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Einsam, zweisam, dreisam

Einsam, zweisam, dreisam

Titel: Einsam, zweisam, dreisam
Autoren: Thommie Bayer
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Z um Beispiel:
    Ein amerikanischer Filmregisseur in den vierziger Jahren stellt sich den Himmel als einen Platz vor, an dem Irving Berlin, Cole Porter und George Gershwin Poker spielen. Wenn einer von ihnen vier Asse hat, dann sind das As-dur, As-moll, As-major-seven und as Marilyn got her Skirt blown up by the goddam Luftschacht.
    Für einen französischen Regisseur wäre Catherine Deneuve die beste Wahl für die Rolle von Gott. Yves Montand könnte die Mutter Maria spielen. Isabelle Huppert und Nathalie Baye als Heiliger Geist würden abwechselnd den großen Citroen durch die Wolken steuern.
    In Italien so etwa dasselbe, nur haben die Frauen riesengroße Brüste und steht mehr Essen auf dem Tisch.
    In England kommt man gar nicht auf so eine Idee, denn erstens würde die Schauspielergewerkschaft verlangen, daß zwei Drittel Engländer auf ein Drittel Engel kommen, und zweitens würde Hitchcock auf seiner obligatorischen Nebenrolle bestehen.
    Grund genug, die ganze Sache zu vergessen, oder?
    Ein deutscher Regisseur (wir verraten nicht, welcher) könnte sich nicht entscheiden, ob er Angela Winkler, Angela Winkler oder Angela Winkler als Maria besetzen soll.
    Aber die Filmleute sind wohl die einzigen, die sich den Himmel mit Vorspann und Musik vorstellen. Ein Lastwagenfahrer wird eher eine kerzengrade Autobahn vor seinem geistigen Auge sehen. Ohne Geschwindigkeitsbegrenzung, aber dafür mit Captagon-Tankstellen alle zwanzig Kilometer.
    Ein Polizist (wir verraten nicht, welcher) träumt von einer Art Amok-Avus, auf der er den Wasserwerfer mal so richtig bis Hundertzwanzig hochjaulen kann, und ein Melancholiker aus der provinziellsten Großstadt Deutschlands stellt sich Gott so ähnlich wie seinen Turnlehrer vor.
    Wir sind da ganz anderer Ansicht. Etwa der, daß im Himmel eine straffe Organisation herrscht. Auch in dem Teil, der für die sogenannte Freie Welt zuständig ist, also Amerika-Erde, Europa-Erde und noch ein paar Gegenden mehr.
    Zwar wird in katholischen Kreisen etwas mehr gegessen und getrunken, in evangelischen dagegen eher Leibesertüchtigung getrieben und bei den Orthodoxen getanzt und gemalt, aber allen gemein ist die strenge Hierarchie und die heitere Unterordnung der Menschen.
    Das heißt, Mensch ist man ja nicht mehr, wenn man erst mal im Himmel gelandet ist. Eher Seele.
    Es gibt wohl den einen oder anderen buddhistischen, hinduistischen oder islamischen Manöverbeobachter, aber alles in allem ist die Stimmung im christlichen Himmel vom entsagungs- und gemütvollen Charakter der Christen geprägt.
    In der Sektion Europa-Erde ist die Gelassenheit allerdings auf manchem Gesicht nur vorgetäuscht. Erst in den letzten Jahrtausenden haben sich die Machtverhältnisse verschoben, und es gibt noch manchen Unentwegten, der dem alten Himmel, wie er noch in seiner Jugend war, nachtrauert. Und nicht nur das.
    Vor allem die Griechen, die stärkste Fraktion der Unzufriedenen, sind Sand im Getriebe. Sie sabotieren den christlichen Himmel, um das «Scheiß-System», wie sie es nennen, «ganz gezielt zu schwächen».
    Agenten!
    So manche zynische Zote kann man hören, wenn man in der Baby-Herstellung und im Baby-Versand in die Nähe von kleinen Grüppchen dunkelhaariger, fanatisch dreinschauender Männer kommt. Und wenn keiner hersieht, vertauschen sie die Babies.
    Die arglosen Himmelsmanager auf der Verwaltungsebene haben keine Ahnung von diesen Machenschaften. Sie sind sogar so naiv, an «Himmlisches Versagen» beziehungsweise «Schusseligkeit» zu glauben, wenn mal eine Reklamation kommt.
    So geht das nun schon seit Jahrhunderten.
    Die Presbyterianer-Abteilung in der USA -Halle hat nur ein einziges Förderband. Der «Geburtenservice», der für dieses Band zuständig ist, weiß genau den Tagesbedarf an Babylieferungen für presbyterianische Haushalte. Der Agent der OEF , so kürzt sich die Olympische Einheitsfront ab, hatte leichtes Spiel, als er in der Mittagspause wieder einmal ein halbfertiges Baby vom stehenden Band nahm, es durch ein ebenso halbfertiges aus der Deutschland-Halle ersetzte und schnell wieder zurückhastete, um das gestohlene Ami-Baby in die Lücke des Bandes bei der deutschen Babyherstellung zu schmuggeln.
    Die deutsche Babyherstellung heißt «Selbstverwirklichungs-GmbH».
    Keiner merkte was. Die Aktion lief so glatt wie immer, denn die Unterschiede in den einzelnen Babymodellen sind innerlich. Von außen sieht eines wie das andere aus.
    So kam Joe nach Freiburg.
    Mit der eingebauten
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