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029 - Verfluchte aus dem Jenseits

029 - Verfluchte aus dem Jenseits

Titel: 029 - Verfluchte aus dem Jenseits
Autoren: Larry Brent
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    Unheimliches
geschah.
    Es
war die Gruft einer Toten. Eleonora Crowden war hier am 23. März beigesetzt
worden. Die Gesetze des Lebens und Sterbens schienen in diesen Minuten ihre
Gültigkeit verloren zu haben.
    Außer
der pergamentartigen, mit Spinnweben überzogenen Leiche hielt sich eine zweite
Person in der gemauerten Grube auf, deren schwere Abdeckplatte verschoben war,
so daß eine breite Öffnung gähnte, durch die bequem ein Mensch einsteigen
konnte. Das hatte jener zweite Mensch offensichtlich getan… Er war ebenfalls
eine Frau, jung, gutaussehend, voller Leben… Voller Leben?
    Sie
konnte kaum noch auf den Beinen stehen, während das Blut aus einer Fingerwunde
rann und auf die Mumienhaut der Leiche tropfte, die sich zu bewegen begann! Mit
jedem Tropfen, der aus dem Finger quoll, wurde die junge Frau schwächer. Sie
konnte sich nicht mehr auf den Beinen halten und mußte sich an der Seitenwand
der Gruft abstützen. Spinnweben blieben an ihren Fingern haften. Sioban
Coutreys Atem wurde flacher. Wie in Hypnose, langsam und bedächtig, ging sie in
die Knie.
    Der
Glanz in ihren Augen verlor sich, ihre Bewegungen wurden zusehends matter,
während sie immer noch die blutende Hand über die ausgemergelte Leiche der
Eleonora Crowden hielt, ohne zu merken, daß die Tote unter den uralten
Spinnwebschleiern sich regte…
     
    ●
     
    Das
Ganze war wie ein Alptraum.
    Etwas
von der Unwirklichkeit und Ungeheuerlichkeit des Geschehens drang noch bis in
ihr Unterbewußtsein, das einem anderen Willen gehorchte. Ich darf nicht hier
sein, hämmerte es in ihrem fiebernden Hirn… Was tu ich hier? Warum bin
ich nicht im Gasthaus? Da gehöre ich doch hin! Die Schmerzen in meiner Hand…
das Blut… warum ist das alles so…? Eine Sekunde schien es, als wolle sie
sich von dem Grauen losreißen. Ein klarer Blick trat in ihre Augen, die sich
gleich darauf schon wieder verschleierten. Die Macht der Hypnose, die in sie
gepflanzt worden war, ergriff sie wieder voll. Die seit über hundert Jahren in
dieser Gruft liegende Leiche erhob sich. Die eingefallenen Augen begannen auf
unheimliche, unerklärliche Weise zu pulsieren, als würde dahinter ein Herz
schlagen…
    Blubbernd
wurden die eingesunkenen, vertrockneten Lider nach vorn gedrückt, die welke,
pergamentartige Haut wurde straffer und glatter, die ausgedörrten Adern bekamen
wieder Volumen. Das Blut Sioban Coutreys floß jetzt in ihnen. Jeder Tropfen war
durch die brüchige Haut in den Körper der Leiche gesickert.
    Sioban
Coutrey sank leblos zurück, während Eleonora Crowden mit satanischem Grinsen um
die harten Lippen in die Höhe kam.
    »Leben…«,
kam es dann wie ein Hauch aus dem Mund der Alten. »Ja… Leben… die Toten werden
leben, und die Lebenden auf der Strecke bleiben. Es lebe die Macht der
Crowdens, die Macht der Dämonensonne!«
    Sie
zerriß die Spinnweben, und ihre Augenlider klappten in die Höhe. Da erst war zu
sehen, daß sich dahinter keine Augäpfel befanden, sondern Löcher, in denen eine
geheimnisvolle Schwärze pulsierte, die nicht zu enden schien… »Die Stunde, auf
die ich gewartet habe, ist gekommen…«, wisperte es aus der Kehle der von den
Toten Auferstandenen wie böses Raunen an einem unheiligen Ort. »Mehr als
hundert Jahre hat es gedauert… doch nun kann geschehen, was einst verschoben
werden mußte. Ich, Eleonora Crowden, habe die Signale von drüben verstanden…
Ich werde bereit sein.« Sie verließ den Platz, auf dem ihre Hülle seit 1856
gelegen hatte. Sioban Coutrey merkte von alledem nichts mehr. Totenbleich lag
sie in der Ecke neben der Ruhestätte der Toten. Die Spinnweben, die Eleonora
Crowden von sich abstreifte, klebten zum Teil auf der jungen Irin. Die Gruft
war zu Siobans Grab geworden. Eleonora Crowdens morsches, zerschlissenes
Totengewand raschelte, als sie durch die Gruft ging, in der sie bequem aufrecht
stehen konnte. Sie kletterte nicht nach oben durch den bestehenden Spalt,
sondern ging direkt auf die Wand zu, die die Gruft am Fußende des steinernen
Sarges begrenzte. Die Steine waren grob und die Fugen dazwischen unregelmäßig
und schief. Eleonora Crowden richtete ihre leeren Augenhöhlen auf eine
Mauerfuge, in der vor langer Zeit, rein zufällig wie es schien, einige tiefe
Kerben geraten waren. Diese Kerben aber waren nichts anderes als Zeichen. Sie
hatten eine bestimmte Bedeutung und waren von geheimnisvollem, magischem Leben
erfüllt. Zwischen den Linien in dem alten Mörtel und der Blickrichtung der
toten, leeren
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