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Einsam, zweisam, dreisam

Einsam, zweisam, dreisam

Titel: Einsam, zweisam, dreisam
Autoren: Thommie Bayer
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Dann wird es nachdenklich, dann fast so etwas wie bestürzt. Er zündet sich eine Zigarette an, sieht dem Wesen direkt in die Augen und fragt:
    «Wie meinst du das?»
    «Na, ganz einfach», sagt das Wesen, «du hast mich gerufen, und ich will wissen, wozu.»
    «Gerufen? Ich hab dich erschaffen. Ich meine, ich bin dabei, dich zu erschaffen. Ich schreib dich hier einfach so hin.»
    Das Wesen lächelt amüsiert, nimmt Thommies Zigarette aus dem Aschenbecher und zieht daran:
    «Erschaffen, so? Frag mal Gott, wie das Erschaffen geht. Frag ihn auch gleich, was seine Schöpfung mit ihm vorhat.»
    «Mit ihm?» Nun ist Thommies Ausdruck eindeutig bestürzt. «Die Schöpfung mit ihm?»
    «Ich fürchte, du wirst dich noch ziemlich wundern», sagt das Wesen. Thommie scheint die Fassung wiedergewinnen zu wollen. Er hat ein Detektivgesicht aufgesetzt: «Wenn du all das weißt, was du zu wissen vorgibst, woher weißt du es?»
    «Weiß nicht», sagt das Wesen und zuckt die Schultern. «Aber laß es uns andersrum versuchen. Wie soll ich sein?»
    Thommie stottert ein bißchen: «Also… äh… schlagfertig und so ein bißchen… äh… arrogant … Ich meine so ein bißchen im Besitz der einzigen Wahrheit, oder so … vielleicht so ein bißchen undurchsichtig.»
    «Soll ich dir ähnlich sein?»
    «Nein, um Gottes willen! Höchstens so ein bißchen, was du denkst und so. Aber nicht sehr.»
    «Gut», sagt das Wesen, «da muß man aufpassen. Wenn man mir eine verpaßt, hast du den blauen Fleck. Was erlebe ich denn?»
    «Oh», Thommie strahlt, «eine richtige Liebesgeschichte. Richtig toll, mit einer wunderbaren Frau.»
    «Aha», sagt das Wesen mißtrauisch, «und wie geht sie aus?»
    «Das weiß ich nicht, du mußt sie erst erleben.»
    «Ich weiß nicht,. ich weiß nicht», murmelt das Wesen.
    Thommie schreibt in sein Buch. Das Wesen sieht sich in der Kneipe um. Das Wesen denkt:
    Regina du fehlst mir. Du fehlst mir so. Hast mir schon gefehlt als du noch da warst, jetzt fehlst du nur noch mehr. Das heißt, jetzt fehlst du anders. Ich muß mir dich vorstellen. Ganz alleine. Als du da warst, hast du die Vorstellung, die ich mir von dir machen sollte beeinflußt.
    Du hast dich mir als Idee angeboten. Ich sollte ausprobieren, ob du eine gute Idee bist, und du würdest dann entscheiden ob du diesen Prototypen in Serie gehen lassen wirst. Du haus geübt. Hast mich als Vorkoster benutzt.
    Und ich hab das alles für ein Versprechen gehalten.
    Deine Hände, dein Gesicht, dein Körper und dein Schweigen … alles hat mir etwas versprochen. Wolltest du das einlösen? Ich warte. Ich warte schon lang und fühl mich langsam angebrannt. Angebrannt an den lebenswichtigen Stellen in mir.
    Du hast mir immer so viel von dir gegeben, daß ich süchtig bleiben mußte. Einen Entzug hast du nicht zugelassen. «Hab Geduld, es kommt noch was», schienst du immer zu sagen. Es kommt noch was? Wo ist es? Ich warte Ich habe noch nichts davon gesehen.
    Anfangs dachte ich, es kommt von hinter deinem Stöhnen, wenn du mit mir schläfst. Aber vielleicht war das Stöhnen, wenn du mit mir schläfst. Aber vielleicht war das Stöhnen schon alles? Einfach nur ein Geräusch, das zur Lust gehört. War das schon das Wirklichste, das Geheimste? Daß du Lust empfinden kannst an mir?
    Ich habe nach dir gesucht. Ich suche immer noch. Ich habe dir Namen gegeben. Helle, dunkle, gläserne, eiserne. Und keinen wolltest du tragen. Du hast meine Namen abgestreift, als wären sie billige Fummel, die man für Fasching kauft und an Aschermittwoch wegschmeißt. Damit ich dich nicht fassen konnte.
    Ja, ich wollte dich fassen. Fassen, nicht fesseln. Ich wollte dir gut sein. Ich hätte dich nicht abgefressen, wie ein Hund den Gummibaum. Ich hätte dich nicht ausgespuckt.
    War das die nächste Nähe, daß ich Lust empfinden darf an dir? Immer hast du was in der Hinterhand, immer gibst du mir Zeichen, daß noch was kommt, daß ich mich nicht satt essen soll vor der Zeit. Vor welcher Zeit denn? Wann kommt die? Wer kriegt dich?
    Ich hab manchmal das Gefühl, du könntest von meiner Einzigartigkeit nicht sehr überzeugt sein. Ich bin aber einzigartig. Ich bin keine Kaufhauspizza, die man eben noch mal bestellt, wenn man sie runtergeschmissen hat. Ich bin kein Stellvertreter. Ich repräsentiere nichts. Ich bin ich.
    Warum sagst du nicht «Ja» zu mir? Zu jedem Menschen muß ein anderer ja sagen, sonst existiert er nicht.
    Ach Regina, gibst du es nicht her, oder hast du es nicht? Dein Geheimnis ist,
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