Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Manche Maedchen raechen sich

Manche Maedchen raechen sich

Titel: Manche Maedchen raechen sich
Autoren: Shirley Marr
Vom Netzwerk:
sogar dieselben Fächer gewählt, damit sie jede Stunde zusammen sein können. Sie könnten glatt als Zwillinge durchgehen. Und sie heißen auch noch beide Jane! Wir nennen sie aber immer nur die Blond-Girls.“
    Ich lachte über meinen eigenen Witz.
    Ella starrte eine Ewigkeit zur Tür.
    „Und wer ist ‚wir‘?“
    „Lexi, Mariann e – und ich natürlich.“
    Ella ließ die Blond-Girls nicht aus den Augen.
    „Das ist ziemlich gemein“, sagte sie schließlich. „Sie sind so hübsch!“
    „Sie sind nicht hübsch. Sie sind die Gehässigkeit auf vier Beinen! Du hast keine Ahnung, wie die drauf sind. Letztes Wochenende zum Beispiel haben wir die zwei zufällig am See getroffen und ich hatte ein weißes Kleid an, doch dann hat mir Jan e …“
    Aber Ella hörte mir schon gar nicht mehr zu. Stattdessen begann sie, ihr Federmäppchen auszupacken. Darin befanden sich ein riesiger Radiergummi in Form eines Pandabären und drei kleine Radiergummis: ein Pinguin, ein Delfin und ein Mondfisch. Sie legte sie sorgfältig nebeneinander auf den Tisch.
    Eine schmale Gestalt warf ihren Schatten auf uns.
    „Neu, hä? Wie heißt du?“
    Ich sah von der Tischplatte auf. Vor uns stand Jeremy Biggins. Auch Ella hob zaghaft den Kopf. Biggins’ Kumpel Smalls warf uns derweil lüsterne Blicke zu.
    „Ich heiße Ella. Und du?“
    „Biggins. Jeremy Biggins. Na, Ella-Propella, fliegst du auf mich?“
    „Wie bitte?“
    „Ignorier ihn einfach“, sagte ich.
    „Ach, komm schon, Ella, bist d u … meine Cinderella?“
    Biggins stützte sich mit seinen schmierigen Pfoten auf unseren Tisch.
    „Lust auf ’ne Scheibe Mortadella, Ella?“
    Aus den Augenwinkeln sah ich, wie sich Smalls vor Lachen kringelte. Ich hatte die Nase voll von diesem Kinderkram und schlug Biggins blitzschnell mit der Handkante gegen das Handgelenk.
    „Aua!“, jaulte Biggins und nahm seine Hände vom Tisch. Keine Ahnung, was schneller rot wurd e – sein Handgelenk oder seine Wangen.
    „Sehr gut“, sagte ich. „Ich hoffe, ich hab dir was gebrochen.“
    „Du miese, klein e …“
    Ich stand auf. Ich war einen halben Kopf größer als Biggins.
    „Das sollte dir eine Lehre sein. Besser, du hältst in Zukunft den Mund. Und sag deinem Freund da drüben, dass er lieber auch die Klappe hält. Keine Ahnung, wieso ausgerechnet du Big -gins heißt, wo du doch so ein Winzling bist. Ich meine, sogar dein Freund ist größer als du, und der heißt Smalls . Lustig, findest du nicht? Los, komm, Ella.“
    Ich zog sie vom Stuhl und quer durch den Raum zur Tür, obwohl sie sich mit Händen und Füßen dagegen wehrte.
    „Du hast einen Mitschüler angegriffen! Das gibt Ärger!“, brüllte Biggins mir hinterher.
    „Tu doch nicht so! Du hast es doch drauf angelegt!“, schrie ich zurüc k – und dummerweise direkt in M r Carters Ohr.
    „Entschuldigen Sie, Miss Boans, wie darf ich das verstehen?“, fragte M r Carter erschrocken.
    „Fragen Sie ihn“, zischte ich wütend.
    Noch ehe M r Carter etwas entgegnen konnte, schubste ich Ella zur Tür hinaus und zusammen flitzten wir davon. Diesmal musste ich Ella nicht mal Beine machen. Im Gegenteil, ich hatte richtig Mühe hinterherzukommen, als sie mit einer halben Länge Vorsprung durch den Südflügel rannte und dabei sogar die neuen italienischen Fliesen vergaß.
    M r Carter schaute uns verdattert nach. In aller Eile versuchte er, die Blond-Girls ins Klassenzimmer zu schieben. Doch ich spürte noch, wie sich ihre kalten blauen Augen in meinen Hinterkopf bohrten.
    Es heißt ja immer, dass alle Töchter eines Tages genau so werden wie ihre Mütter. Ich verabscheue meine Mutter zutiefst, aber ich werde mich meinem Schicksal wohl oder übel beugen müssen. Ich bin hitzköpfig und unvernünftig. Jeder weiß das. Und ich mache dämliche Sachen, ohne vorher darüber nachzudenken. Genau wie meine Mutter.
    „Ist alles okay?“, fragte ich Ella, als ich sie endlich eingeholt hatte.
    „Nichts ist okay!“, blaffte sie zurück.
    Sie rüttelte an der Glastür am Ende des Gangs und versuchte, sie aufzuziehen.
    „Hey, jetzt mach dir wegen Biggins und Smalls bloß keine Gedanken. Das sind Vollidioten. Die sind immer so drauf. Also wenn’s nach mir ging e …“
    „Die beiden sind mir doch total egal!“
    „Was soll das denn heißen?“
    „Ich fasse es einfach nicht, dass du mich vor der ganzen Klasse in so eine peinliche Situation gebracht hast! Das ist mein erster Tag an so einer angesehenen Schule und überhaup t … Was sollen die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher