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Maskerade

Maskerade

Titel: Maskerade
Autoren: Noah Berg
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Lebensgeister.
    Dann hört er, wie Anke das Schlafzimmer betritt und sich an den Betten zu schaffen macht.
    Durch die geöffnete Tür des Badezimmers hört er sie rufen:
    „Ich muss mich bei dir entschuldigen, Sascha!“
    Sascha öffnet widerwillig die Augen und weiß nicht, ob er gerade richtig verstanden hat, daher fragt er:
    „Was hast du gesagt?“
    „Ich habe gesagt, ich muss mich bei dir entschuldigen!“, ruft sie nun etwas lauter.
    Nein, es ist wohl eher umgekehrt, denkt er sich und kopfschüttelnd versucht er das rauschende Wasser zu übertönen:
    „Wofür denn?“
    „Ich habe dir unrecht getan.“ Ankes Stimme scheint nun näher und als er sich zur Seite dreht, sieht er ihre Silhouette im Türrahmen. „Ich...“, beginnt sie, „ich...“, sucht sie nach den richtigen Worten, „ich habe gedacht, du würdest mich belügen.“ Ihre Stimme klingt schuldbewusst.
    Sascha hält den Atem an und wendet sein Gesicht wieder den Fliesen in der Duschekabine zu. Er ahnt, was jetzt kommen wird. Als er nichts weiter sagt, fährt Anke fort: „Ich muss zugeben, dass ich mittlerweile wirklich dachte, dieser Sascha sei in Wirklichkeit eine Frau. Dass du eine Affäre mit einer anderen Frau hast und Sascha nur erfunden hast, um irgendwie deine  Abwesenheiten  zu erklären, ohne mich dabei misstrauisch zu machen.“
    Sascha spürt wie Übelkeit in ihm aufsteigt. Er fragt sich, wie viele widersinnige Situationen ein Mensch an einem Morgen aushalten kann, ohne dabei den Verstand zu verlieren. In seiner Vorstellung springt er aus der Dusche und nackt wie er ist, packt er sich seine Frau und schüttelt sie, während er sie anschreit, sie solle aufhören, sich bei ihm zu entschuldigen, und dass ihre Angst, ihr Mann könne eine Affäre haben, völlig berechtigt sei. Dass es tatsächlich so ist, nur eben nicht mit einer anderen Frau. Dass seine Affäre ihr vorhin im Vorgarten die Hand geschüttelt hat und danach von ihr, Anke persönlich, zu einem weiteren Besuch eingeladen worden ist. 
    „Das hast du gedacht?“, presst Sascha stattdessen vorher.
    „M-hm, ja.“
    Als Sascha nichts weiter hervorbringen kann, bittet Anke ihn: „Kannst du mir das verzeihen?“
    „Schon geschehen“, bringt er irgendwie über die Lippen und er spürt, wie sich sein Hass auf Tom ins Unerträgliche steigert.
     
     
    *
     
     
    Am Abend vermag Sascha nicht mehr zu sagen, wie er den Tag überstanden hat.
    Als er jetzt in seinem Wagen sitzt, auf dem Weg zu Tom, vermischen sich Wut und Hass mit bruchstückhaft aufblitzenden Bildern vom Tag. Er hatte schlechtgelaunt die Reklamation eines Kunden über sich ergehen lassen müssen. Er hatte unfreundlich und ungerecht auf Isabels Erinnerung an einen überfälligen Bauplan reagiert und den ganzen Tag schon fiel ihm das Atmen schwer. Der Abend bringt keinerlei Abkühlung mit sich. Sascha hat die Klimaanlage in seinem Volvo bis zum Anschlag aufgedreht, doch gegen die Hitze in seinem Inneren kommt auch sie nicht an.
    Er wird Tom zur Rede stellen. Wie kann dieser es wagen, derart in sein Leben einzudringen und ihn zu erpressen! Sascha schüttelt entschlossen den Kopf. Tom ist an den Falschen geraten und das wird er ihm heute Abend klar machen.
    Mit quietschenden Reifen hält er vor dessen Haus an. Es fühlt sich an wie ein Schlag vor den Kopf, als er aus dem klimatisierten Wagen aussteigt und in die aufgeheizte Luft hinaustritt. Aufs Äußerste angespannt, begibt er sich schnell durch den Vorgarten zum Eingangsbereich, wobei er bei jedem eilig gesetzten Schritt das Gefühl hat, seine Muskulatur stehe förmlich unter Strom. Er wartet darauf, dass jemand das Haus verlässt, um dann flugs und ohne anzuschellen ins Innere zu gelangen. Nach kurzer Zeit reißen zwei Teenagerinnen lachend und herumalbernd, nur mit Hot Pants und leichten Tops bekleidet, die Haustür auf. Er tritt hervor, die eine der beiden, die das Haus als letztes verlässt, sieht ihn überrascht an und während sie kichernd etwas zu ihrer Begleitung sagt, hält sie ihm mit einer Hand die Haustür auf. Sascha schlüpft an ihr vorbei in den Hausflur, während er sich nickend bei ihr bedankt. Eilig begibt er sich zum Fahrstuhl, entscheidet sich dann aber anders und nimmt die Treppen. Im Dachgeschoss angekommen, ist er außer Atem. Er verflucht seine mangelnde Kondition und wartet einige Minuten, bevor er schließlich an Toms Tür klopft. Wie ein zum Sprung bereites Raubtier steht er da und macht sich bereit. Kurz darauf wird die Tür ein Stück
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