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Einsam, zweisam, dreisam

Einsam, zweisam, dreisam

Titel: Einsam, zweisam, dreisam
Autoren: Thommie Bayer
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Meistens jedenfalls. Später parkt er den Wagen auf dem Hotelparkplatz. Allerdings stehen keine anderen Wagen da.
    Malcolm erzählt den ganzen Abend. Fernsehen brauchen die hier nicht.
    Sie schlafen miteinander vor dem Spiegel sitzend und sehen einander nur in die Augen dabei. Dann liest sie aus ihrem Buch. Es heißt «Die Kinder der Finsternis».
    Mitten in der Nacht wachen sie auf und schlafen miteinander, als wollten sie sich zerfetzen. Es tut weh.
    Am dritten Tag fährt Sig bis nach Windermere. Er ist völlig fertig, als er am Ortseingang das Steuer an Regina abgibt. Achtundzwanzig entgegenkommende Autos. Und alle auf der falschen Seite.
    Sie machen eine Bootsfahrt auf dem Lake Windermere und kaufen einen Ring für Regina. Opal mit Silberfassung. In einem kleinen Laden findet Sig eine Schallplatte von Paul Brady, die es in Deutschland nicht gibt. Regina verspricht, sie ihm auf Kassette aufzunehmen, und er schenkt sie ihr.
    Nach einem italienischen Essen sind sie richtig ausgelassen und fühlen sich wie neugeboren. In der Dämmerung schlafen sie miteinander auf einem Waldweg im Auto. Sie kippen den Beifahrersitz, und Sig kniet auf dem Boden. Danach sind alle Scheiben beschlagen.
    «Das war jetzt richtig gefickt», sagt sie. Er traut sich nicht, nach Hause zu fahren.
    Am Abend sitzen sie wieder zu viert am Kamin. Malcolm spendiert Portwein. Später bittet Sara Regina, ihr beim Aussuchen einer neuen Tapete zu helfen. Als sie ins Zimmer kommt, ist Sig schon eingeschlafen. Zuviel Portwein.
    Am vierten Tag patscht Sig einer freundlichen Kuh auf die breite Nase. Sie steht jenseits eines Zauns. Als sie den Kopf hebt, zieht er erschrocken die Hand zurück.
    Er will sich am Steuer eine Zigarette anzünden. Regina schreit, das solle er gefälligst bleiben lassen, so gut fahre er noch nicht. Er findet, sie übertreibe, und sie schreit nur noch lauter. Er bremst abrupt auf dem Seitenstreifen und läßt sie ans Steuer. Sie schweigen den ganzen Heimweg über.
    Auf dem Zimmer versucht er, sie aus dem Gedächtnis zu zeichnen, während sie allein spazierengeht. Es geht nicht. Er ist wütend auf sie. Geschrei kann er nicht leiden.
    Sara gewinnt den ganzen Abend über beim Scrabble. In der Nacht versuchen sie miteinander zu schlafen, aber sie brechen mittendrin ab, weil sie beide nicht ganz da sind.
    Am fünften Tag sitzt Regina eine halbe Stunde für ihn still, und Sig gelingen zwei ganz passable Studien von ihr.
    Cumberland ist eine Traumwelt. Die Neuzeit ist hier nur zu Besuch. Er fährt viele Meilen, ohne Schweißausbruch. Manchmal kuppelt er noch zu früh aus und muß stärker bremsen als nötig. Als er etwas zu selbstsicher wendet, gräbt er einen kleinen Vorgarten um. Sie begehen Fahrerflucht mit quietschenden Reifen.
    Abends liest Regina vor.
    «Nicht», sagt sie, als er seine Hand unter der Decke nach ihr suchen läßt, «noch Pause.»
    Am sechsten Tag fahren Sara und Regina nach Windermere, um Besteck zu kaufen. Sig spaziert alleine durch die Gegend. Er will nie wieder weg aus dieser weichen Welt. Irgendwo im Wald überkommt ihn die Lust, sich selbst zu berühren. Er tut es nicht, aber glaubt zu wissen, wie sich die Frühlingsluft auf seiner Blöße anfühlen müßte. Für einen Moment zieht er die Hosen herunter, uni zu sehen, ob er recht hat.
    Später hilft er Malcolm beim Ausräumen einer unbenutzten Garage. Malcolm. ist ein bißchen zu jovial. Er macht augenzwinkernde Männerwitze, die er mit Wir-beide-wissen-Bescheid-Boxhieben auf Sigs Arm würzt.
    Sig ist froh, als Regina und Sara zurückkommen. «Ich brauche dich», sagt er abends im Bett.
    «Wir können nach Gretna Green fahren und heiraten», sagt sie.
    Er soll die Pause noch respektieren, sie möchte jungfräulich in die Ehe gehen. «Spirituell bessere, sagt sie. Rücken an Rücken schlafen sie ein, damit die Verlockung nicht doch noch siegt.
    Ein gespenstischer Wind weht ums Haus, als Sig in der Nacht wach wird. Regina ist nicht da. Das Zimmer ist hell erleuchtet vom Mond. Er zieht sich an.
    Sie geht sicher spazieren. Ihm ist unwohl bei dem Gedanken, sie könnte allein durch diese Gespensternacht gehen. Er will sie finden.
    Er nimmt den Weg zum Waldrand. Wenn sie in den Wiesen ist, kann er sie von dort im Mondlicht sehen. Das ganze Hotel ist dunkel. Nur in ihrem Zimmer brennt Licht. Er hat vergessen, es auszuschalten.
    Der Weg macht eine Serpentine. Nachdem er sie gegangen ist, sieht Sig auch im Garagenhaus ein erleuchtetes Fenster. Der obere Stock ist als
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