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Mantel, Hilary

Mantel, Hilary

Titel: Mantel, Hilary
Autoren: Woelffe
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verräterische Zählmethode vor. Mein Gewissen ist im
Einklang mit der Mehrheit, was mir beweist, dass es nicht falsch spricht.
»Gegen Henrys Königreich halte ich alle Königreiche der Christenheit. Gegen
jeden einzelnen Ihrer Bischöfe halte ich hundert Heilige. Gegen Ihr eines Parlament
halte ich alle allgemeinen Kirchenräte der Kirche. Sie reichen tausend Jahre
zurück.«
    Norfolk sagte: Bringt ihn weg.
Es ist vorbei.
    Jetzt ist es Dienstag, es ist
acht Uhr. Der Regen trommelt ans Fenster. Er bricht das Siegel auf einem Brief
des Herzogs von Richmond. Der Junge beklagt sich, dass er in Yorkshire, wo er
seinen Wohnsitz hat, nicht über einen Wildpark verfügt, sodass er seinen
Freunden keinen Sport bieten kann. Ach, du armer kleiner Herzog, denkt er, wie
kann ich deine Schmerzen lindern? Die Witwe mit den schwarzen Zähnen, die
Gregory angeblich heiraten soll, sie hat einen Wildpark, sollte sich das
Prinzchen also vielleicht von Norfolks Tochter scheiden lassen und stattdessen
Gregorys Witwe heiraten? Er legt Richmonds Brief schnell beiseite - möchte ihn
am liebsten einfach auf den Boden werfen — und fährt fort. Der Kaiser hat mit
seiner Flotte Sardinien verlassen und segelt nach Sizilien. Ein Priester von
der St Mary Woolchurch sagt, er, Cromwell, sei ein Sektierer und er habe keine
Angst vor ihm: Dummkopf. Harry Lord Morley schickt ihm einen Windhund. Es wird
berichtet, dass Flüchtlinge in Scharen die Gegend von Münster verlassen,
einige von ihnen sind auf dem Weg nach England.
    Audley hatte gesagt:
»Gefangener, das Gericht wird den König bitten, Ihnen Gnade zu gewähren, was
die Art Ihres Todes betrifft.« Audley hatte sich herübergebeugt: Master
Secretary, haben Sie ihm Versprechungen gemacht? Bei meinem Leben, nein: Aber
sicher wird der König gut zu ihm sein? Norfolk sagte: Cromwell, werden Sie in
dieser Hinsicht auf ihn einwirken? Von Ihnen wird er es annehmen; aber wenn
nicht, gehe ich selbst und bitte ihn darum. Welch ein Wunder: Norfolk bittet um
Gnade? Er hatte aufgesehen, wollte sehen, wie More herausgebracht wurde, aber
er war schon verschwunden, die großen Hellebardiere schlossen die Reihen hinter
ihm: Das Boot zum Tower wartet an den Stufen. Es muss sich anfühlen, als käme
man nach Hause: der vertraute Raum mit dem schmalen Fenster, der Tisch ohne
Papiere, der Kerzenhalter, die geschlossene Fensterblende.
    Das Fenster klappert; es
schreckt ihn auf, und er denkt: Ich muss den Laden verriegeln. Er steht auf, um
es zu tun, als Rafe mit einem Buch in der Hand hereinkommt. »Es ist sein
Gebetbuch, More hatte es bis zum Schluss bei sich.«
    Er untersucht es.
Glücklicherweise hat es keine Blutspritzer abbekommen. Er hält es am
Buchrücken in die Höhe und lässt die Seiten flattern. »Das habe ich schon
gemacht«, sagt Rafe.
    More hat seinen Namen
hineingeschrieben. Manche Stellen im Text sind unterstrichen: Gedenke nicht der Sünden
meiner Jugend. »Zu schade, dass er an die von Richard Riehe gedacht
hat.«
    »Soll ich es an Dame Alice
schicken lassen?«
    »Nein. Sie könnte denken, sie
sei eine dieser Sünden.« Die Frau hat genug erduldet. In seinem letzten Brief
hat More sich nicht einmal von ihr verabschiedet. Er klappt das Buch zu.
»Schick es an Meg. Er hat es vermutlich sowieso ihr zugedacht.«
    Um ihn herum bebt das ganze
Haus: Wind fährt in die Dachvorsprünge, Wind fährt in die Kamine, Zugluft fegt
unter jeder Tür hindurch. Es ist kalt genug, um ein Feuer zu machen, sagt
Rafe, soll ich mich darum kümmern? Er schüttelt den Kopf. »Sag Richard, dass er
morgen früh zur London Bridge und zum Brückenwärter gehen soll. Mistress Roper
wird zu ihm kommen und um den Kopf ihres Vaters bitten, damit sie ihn begraben
kann. Der Mann soll nehmen, was Meg ihm anbietet, und dafür sorgen, dass sie
nicht an ihrem Tun gehindert wird. Und er soll den Mund halten.«
    Einmal in Italien, als er jung
war, war er Teil einer Begräbnistruppe gewesen. Man tat das nicht freiwillig,
es wurde befohlen. Sie hatten sich ein Stück Tuch vor den Mund gebunden und
ihre Kameraden in ungeweihte Erde geschaufelt, dann waren sie mit dem Gestank
der Verwesung an ihren Stiefeln davongegangen.
    Was ist schlimmer, denkt er,
wenn deine Töchter vor dir sterben oder wenn du sie zurücklässt, damit sie
deine Überreste wegräumen?
    »Da ist etwas ...« Er runzelt
die Stirn über seinen Papieren. »Was habe ich vergessen, Rafe?«
    »Ihr Abendessen?«
    »Später.«
    »Lord Lisle?«
    »Ich habe mich um Lord
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