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Manche Maedchen raechen sich

Manche Maedchen raechen sich

Titel: Manche Maedchen raechen sich
Autoren: Shirley Marr
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interessiert, was ich zu sagen hab e – was wir zu sagen haben! Und woher weiß ich überhaupt, dass Sie die Begegnung in der Küche nicht bloß inszeniert haben? Um mich weichzukochen?“
    „Moment mal“, erwidert Dr . Fadden, „wenn ich mich recht erinnere, wollten Sie doch unbedingt in die Küche gehen. Ich habe Sie jedenfalls nicht gezwungen, Ihrer Freundin in die Arme zu laufen und ihr die Haare auszureißen.“
    Er klingt, als wollte er sich rechtfertigen. Ich öffne den Mund, schließe ihn aber gleich wieder.
    „Ich möchte Ihnen nur helfen, Eliza. Aber wie soll ich Ihnen helfen, wenn Sie nicht mit mir reden?“
    „Glauben Sie mir, ic h – wir all e – haben uns den Mund fusselig geredet. Meinen Sie, das hat irgendwas genützt? Dann würde ich jetzt ja wohl kaum hier sitzen. Ich will nicht mehr reden. Punkt.“
    Dr . Fadden seufzt.
    „Tja, dann wird es wohl doch so kommen, wie Ellas Mutter gesagt hat. Sie bleiben im Gefängnis, bis sich kein Mensch mehr um Sie schert. Ella wird bald zu Hause sein. Dort warten ein heißes Bad auf sie und frische Kleider, ein gemütliches Zimmer und ein Bett. Sie wird ihr altes Leben weiterleben und Sie und Ihre Freundinnen eines Tages einfach vergessen.“
    Dr . Fadden lehnt sich zurück.
    „Eines Tages wird sie zur Uni gehen. Vielleicht wird sie ihren Traumjob bekommen. Sie wird von zu Hause ausziehen, einen netten Jungen kennenlernen, ihn heiraten und Kinder kriegen. Und irgendwann wird sie sich vielleicht fragen: ‚Hm, was wohl aus meiner Schulkameradin Eliza Boans geworden ist?‘ Vielleicht aber auch nicht. In jedem Fall werden Sie ihr völlig gleichgültig sein. Was bleibt Ihnen also anderes übrig, als mir zu vertrauen?“
    Er macht eine Pause und wartet auf meine Reaktion.
    „Fick dich.“
    Dr . Fadden hebt die Augenbrauen und beugt sich wieder vor. Ich mache es ihm nach.
    „Ich soll Ihnen vertrauen? Wie komm ich denn dazu? Ich kenne Sie doch gar nicht. Ich weiß ja nicht mal, wie Sie mit Vornamen heißen.“
    Er mustert mich. Seine Fingerspitzen berühren seinen Mund.
    „Brian.“
    „O h … schöner Name.“
    Ich kenne noch einen Brian. Aus der Schule. Er ist ein Nerd und ein Kotzbrocken. Und er kann es bestimmt kaum erwarten, sich endlich eine hübsche Villa in East Rivermoor zu kaufen, die er dann zu einer entzückenden Folterkammer umbauen kann.
    „Sie lügen“, sagt Dr . Fadden. „Brian ist ein scheußlicher Name. Ich weiß, dass Sie das denken. Ich sehe es Ihnen an.“
    Er mustert mich. Für einen Augenblick habe ich das Gefühl, dass er mich durchschaut hat.
    „Als ich so alt war wie Sie“, fährt Dr . Fadden fort, „musste ich eine riesige Brille tragen. Ich war ein richtiger Streber. Und die anderen Kinder nannten mich immer nur ‚The Brain‘.“
    Ich ringe mir ein Lächeln ab. Warum erzählt er mir das alles? Macht er jetzt einen auf seelenverwandt, um mich um den Finger zu wickeln? Funktioniert leider nicht.
    Ich sehe mir Dr . Fadden noch einmal genauer an. Er trägt keine Brille. Er sieht gut aus. Er sieht nicht aus wie ein Streber. Er sieht eher aus wie ein Lügner. Wenn ich eins gelernt habe, dann das: Traue nie einem süßen Jungen!
    „Eliza, Sie sagen, dass Sie mir nicht vertrauen können. Aber ist Ihnen schon mal in den Sinn gekommen, dass es mir noch viel schwerer fallen könnte, Ihnen zu vertrauen?“
    Ich schweige.
    „Lassen Sie uns doch mal über Alexandria sprechen.“
    Dr . Fadden fischt etwas aus seinem Pappordner und schiebt es mir zu. Ein Foto von Lexi.
    Lexi ist, meiner bescheidenen Meinung nach, das schönste Mädchen der Schule. Jane Ayres, eines der Blond-Girls, mag vielleicht langbeinig, schlank und blauäugig sein, aber sie ist genauso platt und künstlich wie ihre blondierten Haare. Lexi hingegen sieht aus wie diese Frauen auf den Herz-Schmerz-Romanen, die meine Mutter immer im Dreierpack am Flughafen kauf t – ihrem zweiten Zuhause. Drei zum Preis von einem!
    Auf dem Foto, das Dr . Fadden herausgekramt hat, sieht Lexi aus wie eine Nutte auf Koks.
    Nachdem wir gestern ohne viel Tamtam auf die Wache gebracht worden waren, haben sie zuallererst Fotos von uns gemacht. Erst danach wurden wir getrennt. Ich frage mich, ob in einem anderen Verhörzimmer jemand genau in diesem Moment Lexi mein Foto unter die Nase hält. Ich will gar nicht wissen, wie ich darauf aussehe.
    Falls Lexi überhaupt noch hier is t – und nicht längst freigekauft und über alle Berge.
    Am Tag, nachdem wir Ella kennengelernt hatten, gingen
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