    „Wiedersehen, Tom!“, ruft Anke. Sie wirft die Mülltüte in den Container und dann begeben sie und Sascha sich zurück ins Haus.
    Sascha ist dankbar, als er die Haustür hinter ihnen schließen kann. Er fühlt sich noch immer zittrig und weiß nicht, ob das, was da gerade im Vorgarten passiert ist, tatsächlich real war. Doch schon Ankes nächste Bemerkung nimmt ihm schlagartig alle Zweifel.
    „Tom scheint wirklich nett zu sein“, sagt sie weiterhin gut gelaunt, während sie die Küche betritt.
    „Oh je, was ist denn hier passiert?“
    Sascha, der nach ihr in die Küche kommt, sieht den verschütteten Kaffee auf dem Fußboden und die Überreste seines Kaffeebechers.
    „Ach, ist mir vorhin hingefallen“, antwortet er beiläufig, während er sich an Anke vorbeischiebt und sich daran macht, sein Malheur zu beseitigen.
    „Aber sag’ mal, wie alt ist Tom eigentlich?“, fragt Anke dann, während sie mit schnellen Handgriffen den Tisch für das Frühstück eindeckt.
    „Was?“, fragt Sascha, der sich auf dem Boden kauernd seltsam benommen fühlt.
    „Wie alt ist Tom? Ich meine, er ist doch höchstens Mitte zwanzig, oder?“
    Sascha traut seiner eigenen Stimme nicht und antwortet nur mit einem kurzen: „M-hm.“
    Das Geschirr klappert in Ankes Händen.
“Ich dachte immer, er sei in unserem Alter.“
    Sie klingt leicht irritiert und kurz darauf fragt sie:
    „Was habt ihr zwei denn eigentlich gemeinsam? Ich meine, euch trennen doch zwanzig Jahre. Gibt es da so etwas wie gemeinsame Themen? Er ist noch so jung.“
    „Er studiert auch Architektur“, ist Saschas lapidare Antwort und er sagt es so, als würde dadurch alles erklärt.
    „Ach so? M-hm“, entgegnet Anke nachdenklich. „Na ja, ist ja auch nicht so wichtig.“
    Als Sascha alle Spuren auf dem Fußboden beseitigt und die Überreste des Kaffeebechers entsorgt hat, fühlt er sich plötzlich wie ein alter Mann. Toms niederträchtige Aktion hat ihm den Schweiß aus allen Poren getrieben und er braucht dringend eine Dusche, bevor er sich weiter Ankes Fragen stellen kann.
    „Ich springe kurz unter die Dusche. Fang ruhig schon ohne mich an.“
    „Ach...“, überrascht sieht sie zum ihm, „ich dachte, wir frühstücken erst.“
    „Erst die Dusche, dann das Frühstück.“ Und der Versuch Anke dabei anzulächeln, misslingt.
    Eilig begibt er sich nach oben, entledigt sich im Schlafzimmer seiner Kleidung und betritt von dort eilig das Bad, dass sich ans Schlafzimmer anschließt.
    Den Temperaturregulator an der Armatur der Dusche stellt er auf 15 Grad ein, bevor er das Wasser voll aufdreht. Geräuschvoll zieht er die Luft ein, als die kalten Wasserstrahlen auf seine verschwitzte Haut treffen. Er steht da, schließt die Augen und versucht, sich so lange wie irgend möglich, dieser Abkühlung auszusetzen. So unangenehm sie auch ist, hat er zumindest das Gefühl, sie erwecke seine
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