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Zorn und Zärtlichkeit

Zorn und Zärtlichkeit

Titel: Zorn und Zärtlichkeit
Autoren: Johanna Lindsey
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1

     
    ANFANG MAI 1541,
    ABERDEENSHIRE, SCHOTTLAND
    Ein strahlend heller Mond brach sich Bahn zwischen den Wolken, die der Wind über den Himmel jagte, schien auf das Hochlandmoor herab und verwandelte fünf Männer in schwarze Schatten. Sie warteten hinter einer steilen Klippe über dem Fluss Dee, dessen Silberband sich durch das breite Tal zwischen den Cairngorm-Bergen und dem mächtig aufragenden Lochnagar wand.
    Ein ungestümer Bach, angeschwollen vom geschmolzenen Schnee, vereinigte sich mit dem Dee. Dieser Strom durchquerte Glen More, wo MacKinnions kleine Pachtgüter das spärliche fruchtbare Land vereinnahmten.
    Stille lag über dem Tal. Die fünf Männer hörten nur die Melodie des rauschenden Wassers tief unten und ihre eigenen rauhen Atemzüge. Sie kauerten hinter der Klippe und froren in ihren nassen Kleidern, denn sie hatten eben erst den Fluss durchwatet.
    Nun warteten sie, bis der Mond seinen Zenit erreichen und keine Schatten mehr werfen würde. Dann wollte der größte von ihnen das Zeichen zum Aufbruch geben, und sie würden ihr bitteres Werk beginnen. Seine Clangefährten waren ebenso erregt wie er.
    »Der Mond steht schon hoch am Himmel, Sir William.«
    William zuckte zusammen. »So ist es«, bestätigte er und verteilte die grün, goldgelb und grau gestreiften Tartans, die er für diese Nacht hatte anfertigen lassen. »Dann wollen wir anfangen, und wir wollen es richtig machen. Wir stoßen den Schrei des Clans Fergusson aus, nicht unseren eigenen. Und tötet sie nicht alle, sonst bleibt keiner übrig, der erzählen kann, wessen Schrei er gehört hat.«
    Die fünf Männer verließen ihr Versteck und holten ihre Pferde. Schwerter wurden gezogen, Fackeln entzündet. Einen Augenblick später zerriss ein grausiger Kriegsschrei das nächtliche Schweigen. Sieben Pachtgüter lagen auf ihrem Weg, doch sie wollten nur drei überfallen, denn MacKinnions Pächter waren nicht nur tüchtige Bauern, sondern auch erfahrene Kämpfer, und der einzige Vorteil der kleinen Reiterschar lag in einem Überraschungsangriff.
    Die Familie auf dem ersten Pachtgrundstück war eben erst erwacht, als eine Fackel ihre kleine Hütte in Brand steckte. Rasch fraßen die Flammen ihr Heim auf. Ihr Vieh wurde geschlachtet, doch das Schwert blieb dem Pächter und seinen Angehörigen erspart. Dies war kein Segen, denn im Gefängnis der Feuerhölle starben sie einen tausendmal qualvolleren Tod.
    In der zweiten Hütte wohnte ein jungverheiratetes Paar. Die Frau war erst fünfzehn Jahre alt. Der Kriegsschrei weckte sie und erfüllte sie mit Entsetzen - und ihr Grauen wuchs, als sie das angstverzerrte Gesicht ihres Mannes sah. Er zwang sie, unter dem Bett Zuflucht zu suchen, dann rannte er hinaus, um dem Angriff zu begegnen. Sie erfuhr nicht mehr, was mit ihm geschah. Rauch sammelte sich in dem strohgedeckten Häuschen und erstickte sie. Der Wunsch, sie hätte sich ihrem Bruder nicht widersetzt und besser auf ihren Liebsten verzichtet, kam zu spät. Es war für alles zu spät.
    Das dritte Pachtgut, ein größerer Bauernhof, wurde nicht ganz so hart getroffen. Hier lebte der alte Ian mit seinen drei erwachsenen Söhnen, einer Schwiegertochter, einem Enkel und einem Diener. Glücklicherweise war Ian ein schlechter Schläfer, und so erwachte er und sah, wie die Hütte der jungen Eheleute angezündet wurde. Er rief seine drei Söhne zu den Waffen und schickte den Enkel zu den Nachbarn, um sie zu warnen. Danach sollte Simon zum Gutsherrn laufen.
    Vor Ians Hütte stießen die Brandstifter auf Widerstand, sahen sich vier starken Kämpfern gegenüber. Ian konnte seine Keule immer noch kraftvoll schwingen, und er setzte sich erstaunlich lange zur Wehr. Einer seiner Söhne starb, ein zweiter wurde verwundet und der alte Ian niedergestreckt, bevor der Kriegsschrei der MacKinnions aufklang, der die Angreifer in die Flucht schlug.
    In den dunklen Stunden vor der Morgendämmerung betrachtete ein wütender junger Gutsherr den Schauplatz der Verwüstung. James MacKinnion zügelte seinen starken Hengst im selben Augenblick, als sein Vetter und Freund, Black Gawain, ins Heim der Jungvermählten rannte - eine kleine Hütte, erst vor wenigen Monaten gebaut, um die Braut willkommen zu heißen. Nur die niederen Steinmauern und ein Teil des Daches waren von dem Häuschen übriggeblieben, in dem bis zu dieser Nacht Glück und Fröhlichkeit geherrscht hatten.
    Um Black Gawains willen hoffte Jamie, die Hütte würde leer sein, doch er wusste , dass dies nur ein
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