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Manche Maedchen raechen sich

Manche Maedchen raechen sich

Titel: Manche Maedchen raechen sich
Autoren: Shirley Marr
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Gegensatz zu mir nicht im Unterricht lesen mussten.
    In Wahrheit waren wi r – Marianne, Lexi, Ella und ic h – beim Abschlussball nicht mal dabei.
    Isabella Hervey soll heimlich Alkohol in die Fruchtbowle gekippt haben, und Professor Adler hat angeblich hinter dem DJ-Pult mit Miss Bailoutte rumgeknutscht. Ich mein e – ih ! –, das sind doch alte Leute! Außerdem hat es wohl eine handfeste Auseinandersetzung auf der Tanzfläche gegeben. Zwischen zwei Verehrerinnen von Richard Edwards, dem Kapitän der Football-Mannschaft. Und alles nur wegen einer falsch versendeten SMS! Wirklich verdammt schade, dass wir das nicht mit eigenen Augen sehen durften.
    Niemand hat in unseren Jahrbüchern unterschrieben. Und niemand würde jetzt noch darin unterschreiben wollen, selbst wenn wir darum bitten würden.
    Der Song des Abends war „Extraordinary“ von Mandy Moore. Und als alle die Aula verließen, explodierte am Himmel ein Feuerwerk. Sicher war das ein sehr bewegender Moment. Und der Song war garantiert nicht für Leute wie Marianne, Lexi, Ella und mich bestimmt. Aber was soll’s: Das Lied ist eh scheiße.
    Wir vier verbrachten den Abend, der eigentlich unser Abend hätte werden sollen, in getrennten Räumen auf der Polizeiwache. Wir durften uns nicht sehen. Es hieß, wir hätten schon genug Schaden angerichtet. Vielleicht dachten die ja, wir bringen uns gegenseitig um, wenn sie uns in einen Raum sperren. Dass wir dazu fähig wären, jemanden zu töten, davon waren sie sowieso schon überzeugt.
    Ellas Mutter tauchte als Erste auf und brachte körbeweise Essen mit. Als der Polizeibeamt e – oder was auch immer Dr . Fadden is t – ihr mitteilte, dass ihre Tochter nichts davon bekommen dürfe, brach sie in Tränen aus. Ella habe eine Strafe verdient, sagte Dr . Fadden. Und Mr s Dashwood schluchzte und erwiderte, Ella sei doch bloß ein kleines Mädchen. Daraufhin verschränkte Dr . Fadden die Arme vor der Brust. In seinen Augen war Ella wohl durchaus groß genug für eine Strafe.
    Lasst uns eine Sache klarstellen: Ich erwarte kein Mitleid von euch. Verdammt, ich glaube, nicht mal Mum hat Mitleid mit mir! Und genau deshalb werde ich ihr auch nicht die Gelegenheit geben, mir vorzujammern, wie sehr ich sie enttäuscht habe. Ich will sie nicht sehen, genauso wenig wie diese Anwältin, die sie angeheuert hat und deren Spezialgebiet Problemtöchter sind. In meinen Augen haben die beiden sich vor allem auf kurze Röcke spezialisiert.
    Und was meinen Dad angeht, nun ja, er ist nicht unbedingt das, was man gemeinhin als treu sorgenden Vater bezeichnen würde. Jedenfalls nicht mehr. Er hat uns vor langer Zeit verlassen und sich seitdem nie mehr um uns geschert. Er lebt nicht mal mehr im selben Land. So viel zu seinem Bedürfnis, uns loszuwerden.
    Buhuuuu!, werdet ihr jetzt vielleicht denken. Armes, kleines, reiches Mädchen aus East Rivermoor. Ja, wahrscheinlich sollte ich wirklich in meine neue Fendi-Handtasche heulen, die Mum mir gekauft hat. Vielleicht fühle ich mich dann besser.
    Die Leiche wurde am Dienstagmorgen gefunden. Ein paar Kinder haben sie auf dem Weg zur Schule entdeckt. Das wollte ich wirklich nicht. Ich meine, diese Kinder waren gerade mal in der Achten! Tut mir echt leid, dass die jetzt vermutlich bis an ihr Lebensende eine Therapie brauchen. Aber ihre Eltern hätten es besser wissen müssen. Man lässt seine Kinder nun mal nicht allein entlang des Grabens zur Schule gehen. Dahinter liegt schließlich der unvollkommene, gefährliche Rest der Welt.
    Wäre ich clever gewesen, hätte ich die Leiche in den Graben gerollt. Vielleicht wäre sie dann unentdeckt geblieben und mit der Zeit verrottet und zu Staub zerfallen. Direkt neben der Reklametafel, auf der steht, was für ein wundervoller Ort zum Leben East Rivermoor doch ist.
    Ich bereue nicht, dass ich diesen Menschen getötet habe.
    Ella haben sie zuerst festgenommen, noch am selben Nachmittag. Sie war zu Hause und kurz vorm Durchdrehen. Na ja, sie hatte auch allen Grund dazu, wenn man bedenkt, dass die Leiche quasi neben ihrem Haus lag.
    Dann verhafteten sie mich, Lexi und Marianne.
    Wir lernten gerade für die Englischprüfung. Sie wussten genau, wo sie uns finden würden, und es war ziemlich offensichtlich, wer es ihnen gesagt hatte. *Räusper * – die schluchzende Verräterin Ell a – *räusper*.
    Der getrocknete Blutfleck, der auf meiner Brust prangte wie ein Ehrenabzeichen, war auch verräterisch. Sie haben es getan. Und die Handschellen verkündeten
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