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Manche Maedchen raechen sich

Manche Maedchen raechen sich

Titel: Manche Maedchen raechen sich
Autoren: Shirley Marr
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Rivermoor.“
    Marianne wandte den Blick ab.
    „Ich wohne in dem blauen Haus in der Bourne-Street, Ella. Und Lexi wohnt gleich bei mir um die Ecke.“
    Ella gab ein piepsendes Geräusch von sich. Sie klang wie ein kleiner Chihuahua.
    „Was? Im Ernst? Du willst mich auf den Arm nehmen, oder? Das blaue Haus? Mit den drei Stockwerken und der weißen Verzierung? Das mit dem Erker? Echt, da wohnst du? Das ist das tollste Haus in ganz East Rivermoor! Kann ich irgendwann mal vorbeikommen?“
    „Klar“, antwortete ich. Was blieb mir denn anderes übrig? Ich wollte Marianne unbedingt etwas beweisen, dabei wusste ich selbst nicht so genau was.
    Marianne stöhnte und ich verpasste ihr unter dem Tisch einen Tritt. Sie schrie auf, aber ich beachtete sie nicht und stopfte mir stattdessen etwas von dem Käseberg in den Mund.
    „Igitt! Das ist ja abscheulich!“
    „Das Hühnchen Cacciatore ist gar nicht so schlecht“, sagte Ella fröhlich und spießte einen Würfel auf ihre Gabel, der nicht unbedingt nach Hühnchen aussah.
    Ich starrte den undefinierbaren Haufen auf meinem Teller an. Ich hätte schwören können, dass darin irgendetwas zuckte und nur darauf wartete, verschlungen zu werden. Lexi war es inzwischen endlich gelungen, das schmierige Etwas aus meinen Haaren zu picken, und wickelte ihr Lunchpaket aus. Zum Vorschein kam ein Mohn-Bagel mit Räucherlachs, Dill und Frischkäse. Ich kann euch gar nicht sagen, wie gern ich mit Lexi getauscht hätte!
    „Wisst ihr, was ich glaube?“, flötete Marianne aus heiterem Himmel. „Dass das echt schlechte Eltern sind, die ihre Kinder zum Mittagessen in die Kantine schicken.“
    Sie drehte sich zu Lexi, aber die sagte keinen Ton.
    Ich kochte innerlich vor Wut und hätte Marianne am liebsten mit Blicken getötet, doch die starrte bloß versonnen auf ihr wunderbares Sandwich, von dem inzwischen nur noch die Hälfte übrig war.
    „Ella, was hast du in der nächsten Stunde?“, fragte ich laut.
    „Äh m … Geschichte. In Raum Numme r 14, glaube ich.“
    „Ausgezeichnet. Ich auch.“ Ich ließ meine Gabel fallen und stand auf. „Wenn ich’s mir recht überlege, hab ich eigentlich gar keinen Hunger. Ella und ich gehen schon mal los. Dann kann ich Ella noc h … ein paar Sachen zeigen.“
    Ich versetzte meinem Tablett einen Stoß, sodass es zwischen Lexi und Marianne liegen blieb. „Bitte schön. Damit euch nicht die Gesprächsthemen ausgehen. Wir seh’n uns.“
    Ich warf mir meine Tasche über die Schulter, griff nach Ellas Arm und zerrte sie von der Bank, obwohl sie noch kaute, weg von meinen beiden sogenannten Freundinnen.
    „Marianne und Lexi sin d … nett“, japste Ella. Erst jetzt fiel mir auf, dass wir fast rannten.
    „Findest du?“, antwortete ich schnippisch.
    Ich wurde langsamer. In den Ferien waren alle Gänge neu gefliest worde n – mit italienischem Porzellan. Ich glaube, Direktor Hollerings wollte, dass jeder ausrutschte und sich das Genick brach, der gegen die Regeln verstieß und auf den Fluren rannte.
    „Sie sind zwar nicht besonders gesprächig, aber total hübsch“, sagte Ella. „Ich habe mit solchen Mädchen noch nie an einem Tisch gesesse n … Davon habe ich immer nur geträumt. Das ist wie in diesen Büchern, wo ein Mädchen auf ein Internat komm t …“
    „Genieß es, Schätzchen. Bald hast du dich nämlich dran gewöhnt“, antwortete ich und navigierte Ella in Richtung Südflügel.
    Der Südflügel war erst am Morgen eingeweiht worden. Dazu hatte es eine öde Begrüßungs-das-ist-das-letzte-Jahr-vor-den-Prüfungen-also-gebt-alles-und-um-Himmels-willen-benehmt-euch-Ansprache gegeben. Das Gebäude war früher mal das Kraftwerk von East Rivermoor gewesen und ungefähr hundert Jahre alt. Eigentlich hatte das Museum hier einziehen wollen, aber die Priory hat mehr Geld als die Regierung, also wurde das Haus unser neuer Trakt für Geschichte, Kunst und Sozialwissenschaften. Das muss Millionen gekostet haben. Aber he y – ist doch nur Geld! Und hier ging es schließlich um unsere Bildung!
    Ella und ich waren eine Viertelstunde zu früh dran. Wir standen vor dem Klassenzimmer herum und ich versuchte, möglichst gelangweilt auszusehen. Ich wollte in Gegenwart der Neuen auf keinen Fall so wirken, als könnte ich die Ankunft unseres Geschichtslehrers M r Carter kaum noch erwarten. Na ja, und überhaupt. Das Leben in der Schule ist manchmal gar nicht so einfach. Das richtige Maß zu finden. Engagement zu zeigen ist zum Beispiel okay, aber wehe, man
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