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Manche Maedchen raechen sich

Manche Maedchen raechen sich

Titel: Manche Maedchen raechen sich
Autoren: Shirley Marr
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wie fühlt sich das an?“, schrie Marianne. „Gefällt dir das?“
    „Halt’s Maul, du Schlampe“, stieß Aardant zwischen den Zähnen hervor.
    „Mach ihn kalt!“, schrie Marianne. „Er kotzt mich an! Mach das Arschloch kalt, Lizzie!“
    Ich starrte Marianne fassungslos an.
    „Na los! Mach schon! Er hat Lexi vergewaltigt und er hat sie fast umgebracht! Und dich hätte er bestimmt auch umgebracht, wenn du nicht zugestochen hättest. Los! Tu’s!“
    Ich spürte immer noch das Messer in meiner Hand. Es war immer noch glitschig vom Blut. Ich war mir nicht sicher, ob es nur sein Blut war oder auch meines.
    „Mari, ich lass mir von dir keine Befehle erteile n …“
    Da ertönte ein Schuss. Wir zuckten zusammen.
    Ich weiß nur noch, dass ich danach Lexi ansah und sie von feinen roten Tröpfchen übersät war. Dann stellte ich fest, dass ich genauso aussah. Als wären wir in einen Sommerregen hineingeraten. Einen klebrigen, süßen Sprühregen.
    Aardant stöhnte unter mir. Er riss die Augen auf, sie wurden ganz glasig, und dann war er tot.
    Oh mein Gott, mir wird schlecht. Ich presste mir die Hand vor den Mund und schloss die Augen. Als ich sie wieder aufmachte, sah ich Neil.
    Er warf die Waffe in den Graben.
    „Oh mein Gott, Neil! Was machst du denn hier?“ Ich presste mir die Hände an die Stirn.
    „Bin zufällig vorbeigekommen“, antwortete Neil. „Ich war auf dem Weg zur Brücke.“
    „Erzähl keinen Scheiß! Warum bist du hier?“
    „Na gut. Ich bin euch gefolgt. Aber wundert dich das? Nach allem, was hier passiert ist?“
    „Neil“, sagte ich. Ich spürte die Tränen in meinen Augenwinkeln kribbeln. „Neil, warum hast du das getan?“
    „Wir sind doch Freunde. Und ist es nicht das, was Freunde tun? Aufeinander aufpassen?“
    Ich gab ihm keine Antwort. Aber mein Herz sagte: Ja .
    „Es ist besser so“, sagte Neil. „Er wäre irgendwann durchgedreht. Er ist ein Monster. Es war höchste Zeit, ihn zu stoppen. Vertrau mir, ich weiß, wovon ich rede.“
    Warum sollte ich dir vertrauen? Und was meinst du mit „Ich weiß, wovon ich rede“?, wollte ich ihn fragen. Sind wir nicht alle Monster? Auch ich? Aber meine Kehle war wie zugeschnürt.
    „Mach dir keine Sorgen. Es ist nicht deine Schuld“, sagte er. „Am besten, du vergisst das hier ganz schnell. Sieh einfach nicht mehr hin. Alles wird gut. Ich regle das schon. Weißt du noch, bei Ratte B hast du mir doch auch vertraut. Elle, wirst du mir vertrauen?“
    Ich nickte. Was hätte ich sonst tun sollen? Ich vertraute ihm. Ich hätte mein Leben in seine Hände gelegt.
    Neil griff nach meinem Ellenbogen und zog mich weg. Ich trug nur noch einen Schuh. Wo war denn bloß der andere?
    „Mädels, ihr solltet jetzt besser nach Hause gehen.“
    „Danke, Neil“, flüsterte Lexi und immer noch liefen ihr die Tränen übers Gesicht.
    „Keine Ursache, Alex.“ Neil küsste sie auf die Wange.
    „So einen Freund wie dich findet man selten“, sagte Marianne, als Neil auch sie umarmte und ihr einen Kuss gab. „Und ich bereue nichts. Ich dachte, ich würde es bereuen, aber ich tu’s nicht.“
    „Elle, du solltest jetzt auch nach Hause gehen und dich waschen“, sagte Neil.
    Erst jetzt wurde mir bewusst, dass mein Gesicht wahrscheinlich total blutverschmiert war. Ich schaute an mir herab. Direkt über meinem Herzen prangte ein großer, nasser Blutfleck. Meine Bluse war vollkommen durchweicht.
    „Sei ehrlich, warum hast du das getan?“, fragte ich ihn.
    „Willst du das wirklich wissen?“
    „Ja“, antwortete ich.
    „Um dich zu beschützen.“
    „Du musst mich nicht beschützen.“
    „Natürlich muss ich.“
    „Ich bin kein kleines, schwaches Mädchen.“
    „Natürlich bist du das. An der Wahrheit würdest du doch zerbrechen, du zartes Pflänzchen.“
    Mir lag die Antwort schon auf den Lippen, aber ich schluckte sie herunter. Ich wollte vor Neil nicht in Tränen ausbrechen.
    „Du solltest deiner Mum dankbar sein, Elle. Sie hat dich trotz allem großgezogen. Ihr zuckersüßes Mädchen, das so giftig sein kann wie Strychnin. Sehen wir der Wahrheit doch endlich mal ins Auge.“
    „Es war alles ihre Schul d …“, begann ich.
    „Nein, Elle“, widersprach Neil. „Schuld ist dein Vater. Und meine Mutter. Deine Mutter und mein Vater haben doch nur darunter gelitten. Du solltest versuchen, das zu verstehen. Dann kannst du dir vielleicht eines Tages auch selbst verzeihen.“
    Ich musste daran denken, wie Neil und ich immer zusammen in seinem Zimmer
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